Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Ani: Nahrung. Fortpflanzung. Weſen. 129 g. FS

dauert nah den Beobachtungen desſelben Forſchers auf Cuba vom April bis zum Oktober. Das Neſt wird an dicht verzweigte Stellen von Väumen oder auf Bambusrohr und zwiſchen diht verwobene Schlingpflanzen geſtellt und beſteht aus kleinen Zweigen und tro>enen Pflanzen.

„Meine 6 Eier des Ani“, fährt Burmeiſter fort, „ſind etwa ſo groß wie gewöhnliche Taubeneier. Sie hatten, friſh gelegt, eine völlig weiße Farbe und ein kreidiges Anſehen, wobei jedo< ein grünliher Ton hindur<ſ<himmerte. Hier und da waren Streifen und Striche in die Oberfläche eingeriſſen, dur< welche ein ſhönes Seladongrün zum Vorſchein fam. Fede Berührung mit harten Gegenſtänden zerſtörte den weißen Überzug und ließ die grüne untere Lage hervortreten; ja, als i< das Ei mit dem Meſſer ſchabte, ging der weiße Kreideüberzug vollends herunter. Jh halte dieſen hiernach für eine beſondere Stoffausſcheidung, die das Ei, während es vor oder in der Kloake verweilt von dieſer erhält, und zwar möchte ih den Stoff mit dem kreidigen Jnhalte der Urinmaſſe vergleichen, womit der Kot der Vögel bekleidet zu ſein pflegt. Entfernt man den Überzug, ſo erhält das vorher ganz matte, kreidige Ei einen leihten Glanzüberzug, eine ſehr feinporige Oberfläche. Dieſe Farbe iſt bald etwas mehr blaugrün, bald reiner meergrün.“ Gundlach nahm auf faſt allen Eiern die von Burmeiſter erwähnten Streifen und Striche wahr und bezweifelt niht, daß ſie von den Krallen des Vogels herrühren, die ſie im Laufe der Brutzeit einkraßen. Denn erſt nach einigen Tagen bemerkt man beſagte Niſſe in der Kalkſchicht, die das eigentli bläuli<hgrüne Ei weiß erſcheinen läßt. Newton fand im Juni ein Neſt dieſer Art. „Zh ſah zwei Vögel dicht nebeneinander ſißen und zwar, wie ſi ſpäter herausſtellte, auf dem Neſte, das ſih an den Stamm lehnte und von einigen jungen Schößlingen gehalten wurde, in einer Höhe von ungefähr 1,5 m über dem Boden. Es war ein voher Bau von Stö>en und Zweigen, groß und tief, teilweiſe mit tro>enen Blättern ausgefüllt/ zwiſchen welchen ih 14 Eier entde>te. Das Neſt war augenſcheinlih gemeinſames Eigentum. Gewöhnlich ſaßen 2 oder 3 Vögel dicht nebeneinander in ihm und man<mal 4 oder 5 und darüber in der Baumkrone; ſie ſchrieen, ſolange ih in der Nähe war.“ Die Jungen verlaſſen, laut Shomburgk, das Neſt, ehe ſie no< flugfähig ſind, und hüpfen in Geſell: ſchaft der Alten mit gleicher Gewandtheit von Zweig zu Zweig. Sobald ſih Gefahr naht, erheben ſi die Alten mit wildem Geſchrei, und in raſchen Sprüngen eilen die Jungen vom (ebüſche oder von den Bäumen herab, um, auf dem Boden angekommen / im Graſe zu verſhwinden.

Dem Menſchen gegenüber benehmen ſich die Madenku>u>e verſchieden. Vor Reitern entfliehen ſie entweder gar niht oder do< nur bei großer Annäherung, beſonders wenn der Reiter anhält; Fußgängern trauen ſie weniger. Da, wo ſie wenig mit dem Herrn der Erde verkehren, grenzt ihre Dreiſtigkeit an das Unglaubliche. „Gleich mehreren Vögeln dieſer Einöden“, berichtet A. von Humboldt, „ſcheuen ſie ſich ſo wenig vor dem Menſchen, daß Kinder ſie oft mit der Hand fangen. Jn den Thälern von Aragua, wo ſie ſehr häufig ſind, fſegten ſie ſih am hellen Tage auf unſere Hängematte, während wir darin lagen.“ Nur das Pfeifen können ſie, wie Shomburgk verſichert, nicht vertragen; wenigſtens fliegen ſie augenbli>li< davon, ſobald man einen pfeifenden Ton ausſtößt. Abgeſehen von einzelnen Cubanern, die ihr Fleiſch troy ſeines abſonderlichen Geruches verzehren, es ſogar Geneſenden als heilſam oder eßluſterregend anpreiſen, oder einem über ihr verräteriſhes Geſchrei entrüſteten Jäger, der ſich an ihnen rächen will, jagt man die Madenku>u>te nicht. Diejenigen, welhe man vom Baume herabſchießt, fallen niht immer in die Gewalt des Schüßen, weil ihre Lebenszähigkeit erſtaunlich groß iſt. „Wird der Madenfreſſer“, berichtet Schomburgk noh, „nicht in den Kopf oder in das Herz geſchoſſen, ſo kann der Jäger verſichert ſein, daß er ihn nicht in ſeine Gewalt bekommt. Mit fabelhafter Schnelligkeit

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. Y. 9