Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

7A Erſte Drdnung: Baumvögel; einundvierzigſte Familie: Sägeraken.

hat. Niemals hüpft der niedliche Geſell nah Art eines Singvogels, ſondern ſtets ſißt er mit aufgerihtetem Schnabel und ſpäht nah Kerbtieren umher, die er dann im Fluge erhaſcht. Er iſt niht im geringſten ſheu; man kann ſi< daher ihm bis auf eine furze Entfernung nähern und ihn ſelbſt mit dem Schmetterlingsneze fangen. Niemals ändert er jeine Stellung, und immer ſeßt er ſi< auf ein wagerehtes Zweiglein oder auf eine S<hlingpflanze, läßt die Seitenfedern gleichſam als Stüge für die Flügel hervortreten und nit zuweilen mit dem Kopfe. Wie ein Schnäpper fängt er die Fliegen weg. Jm kleinen Käfige kann man ihn niht halten, wohl aber in einem größeren Gebauer, das man mit grünen Bäumchen ausgeſ<hmüd>t hat. Aber auch hier bleibt er nur kurze Zeit am Leben.

Über das Niſten verdanken wir Gundlach die ſicherſten Nachrichten. Jm Frühjahre, und zwar im Mai, beginnt der Vogel mit ſeinem Neſtbaue. Gundlach ſah einen gegen eine Erdwand in einen Hohlweg fliegen und mit dem Schnabel an einer Höhlung arbeiten. Ungefähr 2 Wochen ſpäter fand er das Neſt vollendet. Die Höhle führte etwa 10 cm tief in gerader Richtung einwärts, wandte ſi<h dann um und erweiterte ſi< zur Niſtkammer. In dem einen Neſte befanden ſi< 3, in einem anderen 4 Eier von rein weißer Färbung und 16 mm Länge bei 13 mm Querdurhmeſſer. Jn Ermangelung eines geeigneten Niſtplazes brüten die Plattſhnäbel übrigens in Baumhöhlen: ſo berichtet übereinſtimmend mit Goſſe auh Gundlach. Hill hatte Gelegenheit, das Brutgeſchäft mit aller Gemächlichkeit zu beobachten. Ein Paar Todis hatten ſi< einen ſonderbaren Ort zum Niſten ausgeſu<ht, eine Kiſte nämlich, die zur Zucht von Blumen benußt und mit Erde gefüllt worden war. Ein Aſtlo<h in der Wand dieſer Kiſte mochte die Wahl beſtimmt haben, denn dieſes Loch diente als Eingang zu der Höhle, die im Fnneren der Kiſte, d. h. in der ſie füllenden Erde, ausgegraben wurde. Obgleich die Vögel die Aufmerkſamkeit auf ſih gezogen hatten und oft geſtört wurden, trieben ſie do< ihr Brutgeſchäft ganz unbekümmert und zogen glü>li< die Familie groß. Sie ſchienen ſi< mögli<ſt zu bemühen, dem Menſchen den Ort ihres Neſtes niht zu verraten, und benußten beim Aus- oder Einſchlüpfen immer einen Augenbli>, in welchem die Aufmerkſamkeit der Beſucher dur< irgend etwas von ihnen abgelenkt worden war. Als die Familie ausgeflogen wax, unterſuchte man die Kiſte näher und fand in der Erde einen vielfach gewundenen Gang, der bis zur Mitte führte und hier in die Niſtkammer mündete.

Die nächſten Verwandten der Plattſhnäbler, die wir Sägeraken oder Motmots nennen und ebenſo wie jene als beſondere Familie (Prionitidae) ihrem Geſhlehte einreihen, haben Ähnlichkeit mit den Raken und mehr noch mit den Königsfiſchern. Fhr Schnabel iſt leiht gebogen, ziemlih ſpißig, ohne Endhaken, ſeitlih zuſammengedrüdt und an beiden Kieferrändern mehr oder minder regelmäßig gekerbt. Steife, aber nicht ſehr lange Borſtenfedern umgeben den Mundrand. Die Flügel ſind ziemlih kurz und etwas abgerundet, im Fittiche die vierte oder fünfte Shwinge die längſte. Der ſtarke und keilförmige Schwanz beſteht bei einigen Arten aus zehn, bei anderen aus zwölf Federn, die paarig gleiche Länge haben. Die Mittelfedern überragen die übrigen, ſind aber gewöhnlich teils an der Spige, teils eine Stre>e vor ihr abgenußt. Das Gefieder iſt weih, voll, großfederig und in der Tiefe ſtark daunig, bei beiden Geſchlehtern gleih gefärbt und auh nah dem Alter kaum verſchieden. Der innere Leibesbau weiſt manche Eigentümlichkeit auf. Die Wirbelſäule beſteht aus 13 Hals-, 8 Rü>ken- und 8 Schwanzwirbeln; das Bruſtbein iſt kurz und breit; das Gabelbein verbindet ſi niht mit dem Kamme des Bruſtbeines; Schlüſſel: beine und Schulterblatt ſind lang, aber dünn und ſ{hmal. Unter den inneren Drganen zeichnet ſi die Zunge durch eine gewiſſe Ähnlichkeit mit der Zunge des Pfefferfreſſers aus.