Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

128 Erſte Ordnung: Baumvögel; zweiundvierzigſte Familie: Ku>u>e.

Früchte. Die Forſcher fanden in dem Magen der von ihnen getöteten die Reſte verſchiedener Kerbtiere, namentlih der Heuſhre>en, Schmetterlinge, Fliegen und dergleichen, aber au< Beeren verſchiedener Art und andere Früchte. Den Kühen leſen ſie die S<hmarogzer ab, und deshalb eben halten ſie ſi< gern auf Weiden auf. Man ſieht ſie auf dem Viehe umherlaufen, ohne daß dieſes Unwillen bekundet; zuweilen hängen mehrere Vögel zu gleicher Zeit auf einem Rinde, gleichviel, ob es liegt oder ſih bewegt. Der Prinz von Wied ſah ſie in Geſellſchaft der Shwarzvögel und des weißen Caracara auf dem Rücken des Rindviehes ſißen; Goſſe beobachtete, wie ſie eifrig beſchäftigt waren, eine Kuh von ihren Quälgeiſtern zu befreien; au<h andere Reiſende erwähnen der Freundſchaft zwiſchen ihnen und den Rindern. Übrigens bedrohen ſie niht bloß laufende Kerbtiere, ſondern jagen auch fliegenden nah. „Jm Dezember“, ſagt Goſſe, „habe ih kleine Geſellſchaften von ihnen abends beſchäftigt geſehen, von einem Zweige aus in die Luft zu fliegen, unzweifelhaft, um ſ{<wirrende Kerbtiere zu fangen. Eines Tages im März und Mai wurde meine Aufmerkſamkeit auf einige Madenfreſſer gelenkt, die einen großen Schmetterling verfolgten, und ein drittes Mal ſah ih einen mit einer Waſſerjungfer im Schnabel. F< habe au<H geſehen, daß ſie gelegentli<h kleine Eidehſen bedrohen.“

Über die Fortpflanzung liegen ausführliche, aber niht ganz übereinſtimmende Berichte vor. Azara bemerkt, daß der Ani, niht aber eine andere Art der Gruppe, geſell\<haftli< niſte; Shombuxrgk behauptet das Gegenteil, und d'Drbigny beſtätigt Shomburgks Angaben. Das Neſt des Ani iſt, laut Burmeiſter, im Waldgebiete Braſiliens überall, auh nahe bei den menſ<hlihen Anſiedelungen, in niedrigen Gebüſchen zu finden. „Die Vögel, die ſi< paarweiſe zuſammenhalten, verraten ſeine Stelle durch ihr beſtändiges Abund Zufliegen meiſt ſehr bald. Vielleicht infolge der häufigen Störung, der ſie hier ausgeſeßt ſind, bauen die verſchiedenen Paare kein großes gemeinſchaftlihes Neſt, vielmehr ſind ihre Baue daſelbſt nux von ſehr mäßigem Umfange: ſie enthalten in den meiſten Fällen niht mehr als 5 oder 6 Eier. Das von Azara geſchilderte Zuſammenleben des Vogels in Anſiedelungen mag dagegen an Orten, wo er von Menſchen nicht viel beunruhigt wird, zwar ebenfalls no< vorkommen, in Braſilien jedo< iſt dieſe Erſcheinung niht bekannt: ih habe ihrer auh von keinem Braſilier erwähnen hören, obgleich die Leute gerade ſolche Einzelheiten der einheimiſchen Tiere ſehr gut zu kennen pflegen und ſogleih davon erzählen, wenn man ſih bei ihnen nah der Lebensweiſe der Geſchöpfe erkundigt.“ Hiermit ſtimmt die Angabe von Schomburgk überein. „Die Jndianer“, ſagt er, „behaupten, daß nur eine Art ein gemeinſames Neſt baue, während die beiden anderen Arten dieſe Eigentümlichkeit nicht teilen, indem bei ihnen jedes Pärchen ſein eignes Neſt beſitzt.“

Dagegen teilt uns Goſſe Folgendes mit. „Die Thatſache, daß der Ani in Geſellſchaft baut und ein ungewöhnli<h großes Neſt aus Zweigen gemeinſchaftlih herſtellt, wird von allen Anſiedlern beſtätigt. Gewöhnlich ſoll ein hoher Baum zur Anlage gewählt werden.“ Hill, deſſen Angaben durchaus glaubwürdig ſind, bemerkt: „Etwa ein halbes Dutzend von ihnen baut nur ein einziges Neſt. Dieſes iſt groß und geräumig genug, um alle auf zunehmen und die geſamte Kinderſchar zu beherbergen. Sie betreiben die Bebrütung mit größter Hingebung und verlaſſen es ſolange ſie brüten niemals, ohne die Eier mit Blättern zu bede>en. Jm Juli fand ih ein Neſt dieſer Vögel. Es beſtand aus einer großen Maſſe von verflochtenen Zweigen, die mit Blättern ausgekleidet waren. Fn ihm lagen acht Eier, aber gleichzeitig die Schalenſtü>e von vielen anderen daneben und unter dem Baume.“ Au Gundlach bezweifelt das gemeinſchaftlihe Brüten mehrerer Weibchen nicht, denn er ſagt, daß er Neſter mit ſehr vielen Eiern, unter ihnen auch ſolche gefunden hat, in welchen eine oder einige Lagen Eier mit neuem Stoffe bede>t waren, weil noc ſih hinzudrängende Weibchen fort und fort Niſtſtoffe herbeitrugen. Der Neſtbau oder wenigſtens die Brutzeit