Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Todi: Weſen. Aufenthalt. Fortpflanzung. US

wegſ{hnappt und wieder auf ſeinen Zweig zurückkehrt, um es dort zu verſchlingen. Er hat nicht die Kraft, Kerbtieren zu folgen; aber er wartet, bis ſie ſi< innerhalb eines beſtimmten Umkreiſes zeigen, und fängt ſie dann mit Sicherheit weg. Niemals habe ih geſehen, daß ein Plattſhnabel Pflanzennahrung zu ſi< genommen hätte, obwohl ih zuweilen kleine Sämereien unter Käfern und Hautflüglern in ſeinem Magen gefunden habe. Einer, den ih im Käfige hielt, ſchnappte mit unkluger Gier Würmer weg, ſchlug ſie heftig gegen ſeine Sigſtangen, um ſie zu zerteilen, und verſchlang ſie dann; ein anderer, den ih im Nebe gefangen und im Zimmer freigelaſſen hatte, begann ſofort auf Fliegen und andere kleine Kerbtiere Jagd zu machen und betrieb dieſe, mit ebenſoviel Ausdauer wie Erfolg, vom frühen Morgen an bis zum Dunkelwerden. Von der Eke des Tiſches, von quer geſpannten Leinen oder Geſimſen aus flog er dann und wann in die Luft und kehrte, nachdem das Schnappen ſeines Schnabels einen Fang angezeigt hatte, wieder auf denſelben Standort zurü. Ex gu>te in alle E>en und Winkel, ſelbſt unter die Tiſche, in der Abſicht, hier die kleinen Spinnen aus ihren Netzen herauszufangen. Dieſelbe Beute ſuchte er au<h von der Deke und von den Wänden ab und fand immer etwas. Meiner Schäßung nah gewann er in jeder Minute einen Fang; man kann ſi< alſo einen Begriff machen von der außerordentlichen Zahl an Kerbtieren, die er vertilgt. Fn dem Raume, den er bewohnte, ſtand Waſſer in einem Been; aber i< habe ihn, obſchon er ſi<h zuweilen auf den Rand ſeines Gefäßes ſebte, nie trinten ſehen: dies that er ſelbſt dann niht, wenn er ſeinen Schnabel in das Waſſer ſte>te. So eifrig ex ſih ſeinen eignen Geſchäften hingab, ſo wenig bekümmerte er ſi< um unſere Gegenwart: zuweilen ſette er ſi<h uns freiwillig auf Kopf, Schulter oder Finger, und wenn er einmal ſaß, geſtattete er, daß man die andere Hand über ihn de>te und ihn wegnahm, obſchon ihm das unangenehm zu ſein ſchien; denn er ſträubte und bemühte ſih, wieder frei zu werden. Die Gefangenſchaft ſchien er leiht zu ertragen, aber leider ging ex dur< einen unglü>clihen Zufall zu Grunde.

„Es iſt in Jamaika nicht Sitte, viele der eingeborenen Vögel zu zähmen, ſonſt würde dieſer gewiß ſhon längſt ein beliebter Stubenvogel geworden ſein. Doch zieht er während ſeines Freilebens die Aufmerkſamkeit auch des gleichgültigſten Menſchen auf ſih, und jeder Curopäer iſt erfreut, ſo oft er ihn ſieht. Wenn er zwiſchen den grünen Blättern ſitt, kann man ihn kaum von dieſen unterſcheiden; denn er ſelbſt ſieht aus wie ein Blatt, ſowie er aber ſeine Stellung verändert und ſeine Kehle in die Sonne bringt, leuchtet dieſe wie eine glühende Kohle, beſonders dann, wenn er ſie aufgeblaſen hat.

„Der Plattſchnabel niſtet in Erdhöhlen, nah Art der Eisvögel. Man zeigte mir derartige Höhlen; aber ih ſelbſt habe niemals Neſt und Eier unterſuchen können und muß deshalb die Beobachtung meines Freundes Hill hier wiedergeben.“ Hill berichtet nah einigen Auslaſſungen über die eigentümliche Geſtalt des Vogels, daß er ſih mit Hilfe ſeines Schnabels und ſeiner Füße in ſenkrecht abfallende Erdſchichten eine Höhle grabe, die anfangs gewunden iſt, ſi<h ungefähr 20 oder 30 cm weit in die Tiefe exſtre>t und hinten zu einer dacofenförmigen Höhle erweitert, die mit Würzelchen, tro>tenem Mooſe oder Baumwolle ziemlih ſorgfältig ausgekleidet wird. Das Gelege bilden 4 oder 5 graue, braun gefle>te Eier. Die Jungen bleiben in der Höhle, bis ſie flügge ſind.

Der Bunttodi lebt, laut Gundlach, in Waldungen und Gebüſchen, beſonders an abhängigen Stellen. An ſolchen Orten iſt er ſehr gemein; wenn er ruhig ſißt, iſt er jedoch niht immer leiht zu entde>en, falls man nicht auf die Stimme achtet und, ihr nachgehend, den Vogel aufſucht. Dieſe Stimme, die Anlaß zu dem wiſſenſchaftlihen Namen gab, lautet wie „tototo“; außerdem aber vernimmt man, wenn das Vögelchen von einem Zweige zum anderen fliegt, noh ein eigentümliches, wohl dur< den Flug hervorgebrachtes Geräuſch, das Ähnlichkeit mit einer Blähung hat und dem Todi ſeinen Namen Pedorrera verſchafft