Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Sägeraken: Allgemeines. Motmot. T5

Sie iſt zwar nicht ſo lang wie bei dieſem und der Zungenbeinkörper ſehr flein, aber ſie geht in eine hornige, federartig zerſliſſene, tief zweilappige, etwas breitere, lanzettförmige Endfläche aus, die beinahe den ganzen Unterſchnabel ausfüllt.

Die Sägeraken, von denen man 17 Arten kennt, ſind ſüdamerikaniſche Waldvögel, die überall gefunden werden, aber nirgends in beträchtlicher Anzahl auftreten, vielmehr einzeln oder paarweiſe zuſammenleben und ſi< gewöhnlih fern von den menſhlihen Wohnungen halten. Bewegungslos ſiven ſie auf einem niederen Zweige, gern in der Nähe von kleinen Flüßchen, und lauern von hier aus auf ihre Beute. Dummdreiſt ſehen ſie in die Welt, und ohne Beſorgnis laſſen ſie den Menſchen an ſi< herankommen. Nicht einmal Erfahrung wißigt ſie: au< da, wo man ihnen des ſhönen Gefieders halber häufig nachſtellt, ſind ſie ſo wenig ſcheu, daß in Coſtarica der Volksmund ſie geradezu dumme Vögel nennt. Zu fingen vermögen ſie niht, ſchreiluſtig aber ſind ſie in hohem Grade. Des Morgens und Abends hört man ihren Ruf, der einem einfachen Pfiffe auf der Flöte ähnelt. Sie ſreſſen Kerbtiere, die ſie größtenteils am Boden aufſuhen. Einige Reiſende behaupten, daß ſie Kerbtiere im Fluge fangen, während andere dies in Abrede ſtellen. Außer den Kerfen, die wohl ihre hauptſählihſte Nahrung ausmachen dürften, vergreifen ſie ſih, ganz nah Art unſerer Raken, auch an kleinen Wirbeltieren, insbeſondere Kriechtieren, und ebenſo nehmen ſie Früchte an. Jn Gefangenſchaft laſſen ſie ſi< mit einem aus Brot, rohem Fleiſhe und verſchiedenen Pflanzenſtoffen beſtehenden Miſchfutter erhalten, verlangen aber Abwechſelung und ſtürzen ſi< mit Gier auf Mäuſe, Vögelchen, Eidechſen, Éleine Schlangen und dergleihen, pa>en ſole Opfer mit dem Schnabel und ſ<hlagen ſie zuerſt heftig gegen den Boden, um ſie zu töten, worauf ſie die Beute zerſtückelt verzehren. Fn den unſerem Frühjahre entſprechenden Monaten legen ſie in Höhlungen 3—4 trübe milhfarbene Eier.

Eine der bekannteſten Arten der Familie iſt der Motmot, Hutu der Eingeborenen (Prionites brasiliensis und momota, Rhamphastus momota, Baryphonus cyanocephalus). Stirnrand, Zügel und die Augengegend ſowie ein runder Scheitelfle>en ſind \<waxz, erſterer vorderſeits breit himmelblau, hinterſeits tief ultramarinblau, der Ohrfle>en unter- und hinterſeits ſaumartig ſhmal blau umgrenzt, Hinterhals und Unterſeite grün mit roſtzimtbraunem Schein, die Na>enfedern rotbraun, einen Querfle>en bildend, einige verlängerte, breite, hwarze Federn der Kehlmitte hmal himmelblau geſäumt, Rücken, Flügel und Schwanz dunkel grasgrün, die Schwingen innen ſ{hwarz, die Handſchwingen außen grünlihblau, die Schwanzfedern am Ende breit dunkel meerblau geſäumt, die beiden mittelſten an dem breiten hervorragenden Endteile lebhafter mit ſ{{hwarzem Spigzenrande. Das Auge iſt rotbraun, der Schnabel ſhwarz, der Fuß hornbraungrau. Die Länge beträgt 50, die Fittichlänge 17 und die Shwanzlänge 28 cm.

Nach Burmeiſter bewohnt der Motmot die Waldgebiete der nördlihen Gegenden Braſiliens und iſt hier allgemein bekannt. Schomburgk fand ihn häufig in Guayana und hatte Gelegenheit, ihn länger zu beobahten. „Schon vor Sonnenaufgang“, ſagt unſer Gewährsmann, „ertönt das klagende und melancholiſche, aber dabei genau betonte „Hutu Hutu‘ der Sägeraken aus dem dichten Urwalde hervor und verkündet der ſ{hlummernden Natur den jungen Morgen. Der merkwürdige Vogel meidet jede lichte Stelle des Urwaldes und verirrt ſich nie bis zu deſſen Saume, obſchon er nichts weniger als ſcheu iſt. Er läßt jeden Eindringling bis in ſeine unmittelbare Nähe kommen, bevor er zu einem anderen der unteren Baumzweige, ſeinem Lieblingsſiße, fliegt. Sobald er gebäumt hat, ſtößt er augenbli>li< ſein trauriges „Hutu Hutu‘ aus, hebt währenddem bei den erſten Silben