Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Helmvogel: Aufenthalt. Nahrung. Ei. Weſen. Gefangenleben. TST

ſ{wirrende Flügelſchläge heben den Helmvogel zur Höhe des Bogens empor; dann breitet er, aber nur auf Augenbli>e, ſeine Flügel aus, ihre ganze Pracht entfaltend, ſinkt ziemlich ſteil abwärts und erhebt ſih von neuem. Dabei wird der Hals ausgeſtre>t, der Kopf erhoben, der Schwanz aber abweHſelnd gebreitet und zuſammengelegt, je nahdem der Vogel niederfällt oder ſi erhebt.

Zn dem Magen der von mir Getöteten habe ih nur Pflanzenſtoffe gefunden, namentlich Beeren und Sämereien. Zu einzelnen Gebüſchen, deren Beeren gerade in Reife ſtanden, kamen die Helmvögel ſehr häufig herab, immer aber hielten ſie ſih hier nur kurze Zeit auf. Sie naſchten gewiſſermaßen bloß von den Früchten und eilten dann ſobald wie mögli ihren ſicheren Laubkronen zu. Lefebvre will kleine Süßwaſſerſhne>en in den Magen Der von ihm exlegten Helmvögel gefunden haben, und von Heuglin gibt au< Raupen und Kerbtiere überhaupt als Nahrungsſtoffe an.

Aus dem Legſchlauche eines von mir erlegten Weibchens ſchnitt ih im April ein voll: fommen reifes Ei von rein weißer Farbe, das dem unſerer Haustaube an Größe und Geſtaltung ungefähr gleih kam, ſih aber dur< ſeine feine Schale und ſeinen großen Glanz auszeihnete. Das Neſt habe ih leider niht gefunden; doh zweifle ih nicht, daß es in Baumhöhlungen angelegt wird. Jh will ausdrü>lih hervorheben, daß ungeachtet der Brutzeit die meiſten Helmvögel, die ih fand, in Trupps, nicht aber in Familien zufammenlebten. Über die Gefahren, denen der frei lebende Helmvogel auëgeſebt iſt, habe ih keine Beoba<tungen ſammeln können. Es läßt ſi< annehmen, daß die verſchiedenen Sperber und Edelfalfen ſeiner Heimat ihm nachſtellen; darauf deutet wenigſtens ſeine große Vorſicht, ſein Verbergen im dichten Gezweige, ſein Einzelfliegen und das ängſtlih kurze Verweilen auf dem Boden hin. Doch habe ih eben nihts Sicheres in Erfahrung bringen können. Dex Abeſſinier verfolgt den Helmvogel niht, und ebenſowenig fällt es ihm ein, das ſchöne Tier gefangen an ſi zu feſſeln. Daher mag es denn wohl auh kommen, daß der Vogel dem Europäer gegenüber niht gerade ſcheu iſt. Aber er wird es, ſobald er Verfolgungen erfahren hat. Schon ſeine Raſtloſigkeit erſchwert die Jagd. Der ganze Trupp gaukelt ſozuſagen beſtändig vor dem Jäger her und entſhwindet dieſem da, wo die Örtlichkeit nur einige Hinderniſſe entgegenſeßt, gewöhnlih ſehr bald. Am ſicherſten führt der Anſtand unter den gedachten Lieblingsbäumen zum Ziele. Hier darf man faſt mit Beſtimmtheit auf Beute re<nen. „Eine bewunderungswürdige Gewandtheit“, ſagt von Heuglin, „zeigt unſer Vogel im Klettern. Flügellahm zu Boden geſchoſſen, läuft er raſh dem nächſten Baume zu, wie ein Sporenfu>u> am Stamme hinauf und iſt im Nu im Laubwerke oder in den Schlingpflanzen verſ<hwunden.“

Das Gefangenleben der Helmvögel haben wir namentlich ſeit Errichtung der Tiergärten fennen gelernt; doh liegen auh ältere Forſchungen vor. Der weſtafrikaniſche Hollenturako (Corythaix persa) gehört niht eben zu den Seltenheiten in Sammlungen lebender Tiere. Über ihn hat Ploß bereits vor zwei Menſchenaltern berichtet. „Mein gefangener Turako“, ſagt er, „iſt ein aufgewe>ter, munterer Vogel, der faſt den ganzen Tag in Bewegung bleibt, den Kopf bald rechts, bald links wendet, bei jedem Stückchen Futter, welches er aufnimmt, die Flügel und den Schwanz ausbreitet und vorwärts ni>t. Er iſt ſo zahm, daß er mir aus der Hand frißt, und läuft frei im Zimmer herum. Dabei thut er oft weite Sprünge, wobei er ſih mit ausgebreiteten Flügeln, jedoh ohne Flügelſchlag, hilft und den Hals weit vorſtre>t. Nach dem Sprunge läuft er in derſelben Stellung mehrere Schritte fort. Sein Gang iſt ſehr geſhi>t und ſchnell, das Klettern hingegen verſteht er niht, und am Drahtgitter ſeines Käfigs vermag er ſi< nur mit Mühe zu erhalten. Sein Lo>ton iſt ein leiſes Grunzen, das er manchmal vorzüglih wenn ihm ein fremder Gegenſtand von ferne zu