Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

138 Ecſte Drdnung: Baumvögel; dreiundvierzigſte Familie: Piſangfreſſer.

Geſichte kommt, in abgeriſſenen Säßen 8$—10mal wiederholt und ſo ſteigert, daß man das Geſchrei dur<h mehrere verſchloſſene Thüren hören kann. Gewöhnlich fliegt er alsdann von dem Punkte, auf welchem er geſeſſen hat, nach einigen Flügelſchlägen ab. Nähere ih mich ihm, indem ih die Lippen bewege, ſo rihtet er ſich ho< empor, bläſt Kropf und Kehle auf und bringt von dem genoſſenen Futter etwas heraus, um mich zu aßen. Seine Haube trägt er ſtets emporgehoben, und nur im Schlafe, des Nachts oder wenn man ihn ſtreielt, legt er ſie nieder. Jch erhalte ihn mit in Waſſer geweichtem Weißbrot, geriebenen gelben Nüben und klein geſchnittenem Obſt, wie es gerade die Jahreszeit darbietet, im Winter mit Äpfeln und Birnen, in anderen Jahreszeiten mit Erdbeeren, ſüßen Kirſchen, Himbeeren, Pflaumen, Weinbeeren und dergleichen. Obſt iſt ihm zu ſeiner Geſundheit unentbehrlih. Sand und kleine Steine verſhlu>t er in beträchtlicher Menge. Er badet ſi gern und macht ſi< dabei ſehr naß. Jm ganzen iſt dieſer Vogel leiht zu halten; ex befindet ſih bei mir nun bald vier Jahre ſehr wohl. Am 17. Funi 1825 legte er in ſein Freßgeſchirr ein Ei, dem am 5. Juli ein zweites folgte. Er bediente ſih eines offenen, ihm zugänglichen Lachtaubenneſtes niht, ſondern kro<h vor dem Legen des Eies in den dunkelſten Winkel, woraus ih ſchließe, daß er im Freien in Höhlen niſtet. Das Eierlegen griff ihn ſehr an. Er war ſterbenskrank und trank dann außerordentli<h viel Waſſer. Seine Mauſer findet einmal im Jahre ſtatt.“

Von mir gepflegte Helmvögel haben mir bewieſen, daß vorſtehende Beobachtungen rihtig ſind; doch glaube ih, ihnen noch einiges hinzufügen zu können. Jh habe mehrfach Helmvögel gepflegt und zähle ſie zu den anmutigſten Käfigbewohnern, die uns die Gleicherländer liefern. Mit Ausnahme der Mittagsſtunden, die ſie ruhend verbringen, bewegen ſie ſi{ fortwährend, entfalten dabei ihre volle Schönheit und gereichen jedem größeren Gebauer zur höchſten Zierde. Namentlich in frei ſtehenden Fluggebauern nehmen ſie ſih prachtvoll aus. Jn den Früh: und Abendſtunden ſind ſie am lebhafteſten; bei größerer Tageshelle ziehen ſie ſi<h in das Dunkel der Blätter oder eines gegen die Sonnenſtrahlen geſhüßten Naumes zurü>. Die Sonne meiden ſie ebenſo wie ſtarke Regengüſſe, die ihr trodenes Gefieder ſo einnäſſen, daß ſie zum Fliegen faſt unfähig werden. Mit ihren Käfiggenoſſen vertragen ſie ſi<h ausgezeichnet, oder richtiger, ſie bekümmern ſih kaum um ſie. J<h habe ſie mit den verſchiedenartigſten Vögeln in demſelben Käfige gehalten, ohne jemals wahrnehmen zu müſſen, daß ſie mit irgend welchem Genoſſen Streit angefangen hätten. Selbſt wenn einer von dieſen ſi< unmittelbar neben ihnen niederläßt, ſich förmlich an ſie ſ<miegt, ändert ſih die Harmloſigkeit ihres Weſens nicht.

Jhre Gefangenkoſt iſt ſehr einfach; ſie beſteht hauptſächlih aus gekochtem Reis, untermiſcht mit Grünzeug der verſchiedenſten Art und einigen Früchten. Sie bedürfen viel Nahrung, ſind aber im höchſten Grade anſpruhslos. Fhre Stimme vernimmt man ſelten. Gewöhnlich ſtoßen ſie ein Geknarr aus, bei beſonderer Aufregung aber rufen ſie laut und abgebrochen: „kruuk kruuk fruuf“; andere Laute habe ih niht vernommen.

Verreaux fand, daß die 12 oder 14 Flügelfedern, die ſih dur die prahtvolle purpurviolette Farbe auszeihnen, ihre Schönheit verlieren, ſobald ſie durhnäßt werden, ja daß ſie abfärben, wenn man ſie in dieſem Zuſtande mit den Fingern berührt und reibt. Dieſe Thatſache iſt ſeitdem allen aufgefallen, welhe Helmvögel hielten und ihnen in reinen Gefäßen, zumal in Näpfen aus weißem Porzellan, Badewaſſer reihten. Ein Pärchen, das Enderes beobachtete, färbte während ſeines Bades den Fnhalt eines mittelgroßen Gefäßes ſo lebhaft, daß das Waſſer ſhwachroter Tinte glich, badete ſih aber täglih mehrere Male und ſonderte dem entſprechend eine erheblihe Menge von Farbſtoff ab. Solange die Federn naß waren, ſpielte ihre purpurrote Färbung ſtark ins Blaue; nachdem ſie tro>en geworden waren, leuchteten ſie ebenſo prachtvoll purpurn wie zuvor. Während der Mauſer