Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Negenku>u>: Bewegungen. Nahrung. Fortpflanzung. 109

während der größte von ihnen, der ſhon ziemlich befiedert war, im Verlaufe einer Woche hätte ausfliegen können. Neben dieſen Fungen lagen auh noh zwei Eier im Neſte, eins, das ſchon ein Junges enthielt, und ein anderes, das noh friſch war, alſo erſt kürzlich gelegt ſein konnte. Als wir alle die jungen Ku>u>e nebeneinander betrachteten, entde>ten wir zu unſerer größten Verwunderung, daß auh niht zwei von ihnen dieſelbe Größe hatten. Sie mußten zu verſchiedenen Zeiten ausgeſchlüpft und die größten drei volle Wochen älter ſein als die übrigen. Rhett verſicherte mich, dasſelbe bei einem zweiten Neſte beobachtet zu haben, und erzählte, daß darin von einem Paare während einer Brutzeit nah und nah elf junge Ku>u>e ausgebrütet und großgezogen worden wären.“ Audubons Entde>ung wurde ſpäter dur< Brewers Beobachtungen beſtätigt. „Das Weibchen“, ſchreibt dieſer ſeinem Freunde, „beginnt offenbar zu brüten, ſobald es das erſte Ei gelegt hat. Fch habe in dem Neſte ein Ei noh friſh gefunden, während in einem zweiten das Junge ſoeben die Scale dur<hbrechen wollte, und ebenſo habe ih Eier ausgehoben, die zum Ausſchlüpfen reif waren, während niht bloß kleinere, ſondern zum Ausfliegen fertige Junge in demſelben Neſte ſaßen.“

Nach Nuttalls ziemlih eingehenden Beobachtungen verläßt der Regenku>u> in der Regel ſeine Eier, wenn ſie berührt werden, bevor er mit dem Brüten begonnen hat, legt dagegen die wärmſte Zärtlichkeit gegen ſeine Jungen an den Tag und erſcheint in ſo großer Nähe eines das Neſt beunruhigenden Menſchen, daß man ihn faſt mit der Hand ergreifen kann. Wie viele andere Vögel auch, fällt unter ſolhen Umſtänden eins oder das andere der Eltern zum Boden herab, flattert, taumelt, ſpiegelt Lahmheit vor und gebraucht ſonſtige Künſte der Verſtellung, um den Eindringling von dem Neſte abzulo>en, gibt auh bei ſolcher Gelegenheit flägliche Kehllaute zu- hören, die man ſonſt niht vernimmt. Während das Weibchen brütet, verweilt das Männchen in ſeiner Nähe, hält treue Wacht und warnt die Gattin vor jedem ſih nahenden Feinde. Nach dem Ausſchlüpfen der Fungen vereinigen ſi beide in aufopfernder Weiſe, um die gefräßige Brut großzuziehen. Newton beſtätigt Nuttalls Angaben, beobachtete aber au einen Fall von Gattentreue, der Erwähnung verdient. Als er ein Männchen erlegt hatte und dieſes kreiſhend zu Boden fiel, erſchien das Weibchen augenbli>li< und begann, ſich verſtellend, über den Boden wegzuflattern, ebenſo als ob ſeine Fungen in Gefahr geweſen wären. Ein Neſt, das der leßtgenannte Beobachter auffand, ſtand wenig verſte>t auf einem niedrigen Zweige und war ſo klein, daß es eben nur hinreichte, die drei Eier, niht aber auch das brütende Weibchen aufzunehmen. Dieſes flog niht eher auf, als bis Newton ſein Reittier dicht unter dem Neſte angehalten und den brütenden Vogel faſt mit der Peitſche berührt hatte. Nuttall glaubt, daß der Negenkuc>u> mehr als einmal im Fahre brüte, hat wenigſtens noh gegen Ende Auguſt Eier gefunden. Auch die auffallende Angabe, daß auch der Regenku>u> zuweilen in die Neſter anderer Vögel lege, rührt von Nuttall her. Ein Ei ſoll im Neſte eines Kaßenvogels,/ ein anderes in dem der Wanderdroſſel gefunden worden ſein. Kein anderer Beobachter hat Ähnliches erfahren. |

Jn Amerika wird der Regenku>u> ſelten verfolgt, und dies erklärt die geringe Scheu, die er an den Tag legt. Übrigens merkt er bald, ob man ihm wohl will oder niht: Erfahrung wißigt auh ihn. Nach Audubon ſoll er dem Edelfalken oft zur Beute fallen.

Anfang dieſes Jahrhunderts wurde der Kaufmann Müller zu Lübben im Spreethale benachrichtigt, daß in der Nähe ſeines Wohnortes in einem ſumpfigen Buſchholze zwei ganz abſonderliche Vögel umherflögen. Der Mann begab ſih mit ſeinem Gewehre nach der betreffenden Stelle und erkannte, daß die ihm gewordene Mitteilung richtig war. Ex fand