Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Graufiſcher. Lieſte: Allgemeines. 63

Eiern, darunter eins in einer Höhle, aus welcher Bartlett ſchon ein Gelege entnommen hatte. Die Form der Eier iſt verſchieden: die meiſten ſind eirund, viele aber ſehr länglich. Über die Farbe ſagt Triſtram nichts, und ih muß deshalb wohl annehmen, daß ſie ein reines Weiß iſt, obgleich ih mich erinnere, daß das eine, das mir als Graufiſcher- Ei bezeichnet wurde, auf lihtem Grunde dunkler gewölkt war.

Die Alten ſaßen während des ihnen unerwünſchten Beſuches auf den Oleanderbüſchen am Ufer oder flogen ängſtlih auf und nieder und ſchrieen kläglich. Aus einer Höhle, die Triſtram unterſuchte, kam eine Ratte mit ſe<s Fungen hervorgeſtürzt.

Welche Feinde der Graufiſcher außer dem Sammler hat, vermag ih niht zu ſagen. JH habe nie geſehen, daß ein Raubvogel einen Angriff auf ihn verſucht hätte, und kenne fein anderes Raubtier, das ihm gefährlih werden könnte.

Die Lieſte (Falcyoninae) unterſcheiden ſi< von den Fiſchern durch die mehr entwielten, bei einzelnen ſogar ſehr ausgebildeten Flugwerkzeuge. Auch iſt der Schnabel, der dem der Eisvögel im ganzen ähnelt, regelmäßig viel breiter, und ebenſo pflegen die Füße ſtärker und hochläufiger zu ſein. Das Gefieder iſt lo>erer und beſißt nict die fettige Glätte wie das der Eisvögel, prangt übrigens ebenfalls in lebhaften Farben: einzelne Arten gehören zu den prächtigſten aller Vögel.

Afrika, Südaſien und Auſtralien nebſt den zwiſchen dieſen beiden Erdteilen gelegenen Inſeln ſind die Heimat der arten- und geſtaltenreichen Unterfamilie. Jn Amerika und Europa fehlen ſie gänzlih. Sie ſind mehr oder weniger Waldvögel, und nux die wenigſten befunden eine Vorliebe für das Waſſer. Einzelne ſollen zwar mehr oder weniger nah Art der Eisvögel fiſchen; die Mehrzahl aber kommt hinſichtlih der Lebensweiſe cher mit den Bartvögeln überein. Viele Arten haben ſi<h vom Waſſer gänzlih unabhängig gemacht und beleben die tro>enſten Gegenden, vorausgeſeßt, daß ſie niht baumlos ſind; denn Bäume ſcheinen zu ihrem Wohlbefinden unumgängli<h notwendig zu ſein.

Entſprechend den wohlentwi>elten Flugwerkzeugen ſind die Lieſte viel bewegungsfähi:gere Geſchöpfe als die Eisvögel; ſie übertreffen ſelbſt die flugbegabteſten unter dieſen dur die Leichtigkeit Zierlihkeit und Gewandtheit ihres Fluges, der an den der Bienenfreſſer erinnert. Von einem erhabenen Sißpunkte aus überſchauen ſie die Umgebung mit aufmerkſamen Blien, fliegen, ſobald ſie eine Beute erſpähen, auf dieſe zu oder ihr nah und fehren wieder zu dem alten Sißorte zurü>. „Sie halten ſi< gern an einem beſtimmten Standorte in der Savanne auf“, ſchildert Pehuel-Loeſche, „und fahnden, hurtig hervorund zurü>fliegend, ſehr ſelten rüttelnd über den Grasbeſtänden ſ{<webend, auf Kerbtiere. ZFhr Flug geht vorwiegend in gerader Richtung, ſcharfe Shwenkungen vermögen ſie niht zu vollführen. Jm Nu ſchießt der muntere, farbenſtrahlende Jäger, der vom nicht hohen, ſchattigen Size am Rande der Hage und Buſchwäldchen ſein kleines Gebiet in der Kampine mit wa<hſamem Auge überſchaut, heraus in den Sonnenglanz, ergreift ſeine Beute und kehrt vergnügt auf ſeinen Aſt zurü>. Eben erſt aufgebäumt, erſpäht er aber ſogleich ein neues Opfer und huſcht wieder ins Freie, So geht die Jagd raſtlos hin und wieder und wird faum zur Mittagszeit unterbrohen. Verlockende Fagdgebiete in der Savanne habe ih monatelang ununterbrochen und wahrſcheinlih au< von den nämlichen Vögeln beſeßt gefunden. Überall kann man die farbenprächtigen Jäger aus nächſter Nähe beobachten, denn ſie befunden kaum irgend wel<he Scheu vor dem ſich ruhig bewegenden und ihrem Treiben zuſchauenden Menſchen. Nichtsdeſtoweniger ſind ſie weder dumm-vertrauensſelig noch gleichgültig: ihre hell glänzenden Augen wenden ſich immer wieder prüfend und ſozuſagen mit