Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

44 Erſte Ordnung: Baumvögel; ahtunddreißigſte Familie: Bienenfreſſer.

auch ſelbſt ſtäts an andere ort, damit er niht gefangen werde, daß man auh niht ſpüren möge, wo er ſeine junge erziehe. Man ſagt, daß dieſer vogel, als der Storch, ſeinen Eltern behülffli< ſei, niht allein im Alter, ſondern wenn ſie ihrer Hülff bedörffen vnd nottürfftig ſeyen, laſſen derhalben jhre Eltern niht auß dem Neſt fliehen, ſondern tragen jnen Nahrung herzu, tragen ſie auh auff dem Rücen hin vnd her.“

Es iſt erklärlich, daß der Bienenfreſſer nicht überall mit günſtigem Auge angeſehen wird. Die Näubereien, die er ſih zu ſchulden kommen läßt, erregen den Zorn der Bienenzüchter und ziehen ihm rü>ſihtslofe Verfolgung zu. Der Bienenfreſſer zeigt ſi ſelten ſcheu, und am wenigſten in der Nähe Beute verſprechender Örtlichkeiten, läßt ſi< hier ſelbſt durc Schießen ſo leiht nicht vertreiben. Erſt wiederholte Verfolgung macht ihn vorſichtig und die Jagd auf ihn einigermaßen ſchwierig. Fn Griechenland werden, nah Lindermayer, Graf von der Mühle, Krüper und anderen, in den lezten Sommermonaten außerordentlih viele Bienenfreſſer geſchoſſen und als ſhma>hafte Speiſe mit Vorliebe genoſſen. Auch im ſüdlichen Spanien, insbeſondere in Sevilla und Cordova, bringt man im Herbſte erlegte oder gefangene, zum Verſpeiſen beſtimmte Bienenfreſſer ſho>- und ſa>weiſe auf den Markt. Auf Kandia ſollen ſie an der Angel gefangen werden, in derſelben Weiſe, die uns {hon Gesner beſchreibt: „Jhre ſchöne reizt die jungen Knaben in Creta, daß ſie die mit Häwſhre>en, als die Shwalben, / fahen, alſo, daß ſie an eine gekrümbte Glufen einen Häwſhre>en ſte>en, vnd dieſe an einen Faden binden, den ſie an einem ort in den Händen haben, am andern aber laſſen ſie den Häwſchre>en fliegen: ſo denn dieſer vogel ihn erſehen, verſhlu>t er den, vnd wirdt alſo gefangen.“

Das Fleiſch des Vogels iſt, Gesners Meinung nach, keine gute Speiſe, wohl aber ein wirkfſames Arzneimittel: „Den Fmbenfraß braucht man nicht zu der Speiß: dann ſein Fleiſch iſt rau<, vndäwig, vnd böſer feuchte, doch iſt er dienſtlih für die böſen Bläſt im Leib. Seine Gall mit Baumöl auß vnzeitigen Oliven vermiſcht, macht das Haar ſehr \{<warz.“

Während man in früheren Fahren voreingenommenermaßen abſtand, Bienenfreſſer überhaupt im Käfige zu halten, hat man neuerdings dies verſucht und das überraſchende Ergebnis gewonnen, daß ſie im Gebauer beſſer ausdauern, als man dies für möglich erachten konnte. Sogar alt gefangene Bienenfreſſer gehen unter Umſtänden an das Futter, verlangen jedo<, daß man ihnen dasſelbe reiht, das ſie ſih in der Freiheit erbeuten, und weiſen Erſaßfutter hartnäckig zurü>. Fhre Gefräßigkeit überſteigt alle Vorſtellungen. Sie freſſen mehr als das Doppelte ihres eignen Gewichtes täglih, und ihre Ernährung iſt daher auch ziemli<h koſtſpielig. Jung eingefangene gewöhnen ſi, obgleih ſie anfänglih geſtopft werden müſſen, bald an Käfig und Stubenkoſt, werden zahm, befreunden ſich mit dem Pfleger, begrüßen ihn, wenn er ſi<h ihnen naht, nehmen ihm artig das Futter aus der Hand und bereiten dann viele Freude und Vergnügen. Unſere Abbildung iſt nach gefangenen Bienenfreſſern gezeihnet worden, die ih pflegte.

Unter den afrikaniſchen Arten der Familie verdient der Shharla <ſpint (Merops nubicus, superbus und coerauleocephalus, Melittotheres nubicus) beſondere Erwähnung, weil er ebenſowohl durch ſeine Färbung wie durch ſeine Lebensweiſe ſih auszeihnet. Die vorherrſchende Färbung des Gefieders iſt ein dunkles Scharlachrot, das auf Shwingen und Schwanz düſterer, auf Kopf und Bruſt lichter wird; der Bürzel, die oberen und unteren Schwanzde>federn ſind lebhaft türkisblau; die Unterkehle hat verwaſchene, düſter blaugrüne, ein breiter Streifen über dem Zügel bis zur Ohrgegend ſ{<hwarze Färbung. Die Schwingen zeigen breite ſ{<warze Spiben, die erſten Handſchwingen vox dem ſhwarzen Ende eine düſter blaugrüne Binde, alle an der Wurzel der Fnnenfahne zimtroſtfavbene