Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

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118 Erſte Drdnung: Baumvögel; zweiundvierzigſte Familie: Kucu>e.

bewehrten, vorn dur< Platten getäfelten Füße, die ungewöhnlih kurzen, ausgehöhlten Flügel, unter deren Schwingen die fünfte, ſechſte und ſiebente, unter ſi faſt gleihlang, die anderen überragen, der lange, aus ſ{<malen, ſtark abgeſtuften Federn gebildete Schwanz und das reiche, lodere, auf dem Hinterkopfe zu einer furzen Haube verlängerte und um den Schnabelxand zu kurzen Borſten umgewandelte Gefieder.

Der Hahnku>u> (Geococcyx californianus, maximus und variegatus, Cuculus viaticus, Saurothera ‘californiana und bottae, Leptosoma longicanuda), eincs der größten Mitglieder der Familie, erreiht eine Länge von 50—60 cm, wovon auf den Schwanz 31—835 cm fommen, wogegen die Flügel nur 17 cm lang ſind. Das Gefieder iſt bunt, aber düſterfarbig, der Oberkopf ſ<hwarz, jede Feder breit roſtfarben gekantet, ein aus fahlweißen Federſpißen gebildeter Augenſtreifen hell, aber undeutlich, der Mantel ſ{<hwarz, jede ſeiner Federn ſeitlih breit roſtfarben geſäumt, die Kopfſeiten weißlih, ein undeutlicher Ohrſtrich dunkel, der Vorderteil der Unterſeite roſtfarben, jede Feder ſhmal geſäumt, die übrige Unterſeite weißlih, der Bürzel graubraun. Die ſ{hwarzen Schwingen ſ{himmern ſtahlgrün, und die hinterſten Armſchwingen zeigen wie die oberen Flügelde>en breite weißliche Seitenränder; ein Mittel: und Spizenfle>en der Außenfahne der Shwingen und die Schwingende>ten am Ende ſind breit weiß, wodurch drei helle Querbinden über dem Flügel entſtehen, die Shwanzfedern endlih ſtahlviolettblau mit weißem Endteile, die beiden mittelſten ſtahlgrün mit weißem Seitenrande. Die Jris iſt braun, der na>te Augenkreis gelb, der Schnabel wie der Fuß hellbläulich.

Der Hahnku>u> verbreitet ſi< vom ſüdlichen Kalifornien und dem mittleren Texas an bis Mexiko, iſt ſeiner auffallenden Geſtalt und ſeines eigenartigen Weſens halber überall wohl bekannt und führt bei den Eingeborenen wie bei den Eingewanderten verſchiedene Namen. So heißt er in Mexiko der „Bauersmann“ oder der „Wegläufer“, in Texas der „Wegrenner“ oder der „Steppenhahn“/, in Kalifornien endlih der „Grundku>ku>“, abgeſehen von den Namen, die er bei den eingeborenen Stämmen führt. Man begegnet ihm im ganzen nördlihen Mexiko, Texas und Kalifornien, in einzelnen Gegenden, beiſpielweiſe in Arizona und Neumexiko, in beſonderer Anzahl. Seine kurzen Flügel geſtatten ihm nur höchſt beſhränkten Flug, die langen Lauffüße dagegen außerordentli< ſchnelle Bewegung auf dem Boden. Er gehört deshalb zu den Standvögeln im vollſten Sinne des Wortes und wechſelt das einmal bewohnte Gebiet bloß im- höchſten Notfalle mit einem anderen. Mit ſeinesgleichen hält er wenig Gemeinſchaft. Jeder einzelne lebt für ſi< und treibt ſich möglichſt ſtill und verborgen auf ſeinem Wohnplaße umher. Ungeſtört ſieht man ihn hier gemächlih auf und nieder wandeln, den langen Schwanz meiſt geſtelzt, den Vorderteil des Körpers etwas niedergebeugt, jedoh in mancherlei Stellungen ſi gefallend.- Ganz anders bewegt ſih derſelbe Vogel, wenn er ſih bedroht fühlt. Jm Laufe nimmt er es faſt mit dem Rennpferde auf, wird wenigſtens in dieſer Beziehung von keinem anderen nordamerikaniſchen Vogel erreicht, geſhweige denn übertroffen. Denn ex vermag ſpringend ſi bis zu 3 m über dem Boden zu erheben und demzufolge, obgleich er zur Ünterſtüßung des Sprunges nur einen Augenbli> die Flügel breitet, wirklih gewaltige Säße auszuführen. Ev iſt nebenbei aber auh im ſtande, fliegend dahin zu eilen, obſchon er der kurzen Schwingen halber ſelten mehr als 2m hoh über dem Boden wegſtreicht. Seine eigenartige Bewegungsfähigkeit verleitet die Mexikaner nicht ſelten zu einer Hebjagd, die wohl weniger des zu exlangenden Fleiſches halber als in der Abſicht unternommen wird, die Geſchilichkeit des Reiters gegenüber einem ſo ungemein behenden Vogel zu zeigen. Oberſt MacCall erzählt, daß er bei einer Gelegenheit einen Wegläufer auf offener Straße bemerkt und zu ſeinem Vergnügen die Jagd auf ihn begonnen habe. Der Vogel befand ſih ungefähr 100 m vor