Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

64 Erſte Ordnung: Baumvögel; neununddreißigſte Familie: Eisvögel.

vergnügt pfiffigem oder auc verſtändnisinnigem Ausdru>e dem Beobachter zu.“ Auf dem Boden ſind unſere Vögel fremd. Jn der Fertigkeit, das Waſſer auszubeuten, ſtehen ſie den Eisvögeln weit nah: mir iſt es ſogar wahrſcheinlih, daß bloß einzelne, und auch dieſe nur ausnahmsweiſe, Fiſche oder andere Waſſertiere aus dem Waſſer ſelbſt herausholen. Die Stimme iſt laut und eigentümlih, das Wie läßt ſi< ſ<wer mit Worten ausdrücten. Über die geiſtigen Fähigkeiten wage ih ein allgemeines Urteil nicht zu fällen. Diejenigen Arten, welche ih im Leben beobachten konnte, ſchienen mir in dieſer Hinſicht wenig begabt zu ſein: ſie bekundeten Vertrauensſeligkeit und Schwerfälligkeit, die niht auf große Verſtandesträfte ſchließen ließen; ih muß dem jedo< hinzufügen, daß ih auh Ausnahmen kennen gelernt habe.

Die Nahrung der Geſamtheit beſteht aus Kerbtieren aller Art, vorzugsweiſe aus Heuſhre>en und großen Käfern; die ſtärkeren Arten der Familie vergreifen ſi<h aber auh an Krabben und kleinen Wirbeltieren aller Klaſſen. Einzelne ſind geachtet wegen ihrer Verfolgung der S{hlangen; andere ſtehen in dem Rufe, arge Neſtplünderer zu ſein. An Raubluſt kommen ſie den Eisvögeln vollſtändig gleich.

Das Fortpflanzungsgeſchäft unterſcheidet die Lieſte ebenfalls von ihren Verwandten. Die meiſten Arten brüten in Baumhöhlen, einzelne in natürlihen Erd- oder Steinhöhlen, und alle bauen ein mehr oder weniger vollkommenes Neſt. Das Gelege ſcheint nicht beſonders zahlreih zu ſein. Die Eier ſind rein weiß und glänzend wie die der Eisvögel.

Die Lieſte ertragen die Gefangenſchaft leiht und dauernd, weil ſie ſi< bald an ein paſſendes Erſaßfutter gewöhnen laſſen. Man kann ſagen, daß ſie mehr auffallend als anziehend ſind, darf dann aber niht vergeſſen, daß auch ſie eine innige Freundſchaft mit den Menſchen eingehen und dahin gebracht werden können, ihrem Gebieter mit größter Liebenswürdigkeit entgegenzukommen und warme Zärtlichkeit für ſie an den Tag zu legen.

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Baumlieſte (Talecyon) nennen wir die Arten mit langem, geradem und breitem Schnabel, der ſi bei einigen etwas aufwärts biegt, kurzen, aber nicht allzu ſhwächlichen Füßen, mittellangen, abgerundeten Flügeln, in welchen die dritte Shwinge die längſte iſt, die vierte und fünfte aber nur wenig überragt, und verhältni8mäßig kurzem, gerundetem Schwanze.

Der Baumlieſt (Walcyon semicoeruleus, erythrogaster, swyainsoni und rufiventris, Alcedo semicoerulea, senegalensis und cancrophaga, Dacelo actaeon und jagoensis) ſteht dem Graufiſcher an Größe wenig nah: ſeine Länge beträgt 22, die Fittichlänge 10, die Shwanzlänge 6,5 cm, Das Gefieder bleibt zwar an Pracht und Schönheit hinter dem mehrerer Verwandten zurü>, iſt aber immerhin lebhaft und ſhön gefärbt. Dberund Hinterkopf ſind blaßbräunlich, Na>ken und Hinterhals heller, die Halsſeiten und Vorderteile bis zur Bruſt hinab weiß, die übrigen Unterteile tief zimtrotbraun, Mantel, Schultern und Deckfedern ſowie die Schwingen ſhwarz, leßtere an der Außenfahne, die Handde>en und Ecfflügel, Bürzel und Shwanz glänzend ſmalteblau. Das Auge iſt braun, der Schnabel und die Füße ſind rot. Baumlieſte von den Fnſeln des Grünen Vorgebirges unterſcheiden ſi von denen des Feſtlandes dadur<h, daß der Oberkopf faſt ebenſo weiß iſt wie der Hinterhals, werden daher au von einzelnen Forſchern als beſondere Art betrachtet.

Man hat dieſen Vogel in Weſtafrika entde>t, ſpäter aber auh auf den Jnſeln des Grünen Vorgebirges und dur< ganz Mittelafrika bis nah Abeſſinien hinauf gefunden; von Heuglin gibt in den von uns durchreiſten Gegenden das Geſtade des Noten Meeres, das Hochland von Abeſſinien bis zu 2000 m Höhe und den Blauen und Weißen Nil weſtwärts