Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

108 Erſte Drdnung: Baumvögel; zweiundvierzigſte Familie: Ku>u>e,

warmen Tagen, wie Nuttall bemerkt, ſtundenlang ununterbrochen und ſelbſt no< während der Nacht. Coues vergleiht das Geſchrei mit dem der Höhleneule und verſichert, daß man unter Umſtänden leicht getäuſcht werden und in dem einen Schreier den anderen vermuten kann. Nah Coopers Beobachtungen ähnelt der Ruf au<h dem Stimmlaute einer Kröôte.

Der Regenku>u> iſt ein Schlüpfer, kein Läufer. Fm Gezweige der Bäume bewegt er ſih mit meiſenartiger Gewandtheit, zum Boden kommt ex ſelten herab, und wenn er hier wirklih einmal umherhüpft, geſchieht es in einer ungemein täppiſhen Weiſe. Der Flug iſt ſ<hnell und geräuſchlos, wird jedoch ſelten weit ausgedehnt, vielmehr beim erſten geeigneten Baume unterbrochen, da ſih der Vogel im Fnneren dihtwipfeliger Baumkronen am ſicherſten zu fühlen ſcheint. Wenn er ſeinen Weg dur< die Zweige nimmt, läßt er, laut Audubon, bald die Ober-, bald die Unterſeite ſehen.

Die Nahrung beſteht aus Kerbtieren und Früchten, namentlih Schmetterlingen, Heuſhre>en, haarigen Schmetterlingsraupen und dergleichen, und im Herbſte aus verſchiedenen Beeren. Wohl niht mit Unrecht ſteht auch ex in dem Verdachte, die Neſter kleinerer Vögel auszuplündern.

Coues bezeihnet unſeren Ku>u> als einen ſcheuen und unzuthulichen Vogel, der am liebſten ho<hſtämmige Waldungen bewohnt, jedo< au< in große, baumreiche Parks, ſelbſt in ſolche inmitten der Städte hereinkommt, in der Regel aber ſi< immer in den Zweigen verſte>t hält. Nur wenn ex einem fliegenden Kerbtiere durch die Luft nahfolgt, macht er ſich ſehr bemerklih; denn das metalliſche Olivengrau der Oberſeite ſchimmert dann in der Sonne und ſticht lebhaft von der ſhneeigen Unterſeite ab. Fn der Regel hört man ihn viel öfter, als man ihn zu ſehen bekommt, und au< wenn ex ſih: von einem Baume auf den anderen begibt, geſchieht dies in verſte>ter Weiſe. Beim Schreien ſißt er bewegungslos wie eine Bildſäule lange Zeit auf einer Stelle, und ebenſo ruhig verhält er ſi, wenn er einen verdächtigen Gegenſtand entde>t hat. Seine Neugier ſcheint niht gering zu ſein; wenigſtens beobachtet man ihn häufig, wie er forſhenden Auges aus dem dichteſten Gezweige hervorlugt, um ſih über irgend einen ihm ungewöhnlichen Gegenſtand genau zu vergewiſſern. Infolge ſeiner Plünderungen der Vogelneſter hat er ſich bei der geſamten kleinen gefiederten Welt höchſt verhaßt gemacht und wird, ſobald er ſih zeigt, ebenſo eifrig und heftig verfolgt wie unſer Ku>u>.

Das Fortpflanzung8geſchäft bietet inſofern etwas Merkwürdiges dax, als der Vogel ſeine Ku>ucksnatur doh niht ganz verleugnet, ſondern wenigſtens zuweilen ſeine Eier in anderer Vögel Neſter legt. Noch merkwürdiger iſt, daß das Weibchen die Eier, die es legt, ſofort bebrütet, und daß demzufolge die Fungen nicht gleichzeitig ausſhlüpfen. Das Neſt beſteht aus wenigen tro>enen Zweigen und Gras, iſt ſehr einfa, flach, dem der gemeinen Taube ähnlih und ebenſo auf wagerehten Zweigen befeſtigt, oft in Manneshöhe. Die L£ oder 5 Eier ſind länglih und von lebhaft grüner Färbung. „Als ih mi“, ſagt Audubon, „im Jahre 1837 im Anfange des Funi zu Charleston befand, wurde ih von einem Herrn Nhett eingeladen, auf ſein Grundſtü>k zu kommen, um dort das Neſt eines Vogels in Augenſchein zu nehmen. Es ſtand nahezu in der Mitte eines Baumes von mäßiger Höhe und wurde von dem Sohne des genannten Herrn leicht erreiht. Einer der alten Ku>kue, der darauf ſaß, verließ ſeinen Plaß erſt, nahdem ihm der Kletterer mit der Hand bis auf wenige Centimeter nahegekommen war; dann flog er lautlos einem anderen Baume zu Zwei junge Ku>ku>e, die faſt ſhon im ſtande waren, zu fliegen, verließen eiligſt ihre Wiege und krochen zwiſchen den Äſten hinaus, wurden hier aber bald gefangen. Das Neſt enthielt noh drei Kucku>ke, jedoch alle von verſchiedener Größe. Der kleinſte von ihnen war anſcheinend eben erſt ausgekrochen, der nächſtfolgende ſicherlih au<h nur ein paar Tage alt,