Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

130 Erſte Ordnung: Baumvögel; dreiundvierzigſte Familie: Piſangfreſſer.

läuft der Angeſchoſſene dur<h das Gebüſch oder Gras dahin, und von 10—12, die ih oft auf einen Schuß verwundete, fand ih meiſt kaum 1 oder 2, wenn i< an die Stelle kam, wo ſie herabgefallen waren. Gleih am anderen Tage nah unſerer Ankunft in Zuruma ſhoß ih einen mit der Kugel vom Baume herab. Die Kugel hatte ihm den ganzen Bauch aufgeriſſen, ſo daß die Eingeweide heraushingen, und dennoch gelang es mir nicht, den fliehenden und ſeine eignen Gedärme hinter ſih herſhleppenden Vogel einzuholen, bis ihn endlih einer der Jndianer weiter als 200 Schritt von der Stelle, wo er zur Erde gefallen war, die Eingeweide um das Geſtrüpp gewi>elt und ſo an der Flucht verhindert auffand und mix brachte.“

Piſang- oder Bananenfreſſer (Musophagidae) nennen wir die Mitglieder der zweiten, nur 20 Arten zählenden Familie der Ku>ku>svögel, fo wenig paſſend der Name au< erſcheinen mag, da die betreffenden Vögel ſhwerlih von beſagten Früchten ſih nähren. Jhre Verwandtſchaft mit den Kuekufen iſt jedenfalls größer als mit anderen Vögeln, denen man ſie zugeſellt hat. Fhre Größe ſhwankt zwiſchen der eines Raben und der unſeres Hähers. Der Leib iſt geſtre>t, der Hals kurz, der Kopf mittelgroß, der Shhnabel kurz, ſtark und breit, auf der Oberkante ſcharf gebogen, auf der unteren etwas abwärts gekrümmt, an den Schneiden gezahnt oder gezähnelt, der Flügel mittellang, ſtark abgerundet, in ihm die vierte oder fünfte Shwinge über die anderen verlängert, der Schwanz ziemlih lang und abgerundet, der Fuß ſtark, verhältnismäßig hoh und, wie ih ausdrüdlih wiederholen will, unpaarzehig. Drei Zehen richten ſi< na< vorn, eine nah hinten, die äußere läßt ſih ein wenig ſeitwärts bewegen, aber nur von Ausſtopfern nach hinten drehen. Das Gefieder iſt weich, bei einzelnen Arten faſt zerſhliſſen und teilweiſe dur< prächtige Farben aus8gezeihnet.

Große zuſammenhängende Waldungen ſowie die langgedehnten Waldſtreifen an den Gewäſſern Mittel: und Südafrikas ſind die Heimat der Piſangfreſſer. Jn baumloſen Gegenden findet man ſie niht. Sie leben geſellig, in leinen Trupps, die nah meinen eignen Beobachtungen von 3 bis zu 15 Stü> anwachſen können, halten ſi viel im Gezweige der Bäume auf, kommen aber auch oft auf den Boden herab. Einzelne ſcheinen mit ziemliher Negelmäßigkeit ein weites Gebiet zu dur{ſtreifen; dies aber geſchieht in einer unſteten, un: ruhigen Weiſe unter viel Gelärm und Geſchrei. Jhr Flug iſt niht beſonders ausgezeihnet, jedoch, wie die kurzen Flügel vermuten laſſen, gewandt und mancherlei Wendungen fähig. Jhre Bewegungen im Gezweige der Bäume ſind ſehr geſchi>. Über ihre geiſtigen Fähigfeiten iſt ſ<wer ein Urteil zu fällen; ſo viel aber ſteht feſt, daß man ſie niht zu den dummen Vögeln zählen darf. Aufmerkſam auf alles, was um ſie vorgeht, zeigen ſie ſih vorſichtig und werden, wenn ſie ſih verfolgt ſehen, bald außerordentli<h ſ{heu. Um andere Vögel ſcheinen ſie ſi< wenig zu bekümmern; man ſieht ſie ſtets mit anderen ihrer Art zuſammen. Doch mag es vorkommen, daß nahe verwandte Arten einer Gattung ſih auf kurze Zeit vereinigen.

Pflanzenſtoffe ſcheinen ihre hauptſäthliche, falls nicht aus\<ließlihe Nahrung zu bilz den. Sie verzehren Blattknoſpen, Früchte, Beeren und Körner, die ſie in den Kronen der Bäume, in Gebüſchen und auf dem Boden zuſammenleſen. Dieſe Nahrung beſtimmt ſelbſt: verſtändlich ihren Aufenthalt. Sie beleben deshalb vorzugsweiſe Gegenden, die reih an Waſſer und ſomit auch reih an Früchten ſind. Dank dieſer Nahrung laſſen ſie ſih au<h leiht an die Gefangenſchaft gewöhnen und bei einiger Pflege jahrelang ſelbſt bei uns erhalten. Einzelne Arten gehören zu den angenehmſten Stubenvögeln, die man haben kann. Sie erfreuen dur die Pracht ihres Gefieders wie durch ihr munteres Weſen und durch ihre Anſpruchsloſigkeit.