Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Viſangſfreſſer: Allgemeines. Rieſenturako. T31

Über ihre Fortpflanzung fehlen zur Zeit no< ausführliche Beobachtungen. Von einigen Arten iſt bekannt, daß ſie weiße Eier legen und wahrſcheinlih in hohlen Bäumen niſten. Aus ihrem geſelligen Verkehre läßt ſi< im übrigen ſchließen, daß die Jungen lange bei den Eltern bleiben und von dieſen treulih behütet werden.

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Die engeren Wendekreisländer Weſtafrikas belebt der Nieſenturako oder, wie ihn die Bewohner Loangos nennen, der Koko (Corythaeolus cristatus und gigas, Turacus cristatus), einziger Vertreter der Turakos (Corythaeolus), ein etwa faſanengroßer Vogel von 65—75 cm Geſamt- und 35—40 cm Fittihlänge. Das ſchillernde Gefieder iſt auf der Rütenſeite und am Halſe leuhtend laſur- und kobaltblau, an der Bruſt zrüngelb, an Bauch, Schenkeln und Steiß warm roſtrot gefärbt und zeigt bei we<ſelnder Beleuchtung überraſchend ſhöne Farbenwirkungen, die jedoh na< dem Tode des Vogels ſehr viel <hwächer werden, wie auh überhaupt die Farben des Gefieders an Kraft und Tiefe bedeutend verlieren. Die Schwanzfedern ſind am Grunde blau, am Ende ſ{hwarz mit blauen Spitenſäumen; die Mitte der äußeren wird durch eine breite grünlichgelbe Querbinde eingenommen. Der gelbe, ſeitlih zuſammengedrücte Schnabel beſißt einen ſcharfen Firſt und rundliche, in der Mitte gelegene Naſenlöcher; Zügel und Augengegend ſind nat.

Der ſowohl durch ſeine Schönheit und ſein Gebaren als au< durch ſeine Stimme auffallende Vogel lebt in ausgedehnten Waldungen im Gebirge wie in der Ebene, verfliegt ſich aber auch gelegentli<h in gehölzreihe Savannen, wenn dort mancherlei Früchte und Beeren gereift ſind. Laut brieflihen Mitteilungen beobachteten den Vogel P. Staudinger am Niger und am Binuë bis Loko und Kling in den Hinterländern von Togo, in Apoſſo und in Adeli bis etwa 8 Grad 30 Minuten nördl. Breite; Büttikofex berichtet über ſein Vorfommen in Liberia; Hans Meyer ſah ihn ſogar am Kilimandſcharo in 1800 m Höhe. „Nirgends“, ſchreibt Pehuel-Loeſche, „iſt der Koko, ſoweit ih ihn in Weſtafrika beobachten fonnte, bis an den Meeresſtrand verbreitet, ſondern geht flußabwärts höchſtens bis in die Nähe der Mangrovenbeſtände. Beſonders heimiſch iſt er in den nördlichen Teilen Loangos zwiſchen der Küſte und dem zurückliegenden Gebirge; am Banya habe ih ihn auh no< in Menge, an nördliheren Gewäſſern, wie am Gabun und Kamerun, {hon ſeltener gefunden und im Nigerdelta nux einigemal gehört. Fn der Kongo-Niederung iſt ex noch ziemlih häufig, ſcheint aber weiter ſüdwärts niht mehr vorzukommen und gehört auh am Gebirgslaufe des Kongo zu den ſehr ſeltenen Vögeln.

„Über ſein Vorkommen wird man ganz genau belehrt dur<h ſeinen überaus lauten, weithin hallenden Ruf, der ihm eben bei den Eingebornen den Namen „Koko“ verſchafft hat. Der Nuf beſteht aus zwei Teilen, die im Sißen ſtets nacheinander vorgetragen werden, während im Fliegen nur der lette wiederholt wird. Der erſte Teil ähnelt dem Schreie der Pfauen, iſt aber viel wohlklingender und gewiſſermaßen nah abwärts harpeggierend; ihn fönnte man etwa durch „Furiu* wiedergeben. Der zweite Teil lautet genau wie „fof fof fot“ und wird getrennt, aber {nell hintereinander 8—10mal oder noch öfter hervorgeſtoßen. Gerade dieſes in gleicher Höhe und Stärke erſchallende „Kok“ iſt auf überraſchend weite Entfernungen zu vernehmen. Lange, bevor ih den Vogel kannte, hörte ih an ſtillen Abenden auf den Hügeln hinter unſerem Gehöfte ſeinen Ruf vom jenſeitigen Ufer der Lagune vom Tſchiſſambo herüberſchallen, aus einer Entfernung von mindeſtens 6—8 km. Fn größerer Nähe von Tſchintſchotſcho kommt er nicht vor. Später habe ih ihn vielfah beobachtet und erlegt.

„Das Treiben der ebenſo prächtigen wie anmutigen Geſchöpfe gewährt viel Vergnügen. Mit ſtark rauſchenden haſtigen Flügelſchlägen ſteuern ſie in gerader Linie über

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