Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Trappiſt. — Eulen: Allgemeines. 145

au auf dem Boden ſtill ſißend oder hüpfend, um auf Kerbtiere zu lauern. Fmmer habe ih dieſen traurigen Vogel beinahe unbeweglich ſißen ſehen und nie eine Stimme von ihm gehört.“ — „Er fommt“, wie Burmeiſter hinzufügt, „bis in die Gärten der Dörfer und ſißt hier am Wege, zur Frühlingszeit wohl paarweiſe, ohne ſih zu regen oder auh nur die geringſte Aufmerkſamkeit für ſeine Umgebung zu verraten. Der Eindru>, den dieſer ſonderbare Vogel dadur<h macht, iſt ein höchſt überraſchender. Man ſieht ihn, mit ſeiner weißen Kehle weit aus dem Dickicht hervorleuchtend, ſhon von ferne und bemerkt, wenn man näher kommt, daß er unbeweglich, einem Schlafenden ähnli, aber mit großen offenen Augen den Reiſenden anſtiert, gleihſam, als wüßte er niht, was er thun ſolle. Dummheit und Gleichgültigkeit ſprechen zu deutlih aus dieſem Benehmen, als daß man ſih darüber wundern könnte, den Vogel ,„Foäo doido‘ (dummer Hans) von den Braſilianern genannt zu hören. Er iſt auh tierkundlih ein ſonderbares Gemiſch, da der Körperbau der dreiſten, beweglichen, lärmenden Ku>kucke mit dem düſteren Kleide und dem trägen Weſen der leiſe ſ{<webenden Nachtſhwalben ſi< vereinigt hat — eine gewiß merkwürdige Verbindung.

„Das Neſt des Vogels habe ih niht bemerkt. Auch der Prinz von Wied ſagt nichts darüber. Fm Magen fand ih außer den Reſten anderer kleiner Tiere einen großen Tag[<metterling, der zuſammengewi>elt faſt den ganzen Magen ausfüllte.“

Die drei Geſchlechter der Eulen, Schwalmvögel und Rakenartigen bilden nah Fürbringer die Unterordnung der Rakenvögel (Coraciiformes) als legte der Baumvögel. Er betrachtet die Rakenvögel troß der hohen Ausbildung der Eulen als die urſprünglichſten Baumvögel, die no< am eheſten dieſe höchſte Vogelordnung mit tieferſtehenden zu verbinden geeignet ſein dürſte.

Nach eingehender Erwägung der ſhwierigen Frage, ob das Geſchlecht der Eulen (Striges) von Falfen und Geiern zu trennen und mit Shwalmvögeln und Rakenartigen zu vereinigen ſei, kommt Fürbringer zu dem Ergebnis, daß die Übereinſtimmung der Eulen mit den genannten Raubvögeln ledigli<h durch die Lebensweiſe hervorgerufen ſei, während mehr verwandtſchaftlihe Beziehungen zu Ziegenmelkern und Raken nebſt deren Verwandten vorlägen. Wer ſih dur< Vergleihung lebender Tiere einen Blick für natürliche Verwandtſchaft angeeignet hat, muß ihm beiſtimmen. Die einzige Familie des Ge[<le<tes darf als höchſt entwidelte der Rakenvögel gelten.

Die Eulen (Strigidae) bilden eine nah außen hin ſ{harf begrenzte Familie. Sie kennzeichnen ſih dur< ihren zwar di> erſcheinenden, in Wahrheit aber ſehr ſchlanken und [<malen, wenig fleiſhigen Leib, den ungemein großen, nach hinten zumal breiten, dicht befiederten Kopf mit ſehr großen Augen, die nah vorn gerichtet ſind und von einem runden, ſtrahligen Federkranze umgeben werden, breite und lange, muldenförmige Flügel und den meiſt kurzen Schwanz. Der Schnabel iſt von der Wurzel an ſtark abwärts gebogen, furzhakig und zahnlos, die Wachshaut kurz und immer in den langen, ſteifen Borſtenfedern des Schnabelgrundes verſte>t. Die gewöhnlich bis zu den Krallen herab befiederten Beine

ſind mittel: oder ziemli<h ho, die Zehen verhältnismäßig kurz und unter ſich pealigl ih der Brehm, Tierleben. 3. Auflage. Y.