Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Bananenfreſſer. Weißwangiger Helmvogel. 135

ausdrüdli<h hervorhebt, daß der Bananenfreſſer im Gegenſaße zu ſeinen Verwandten, den Helmvögeln, einzeln oder paarweiſe und mehr im dichten niedrigen Gebüſche und an Waldſäumen als auf den hohen Bäumen der Urwaldungen angetroffen wird. Hier führt er ein ſtilles und verſte>tes Leben, verfehlt aber, einmal aufgefunden, niemals, die Aufmerkſamkeit des Reiſenden ſi<h zuzulenken, weil ſeine prahtvolle Färbung auf das lebhafteſte von dem eintönigen Grün der Hochwaldungen abſtiht. Fn ſeinem Weſen, ſeinen Bewegungen, ſeiner Stimme, ſeiner Nahrung ſcheint er ſi<h wenig von den Verwandten zu unterſcheiden, ſo wenigſtens laſſen die Gefangenen ſchließen, die dann und wann zu uns gelangen. -

Genauer als über Bananen- und Piſangfreſſer ſind wir über die Helmvögel (Corythaix) unterrihtet. Sie bilden den Kern der Familie und verbreiten ſi<h über alle Teile des oben angegebenen Gebietes, treten häufiger auf als die Verwandten und können dort, wo ſie vorkommen, niht überſehen werden. Jhre Merkmale liegen in dem kleinen, furzen, dreie>igen Schnabel, deſſen oberer Teil mit ſ<wachem Haken ſi<h über den unteren herabbiegt, den teilweiſe von den Stirnfedern überde>ten Naſenlöchern, dem kurzen, zugerundeten Flügel, in welhem die fünfte Schwinge die längſte iſt, dem mittellangen zugerundeten Schwanze ſowie einem kleinen, na>ten, zuweilen mit Fleiſchwarzen bede>ten Ringe um das Auge. Das Gefieder iſt reih, auf dem Kopfe helmartig verlängert, von vorherrſchend grüner Färbung, während die Schwingen regelmäßig prachtvoll purpurrot ausſehen. Die verſchiedenen Arten ähneln ſi<h außerordentli<h ſowohl in der Färbung als auc in der Lebens1weiſe.

Jn Abeſſinien lebt der Weißwangige Helmvogel (Corythaix leucotis, Musophaga und Turacus lencotis). Der Helm bildet einen breiten, anliegenden, hinterſeits ſcharf abgeſtußten Federbuſch und hat ſhwarze, ins Grüne ſcheinende Färbung; der übrige Kopf, Hals, Mantel und die Unterſeite bis zum Bauche ſind ſ{hön lauchgrün, der Bauch und die übrigen Unterteile dunkel aſ<hgrau, die noh niht erwähnten Teile der Oberſeite bläulich ſchiefergrau mit grünlichem Erzſchimmer, die Steuerfedern ſhwarz mit ſtahlgrünem Schein, die Schwingen, mit Ausnahme der leßten Armſchwingen, tief karminrot, die der Hand außen, am Ende und an der Spie dunkelbraun gerandet, ein Fle>en vor dem Auge und ein anderer, der ſih faſt ſenkre<t über dem Ohre am Halſe herabzieht, endlih ſ{<neeweiß. Ein aus fleinen Warzen beſtehender Ring von zinnoberroter Farbe umzieht das lihtbraune Auge. Der Shnabel iſt an der Spitze blutrot, an der Spiße des Oberſchnabels bis zu den Naſenlöchern aber grün; der Fuß iſt braungrau. Die Länge beträgt 45, die Breite 57, die Fittichlänge 17,5, die Shwanzlänge 21,5 ecm. Das Weibchen iſt um 1 cm kürzer und um 2 em ſ<hmäler, unterſcheidet ſih aber ſonſt niht im geringſten von dem Männchen.

Gelegentli<h meines Jagdausfluges na<h Abeſſinien habe ih wiederholt Gelegenheit gehabt, den Helmvogel zu beobahten. Man begegnet ihm erſt ziemli<h hoh oben im Gebirge, kaum jemals unter 600 m Höhe und von hier an bis zu 2000 m aufwärts, hier und da auh wohl um noh 600 m höher, in bewaldeten, waſſerreihen Thälern, da, wo die Kronleuchtereuphorbie auftritt, entweder in Scharen oder in kleinen Familien, die ungefähr nah Art unſeres Hähers leben. Er iſt raſtlos und unruhig, ſtreift bei Tage fortwährend hin und her, kehrt aber immer mit ziemlicher Regelmäßigkeit zu beſtimmten Bäumen des Gebietes zurü>, namentli<h zu den Sykomoren oder Tamarinden, die ringsum von Niederwald umgeben ſind. Solche Bäumé werden gewiſſermaßen zum Stelldichein einer Geſellſhaft: auf ihnen ſammeln ſi< die Vögel des Trupps, die ſi< während des Futterſuchens zerſtreuten, und von hier aus treten ſie neue Wanderungen an.