Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

6 Erſte Drdnung: Baumvögel; fünfunddreißigſte Familie: Nageſchnäbler.

laut Schomburgk, auf Feigenbäumen, deren Früchte ſie gern zu freſſen ſcheinen, gewöhnlich in Geſellſchaft von Shmu>vögeln. Auch Natterer hat in dem Magen des Pompeo Samen und Früchte gefunden. Am thätigſten ſind die Trogons in den Morgenſtunden, namentli<h unmittelbar na<h Sonnenaufgang. Um dieſe Zeit tönt der Wald von ihrem klagenden Rufe.

Die Surukua niſtet in Höhlungen, die ſie ſih in die auf den Bäumen ſtehenden Termitenneſter eingräbt. „Jh ſah“, ſagt Azara, „das Männchen wie ein Specht angehängt und beſchäftigt, mit ſeinem Schnabel das Neſt auszuhöhlen, währenddem das Weibchen ruhig auf einem benahbarten Baume ſaß und das Männchen dur ſeine Bli>ke anzufeuern ſchien.“ Jm September iſt das Neſt vollendet, und das Weibchen legt nun ſeine 2—4 weißen Eier. Über das Brutgeſchäft des Pompeo hat Shomburgk eine Mitteilung gegeben, die ih jedoch für irrtümlih halte. Der Pompeo ſoll zwiſhen Baumzweigen ein Neſt bauen, das ganz dem der Wildtaube ähnelt. Er würde ſi<h, wäre dieſe Angabe rihtig, dadur< von den meiſten ſeiner Verwandten ſehr weſentlih unterſcheiden.

Die Erxlegung dieſer und anderer Surukus iſt leiht und mühelos. Denn ſelbſt wenn man einen ſolchen Vogel niht ſieht, kann man ſi ſeiner bemächtigen, indem er ſi< dur< den unſhwer na<hzuahmenden Ruf herbeilo>en läßt und dann in unmittelbarer Nähe des Fägers ſeinen Siß nimmt. Die Braſilier wenden dieſes Kunſtſtü> an, wenn es ihnen, wie es in den menſchenleeren Waldungen oft vorkommt, an Lebensmitteln mangelt. Das Fleiſch des Vogels ſoll ſhmachaft ſein. Größere Schwierigkeit verurſacht die getötete Surukua dem Naturforſcher. „Kein Vogel“, verſiert Shomburgk, „bereitete mir beim Abziehen fo viel Mühe wie der Pompeo, da es ſelbſt bei der größten Vorſicht kaum gelingt, den Balg unbeſchädigt herunterzubringen. Das Fell iſt ſo zart, daß es ſogar, wenn der Vogel geſchoſſen vom Baume fällt und beim Herabfallen einen Zweig berührt oder auf harten Boden herabſtürzt, zum Ausſtopfen unbrauhbar wird.“

Der Jnſel Cuba eigentümlich iſt ein Nageſchnäbler, dem wir den dort üblichen Namen Tokororo belaſſen wollen. Er unterſcheidet ſih von allen übrigen dur die eigentümlihe Shwanzbildung. Der Schnabel iſ einfach, d. h. ungezähnelt, der Fuß wie gewöhnlich gebildet, der Fittih mittellang, der Shwanz aber ſonderbar abgeſtußt. Alle Federn nämlich verbreitern ſih an ihrer Spiße, indem die Fahnen nah beiden Seiten hin ſich verlängern, ſo daß das Ende der Steuerfedern halbmondförmig erſcheint. Fnfolge Dieſer Abweichungen hat man den Vogel zum Vertreter einer beſonderen Gattung oder Untergattung, der Mondſ<hwanztrogons (Priotelus), erhoben.

Der Tofkororo (Trogon temnurus, Priotelus temnurus, Temnurus gsilens Und albicollis) iſt bunter als die meiſten übrigen Arten ſeiner Familie. Oberkopf, Nacen, Nücken und Schulterde>federn find metalliſh grün, die Seiten des Oberkopfes blau, der Vorderhals und die Oberbruſt blaß aſhgrau, die Unterteile prachtvoll zinnoberrot, die Schwingen braun, weiß gebändert, die großen Flügelde>federn ſtahlblau mit weißem Spiegel, die mittleren Steuerfedern dunkel erzgrün, die hierauf folgenden blaugrün, die drei äußerſten an der Spiße weiß. Das Auge iſt prächtig rot, der Schnabel ſ<hwarzbraun, an dem Mundwinkel und Unterſchnabel korallenrot, der Fuß einfa<h ſ{hwarzbraun. Die Länge beträgt 26, die Breite 39, die Fittih- und Schwanzlänge je 13 em.

Der Tokororo iſt auf der Jnſel Cuba an geeigneten Orten ſehr gemein. Über ſeine Lebensweiſe haben d'Orbigny und Gundlach berichtet; zumal dem lebtgenannten trefflihen Beobachter danken wir eingehende Mitteilungen. Dex Tokororo bewohnt nux die Waldungen und findet ſi niht in dihten Gebüſchen, in Baumgärten und Kaffeefeldern, ſondern, wenn wirklih einmal außerhalb des geſchloſſenen Waldes, immer nur auf den