Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
ZI Erſte Drdnung: Baumvögel; ſiebenunddreißigſte Familie: Hopfe.
beluſtigt ungemein“, ſchildert Naumann, „dieſen ängſtlihen Vogel ungeſehen aus der Nähe beobachten zu können. Alle Augenbli>e wird er erſhre>, und ehe man es ſih verſieht, flüchtet er ſih in die belaubten Zweige eines nahen Baumes, läßt im Ausruhen oder beim Wegſliegen ſeine ſ<hnarchende Stimme hören und maht auch hierbei allerlei ſonderbare Bewegungen. Gewöhnlich trägt er den Federbuſch nicht entfaltet, ſondern ſpiz nach hinten gelegt. Er fächelt aber damit, wenn er böſe wird, und breitet ihn aus, wenn er in Ruhe auf einem Baume ſißt, oder wenn er ſeinen Ruf ertönen läßt. Zur Paarungszeit ſpielt er mit dem Fächer auh dann, wenn er am Boden umherläuft, und zuweilen entfaltet ex ihn ſelbſt während des Fluges ſo, wie man ſpielend einen Fächer auf: und zumacht.“ Sein Gang auf dem Boden iſt gut, ſchrittweiſe, niht hüpfend; im Gezweige dagegen bewegt er ſi< wenig und geht höchſtens auf ſtärkeren, wagere<ten Äſten auf und nieder. Fliegend werden die Shwingen abwechſelnd bald ſchnell, bald langſam geſ{<wungen; der Flug erhält dadur< ein ängſtliches Ausſehen und geht zu>end vorwärts. Vor dem Niederſißen ſ{hwebt er einige Augenbli>e und entfaltet dabei ſeinen Federbuſch. Die Locfſtimme iſt ein heiſer ſ{<hnarchendes „Chrr“/, das zuweilen wie „ſ<hwär“ klingt; bei guter Laune läßt er ein dumpfes „Queg queg“ vernehmen; der Paarungsruf iſt das hohl Élingende „Hup hup“. Fm Frühjahre ſtößt dieſen das Männchen ununterbrochen aus, aber ſchon gegen Ende Juli hin ruft es niht mehr. Wenn ſi< im Anfange der Begattungszeit zwei Männchen um ein Weibchen ſtreiten, rufen ſie unabläſſig, hängen dann dem „Hup“ auh wohl ein tiefes, heiſeres „Puh“ an.
Obwohl an günſtigen Orten ein Wiedehopfpaar dicht neben dem anderen wohnt, hält doch bloß die Familie im eigentlichen Sinne des Wortes treu zuſammen; die Nachbarn ſtreiten ſih fortwährend. Es kommt zwar ſelten zu Thätlichkeiten zwiſchen ihnen; wohl aber jagen ſie ſih ſehr ärgerlih hin und her und gebärden ſi ſo, daß ihr Unwille nicht zu verkennen iſt. Mit anderéèn Vögeln geht der Wiedehopf keinen Freundſchaſtsbund ein. Die einen fürchtet er, die anderen ſcheinen ihm gleichgültig zu ſein. Aber dieſer der Zuneigung ſcheinbar ſo wenig zugängliche Vogel ſ{<hließt ſih, wenn er von Fugend auf freundli<h behandelt wird, ſeinem Pfleger mit außerordentliher Zärtlichkeit an, und deshalb gehört ein zahmer Wiedehopf zu den unterhaltendſten und lieben8würdigſten Hausgenoſſen, die man ſi<h denken kann. Sein Gebärdenſpiel beluſtigt, ſeine Zahmheit und Zutraulichkeit entzü>en. Er wird zahm wie ein Hund, kommt auf den Ruf, nimmt ſeinem Gebieter das Futter aus der Hand, folgt ihm durch alle Zimmer des Hauſes, in den Hof, in den Garten, ins Freie, ohne ans Wegfliegen zu denken. Je mehr man ſi< mit ihm beſchäftigt, um ſo umgänglicher wird ex, geht ſchließlich ſelbſt auf Scherze ein, die ihm anfangs entſchieden unbehaglich zu ſein ſheinen. Bei geeigneter Pflege ſchreitet er im Käfige auch zur Fortpflanzung.
Kerbtiere mancherlei Art, die der Wiedehopf vom Erdboden auflieſt oder mit ſeinem langen Schnabel aus Löchern hervoxrzieht und herausbohrt, bilden ſeine Nahrung. Miſtund Aaskäfer, Shmeißfliegen, Larven und andere kotliebende Kerfe ſcheint er zu bevorzugen, verſchmäht aber auh Mai-, Brah- und Noſenkäfer, Heuſchre>en, Heimchen, Ameiſenpuppen, Raupen 2c. niht. Seine Beute zieht er mit viel Geſchi>klichkeit aus den verborgenſten Schlupfwinkeln hervor und erſchließt ſich ſolche oft mit großer Anſtrengung, indem er wie ein Specht hämmert und meißelt. „Wo er den Miſt der Herden und des Wildes durhſu<ht“, ſagt Naumann, „oder wo er ſonſt eine Zeitlang den Maikäfern nahgegangen iſt, ſieht man eine Menge kleiner Löcher, die er mit ſeinem weichen Schnabel in den Boden gebohrt hat. Aber dieſer dient ihm auh zum Töten der größeren Käfer und zum Abſtoßen der harten Flügelde>en, Füße und Bruſtſchilder. Er ſtößt einen Käfer ſo lange mit dem Schnabel gegen den Boden, bis jene Teile abſpringen, und wirft ihn dann