Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Wiedehopf. Baumhopfe. DD

ſo zubereitet in den Shlund hinab, um ihn verſhlingen zu können.“ Der Schnabel iſt gut zum Ergreifen; um aber die erfaßte Beute hinabzuwürgen, iſt es unbedingt nôtig, ſie vorher in die Höhe zu ſchleudern und dann aufzufangen. Junge Wiedehopfe, die man heranziehen will, muß man ſtopfen; im entgegengeſeßten Falle verhungern ſie, weil ſie buchſtäblih niht im ſtande ſind, das mit dem Schnabel Erfaßte auch zu verſchlingen. Leßbteres lernen ſie erſt mit der Zeit.

Sn Europa erwählt ſi< der Wiedehopf am liebſten Baumhöhlungen zur Anlage ſeines Neſtes, ohne jedo<h ein Mauerloh oder eine Felſenſpalte, die ihm paſſend erſcheint, unbeachtet zu laſſen. Jn Ägypten niſtet er faſt ausſcließli<h in Mauerlöchern und ſehr häufig in paſſenden Höhlungen bewohnter Gebäude. Er iſt überhaupt um die Wahl ſeines Niſtplazes nicht verlegen. Bei uns begnügt er ſih im Notfalle mit einem einigermaßen verſte>ten Pläßchen auf dem flachen Boden; in den Steppengegenden legt er ſein Neſt ſogar zwiſchen den Knochen eines Aaſes an: Pallas fand einmal ein Neſt mit ſieben Jungen in dem Bruſtkorbe eines Menſchengerippes. Baumhöhlen werden gewöhnlih gar nict, zuweilen aber mit einigen Hälmchen und Würzelchen, auh wohl mit etwas Kuhmiſt ausgebaut, die auf dem Boden ſtehenden Neſter durch allerlei troÆene Halme, feine Wurzeln und Geniſt gebildet und ebenfalls mit Kuhmiſt ausgeziert. Das Gelege beſteht aus 4—7 verhältnismäßig kleinen, ungefähr 25 mm langen, 17 mm di>en, ſehr länglichen Eiern, die auf ſ<mußig weißgrünem oder gelblihgrauem Grunde mit äußerſt feinen, weißen Pünktchen überſäet oder auch fle>enlos ſind, überhaupt ſehr abändern. Selten findet man fie vor Anfang des Mai vollzählig; denn der Wiedehopf niſtet nur einmal im Fahre. Die Eier werden vom Weibchen allein 16 Tage lang mit der größten Hingebung bebrütet, die Jungen von beiden Eltern ſorgfältig gepflegt, mit Maden und Käfern groß gefüttert und noh lange nah dem Ausfliegen geführt, geleitet, unterrihtet und gewarnt.

Während der Brutzeit maht der Wiedehopf das Sprichwort wahr; denn er und ſeine Jungen ſtinken dann in wirklih unerträgliher Weiſe. Die Eltern ſind niht im ſtande, den Kot der Jungen wegzuſchaffen; dieſe ſien daher, wie Naumann ſagt, „bis an die Hälſe im eignen Unrate“, und der leßtere verbreitet, wenn er in Fäulnis übergeht, einen überaus efelhaften Geruh. Schon das brütende Weibchen nimmt ſih ſelten die Mühe, den eignen Unrat wegzutragen; das Kinderzimmer aber wird nie gereinigt. Der Geſtank zieht Fliegen herbei, die ihre Brut in dem Miſte abſezen, und ſo kommt es, daß das Neſt ſ<ließli<h auh no< von Maden wimmelt. Die Fungen ſtinken ſelbſtverſtändlih am meiſten; die Alten geben ihnen zuletzt jedoh wenig nach, und erſt viele Wochen nah dem Ausfliegen verlieren die einen wie die anderen den ihnen anhängenden Geſtank. Wenn die Jungen vollſtändig erwachſen ſind, merkt man ſo wenig mehr davon, daß man ſie wie ihre Eltern ohne Efel verſpeiſen kann. Sie ſind dann ſehr fett und ungemein ſhmad<>haft. Den Befennern des moſaiſchen Glaubens freilih bleibt ſolche Speiſe verboten, und niht anders denken die Mohammedaner: auch in ihren Augen gilt der Hudhud, ſo ſehr ſie ihn ſonſt ſ<häßen, als unreines Weſen.

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Die Baum- oder Kletterhopfe (Trrisor), auf Afrika beſchränkte Waldvögel, ſind geſtre>t gebaut, langſchnäbelig, furzfüßig, kurzflügelig und langſhwänzig. Der Schnabel iſt ſeicht gebogen, auf dem Firſte gekielt, ſeitlih zuſammengedrüdt; die ſtarken Läufe ſind kürzer als die Mittelzehe, dieſe wie die übrigen mit langen, ſtark gekrümmten Nägeln bewehrt; in den zugerundeten Flügeln ſind die vierte und fünfte Schwinge die längſten; der Schwanz iſ breit und ſtark abgeſtuft. Die 12 Arten dex Gattung gehören Afrika und Madagaskar an.

Brehm, Tierleben. 83. Auflage. VV. 3