Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

116 Erſte Ordnung: Baumvögel; zweiundvierzigſte Familie: Kucku>e.

„Dieſer hübſche Vogel“, ſagt Ferdon, „findet ſih in Bengalen, Mittelindien, den warmen Thälern des Himalaja, aber au< in Aſſam, Barma und auf Malaïa, woſelbſt er ſehr häufig iſt. Jch habe ihn gewöhnlih vereinzelt geſehen, in den Wäldern umherſtreifend und Geſpenſtſhre>en, Grashüpfern, Grillen und ähnlichen Kerbtieren nachjagend. Fn Sit kim begegnet man ihm nur in den warmen Thälern, in einer ungefähren Höhe von 1000 m über dem Meere. Zwei länglichrunde, rein weiße Eier wurden mir einmal gebracht; das Neſt aber, das eine große Maſſe von Zweigen und Wurzeln ſein ſoll, habe ih niht geſehen. Ein drittes, ähnliches Ei entnahm ih dem Legſchlauche eines Weibchens, das ih geſchoſſen hatte.“ Blyth bemerkt, daß der Vogel ſeine Gegenwart oft durch ſeine Stimme, ein eintöniges, vielfah wiederholtes „Tſ<hut“, verrate. Einige Naturforſcher haben behauptet, daß dieſe Kucku>e au< Früchte fräßen; Ferdon aber bemerkt ausdrüdlih, daß er dies nie beobachtet habe. Hierauf ungefähr beſchränkt ſi< unſere Kunde über das Leben dieſer ſchönen Vögel, und deshalb erſcheint es mir unnötig, noh andere Arten der Familie hier zu erwähnen. i

Auf Jamaika vertritt die Abteilung der Eide<hſenku>u>, dort Regenvogel genannt (Saurothera vetula und jamaicensis, Ouculus yetulus). Der Snabel iſt länger als der Kopf, faſt vollkommen gerade, dünn, ſeitlih zuſammengedrü>t, an der Spitze hakig übergebogen; die Läufe ſind kurz und ſchlank, die Zehen lang und ſhmähtig, in dem mäßig langen Flügel die vierte, fünfte und ſehſte Shwinge die längſten; der mehr als mittellange, ſeitlih ſtark abgeſtufte Shwanz wird aus zehn gerundeten Federn gebildet. Das Gefieder des Oberkopfes und Na>ens iſt ſhön umberbraun, das der übrigen Oberteile bräunlich aſchgrau, das der Unterſeite, mit Ausnahme der weißen, zart gräulich verwaſchenen Kehle und der bräunlichen Halsſeiten, ſhön zimtroſtgelb. Die Schwingen ſind dunkel kaſtanienbraun, an der Spitze olivenbraun wie die beiden mittelſten Schwanzfedern, leßtere jedoh durch ihren Erzglanz und das ſehr breite weiße Ende ausgezeihnet. Das Auge iſt nußbraun, der Augenring ſcharlahrot, der Schnabel ſhwärzlih, der Fuß bläulihſhwarz. Männchen und Weibcen unterſcheiden ſich nicht dur< die Färbung. Die Länge beträgt 40, die Breite 36, die Fittihlänge 12, die Shwanzlänge 17 em.

„Ein oder zwei Tage nah meiner Ankunft auf Jamaika“, erzählt Goſſe, „unternahm ih in Geſellſchaft eines kleinen Knaben einen Ausflug nah einem kleinen Hügel, der teilweiſe mit faſt undurchdringlichem Dikicht beſtanden war. Als wir doch eindrangen, bemerkte ih wenige Schritte vor uns einen ſonderbaren Vogel, der uns ſcheinbar mit der größten Teilnahme beobachtete. Mein kleiner Freund belehrte mich, daß es der Regenvogel ſei, der jedo< auch ſeiner albernen Neugier halber „närriſcher Thomas“ genannt werde. Ohne weitere Worte zu verlieren, ergriff der Bube einen Stein und ſchleuderte ihn mit ſo großer Sicherheit nah dem wißbegierigen Vogel, daß dieſer zu Boden ſtürzte und ich ſomit die erſte Fruht meines Sammeleifers erlangte. °

„Seitdem habe ih den „närriſchen Thomas! oft geſehen, aber immer in derſelben Weiſe von Zweig zu Zweig hüpfend oder mit Leichtigkeit an den dünnen Schößlingen emporklimmend, den ihm ſih nahenden Menſchen anſtarrend und, wenn aufgeſheucht, bloß ein paar Schritt weiter fliegend und wiederum vor ſi hingloßend. Man begegnet ihm überall, aber nur im Niederwalde. Jm Einklange zu ſeinen kurzen, hohlen Flügeln, die an die der Hühner erinnern, ſieht man den Eidechſenku>u> ſelten fliegen, außer von einem Baume zum anderen. Häufiger bewegt er ſih ſ<hlüpfend und kletternd dur<h das Gezweige. Wenn er fliegt, gleitet er in einer faſt geraden Linie ohne Flügelſchlag dahin. Oft ſieht man ihn in ſonderbarer Stellung auf einem Zweige ſigen, den Kopf tiefer als die Füße nieder: geſenkt und den Schwanz faſt ſenkrecht herabhängend. Jm Sißen läßt ex dann und wann