Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Rieſenturako. Bananenfreſſer: Allgemeines. 183

Seite. Bisweilen erhebt ſi die ganze Geſellſchaft plößlih mit lautem „Kok ko und fliegt einem anderen Baume zu, ſlreiht au< von dort vielleiht no<hmals ab. So bleiben ſie bis zux vollen Dunkelheit in Bewegung, wenn längſt die übrigen Vögel ruhen, und manchmal klingt noh eine Stunde ſpäter vom ſ<hließli<h gewählten Schlafbaume traulich ein vereinzeltes leiſes ,Kuriu“ herab.

„Des Morgens ſind ſie zeitig munter, trennen ſih und ziehen wieder im Walde umher. Gewöhnlich halten ſie ſi< in den Baumwipfeln auf; im Unterholze ſah ih ſie ſelten, auf der Erde niemals. Jhre Stimme vernimmt man zu jeder Tageszeit, am häufigſten aber des Abends.

„Die Kokos ſind nicht nur lebhafte, \ondern auh vorſichtige und wahſame Tiere. Daher iſt es ſ<hwierig, außer des Morgens, wenn ſie ſih hungrig im Walde umhertummeln, ſie zu beſhleichen, und die meiſten erlegt man während der Flußfahrt, wenn ſie zufällig vorüberſtreichen; dies fällt um ſo leichter, da ſie im Fluge niht raſh wenden, ſelbſt der erkannten Gefahr nicht geſchi>t ausweichen fönnen. Gut iſt es, ſie ſehr nahe kommen zu laſſen, da ſie einen ſtarken Schuß vertragen. Auf den Schlafbäumen ſiven ſie in der Regel zu hoch, als daß ein Schrotſchuß ſie wirkſam erreichen könnte. Fhr Fleiſch iſt tro>en und zähe, gibt aber eine gute Suppe.

„Soweit feſtgeſtellt werden konnte, nähren ſie fih aus\{<ließli<h von Pflanzenſtoffen, vornehmlich von Beeren aller Art, und lieben beſonders die Früchte einer Schlingpalme und von Dracänen. Nach Ausſage der meiſten waldkundigen Eingebornen ſollen ſie in Baumhöhlungen niſten, doh lingt die Angabe einiger Jäger wahrſcheinlicher, wonach ſie ihre einfachen Neſter auf Gabeläſte in die Spite der höchſten Bäume ſtellen ſollen.

„Zwei Verſuche, die prächtigen Vögel in Gefangenſchaft zu erhalten, ſind fehlgeſchlagen: beide Male gingen die Tiere aus Mangel an paſſender Nahrung, die ihnen niht immer reichlih genug beſchafft werden konnte, ſhon na< kurzer Zeit ein. R. C. Phillips ließ einen Koko, der beim Überfliegen des Kongo in Sicht der Faktorei auf irgend wel<he Weiſe in das Waſſer fiel, auffiſhen. Wir bemühten uns, den anſcheinend vollkommen geſunden, jedenfalls prächtig befiederten Gefangenen, der auch bald ſeine anfängli<h große Scheuheit ablegte, an allerlei Erſaßfutter zu gewöhnen, erzielten aber keinen Erfolg. Der Vogel nahm bloß ein wenig von der gewohnten Waldnahrung zu ſih, verweigerte jede andere und lag nah Ablauf einer Woche eines Morgens tot auf der Erde. Eingeborne behaupteten, alle Kokos gingen in der Gefangenſchaft ſ<hnell zu Grunde, weil ſie den Verluſt ihrer Freiheit nicht ertrügen.““ '

Jn den Wäldern von Agra an der Goldküſte entde>te der deutſhe Naturforſcher Jlert zu Ende des vorigen Jahrhunderts den erſten Vertreter einer nur aus zwei Arten beſtehenden Gattung, die wir nah ihm Bananenfreſſer (Musophaga) nennen. Die Bananenfreſſer unterſcheiden ſi<h hauptſähli<h durch ihre Shnabelbildung von den übrigen Verwandten. Der Firſt des Oberſchnabels nämlich geht unmittelbar in eine hornige Platte über, die den größten Teil der Stirn bede>t, und den von hier an in flahem Bogen bis zu der Spitze hakig über den ſ<hwächlihen Unterteil herabgebogenen Schnabel ſehr ſtark gewölbt erſcheinen läßt. Die Schneiden ſind gezähnelt; die Naſenlöcher liegen vollkommen ſrei in der Vorderhälfte des Oberſchnabels. Die Zügel und eine na>te Stelle um das Auge ſind unbefiedert. Die Füße ſind kurz, aber kräftig, die Flügel mittellang, die Armſchwingen etwas fürzer als die Handſhwingen. Der Schwanz iſt verhältnismäßig kurz, breit und am Ende abgerundet.

en „Es mag vielleicht übertrieben erſcheinen“, ſagt Swainſon, „wenn ih den Bananenfreſſer als einen Fürſten der gefiederten Schöpfung bewundere. Andere Vögel ſind hübſch,