Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Tok: Verbreitung. Gebaren. Stimme. Fortpflanzung. 1638

Vögeln, welche man tagtäglich ſieht oder hört. Man begegnet ihm, wenn auch ſeltener, ſhon in den dünn beſtandenen Waldungen der Steppe und regelmäßig, ſtellenweiſe ſehr häufig, in den Flußniederungen, wo der Wald aus hohen Väumen beſteht. Fm Gebirge ſteigt er, na< den Beobachtungen von Heuglins, bis zu 2000 m Höhe empor. Er wandert nicht, ſ<weift jedo< oft im Vereine mit einem nahen Verwandten weit im Lande umher und beſucht dann, laut von Heuglin, ſelbſt die Nachbarſchaft von Viehgehegen und Gehöften, die er ſonſt meidet.

Wie die meiſten Hornvögel iſt auh der Tok ein e<ter Baumvogel, der nur ungern, wahrſcheinlih bloß dann, wenn Mangel an Beeren und Baumfrüchten ihn zwingt, Nahrung zu ſuchen, auf den Boden herabkommt. Gewiſſe Väume im Gebiete werden zu Lieblingspläßen; auf ihnen erſcheinen er und ſeine Verwandten, unter welche er ſi< gern miſcht, mit größter Regelmäßigkeit. Ex liebt es, ſich frei zu zeigen, und ſeßt ſih deshalb möglichſt hoh in den Wipfeln auf die äußerſten Spißen der Zweige. Die Stellung, die er im Sigen einnimmt, iſt nicht unzierlih, obgleich er den Hals ſehr einzieht, in ein breites 5 biegt und der Kopf dadurch dit auf die Schultern zu liegen kommt, er ſih au< mit dem Leibe faſt auf den Aſt legt und den Schwanz ſteif herabhängen läßt. Von einem Zweige zum anderen hüpft er mit ziemlichem Ungeſchi>, auf demſelben Aſte aber rutſcht er behende dahin. Sein Flug erinnert einigermaßen an den unſerer Spechte, iſt aber ſo cigentümli<h, daß man . den Tok auf jede Entfernung erkennt. Mehrere raſche Flügelſ<hläge erheben den Vogel auf eine gewiſſe Höhe, von welcher er ſih mit tief niedergebogenem Schnabel in ſehr ſteilem Bogen nach unten fallen läßt, hierauf wieder emporſhwingt und von neuem nah abwärts ſtürzt. Dabei wird der Shwanz wechſelſeitig gebreitet und wieder zuſammengelegt. Der Name des Vogels iſt ein Klangbild ſeiner Stimme; denn dieſe beſteht aus einem einzigen wohltönenden Laute, der aber ſehr oft und kurz nacheinander wiederholt wird, ſo daß das Ganze minutenlang währen kann. Jeder einzelne Laut wird mit einer Neigung des Kopfes begleitet, das Geſchrei gegen das Ende hin aber immer raſcher, und der Vogel muß ſich zuleßzt ſehr anſtrengen, um alle Töne, wie er gewiſſenhaft thut, ni>end zu beglaubigen. Heuglin bezeichnet die Stimmlaute mit „tluidiutluidiudiutlu“ in allen möglichen Abwechſelungen und Steigerungen und bemerkt, daß man von den aufgeſheu<ten Vögeln zuweilen auh ein rauhes, kurzes „Scharr“, von anderen ein lebhaftes Ga>ern vernehme. Jh muß ſagen, daß mir der gewöhnliche Stimmlaut immer nur einſilbig ins Dhr geklungen hat und dem eintönigen Rufe gewiſſer, in den von ihnen bewohnten Gegenden heimiſcher Tauben vergleichbar erſchienen iſt.

Über das Brutgeſchäft des Toks hat Livingſtone ausführlich berihtet, und ſeine Angaben ſind ſpäter von Kirk und Andersſon als durchaus richtig bezeichnet worden. „Wir hatten“, ſo erzählt der berühmte Reiſende, „hier große Mopanewälder zu durchreiſen, und meine Leute fingen eine Menge der Vögel, die man Korwe nennt, in ihren Brutpläßen, die ſich in Höhlungen der Mopanebäume befanden. Am 19. Februar ſtießen wir auf das Neſt eines Korwe, das gerade vom Weibchen bezogen werden ſollte. Die Höhlung erſchien auf beiden Seiten mit Lehm vermauert; aber eine herzförmige Öffnung war geblieben, genau ſo groß, um den Körper des Vogels hindur<hzulaſſen. Der innere Raum zeigte jedesmal eine ziemlih geräumige Verlängerung na< oben, und dorthin verſuchte der Vogel zu flühten, wenn wix ihn fangen wollten. Jn einem Neſte fanden wir ein weißes, dem einer Taube ähnelndes Ei, und ein zweites ließ der Vogel fallen, nachdem er {hon in unſeren Händen war. Jm Eierſtocke entde>te ih außerdem noch vier befruchtete Eier.

„Zum erſtenmal erbli>te ih dieſen Vogel in Kolobeng beim Holzſchlagen in einem Walde. Ein mich begleitender Eingeborener rief plößlich: ,Da iſt das Neſt eines Korwe“. Jh ſah in einer mäßigen Höhlung eines Stammes nichts als eine Spalte, ungefähr 1 cm