Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

6 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Negenpfeifer.

Moos und Gräſern und benußt hier eine vorgefundene Vertiefung des Bodens zur Neſtſtelle oder ſcharrt ſelbſt eine ſolche, kleidet ſie mit wenig troœenem Geniſte, Moos und anderen Stoffen dürſtig und kunſtlos aus und legt hier ihre 4 ziemlih großen, etwa 42 mm langen, 32 mm dien, kurzbauchigen, glattſchaligen, glanzloſen, auf blei roſtgelbem Grunde mit rotgrauen Unter- und dunkelrötlichen oder gelbbraunen Oberfle>en bald dichter, bald ſparſamer gezeichneten, übrigens in Größe und Färbung vielfah veränderlichen Eier. Es brütet mit größtem Eifer 17—18 Tage lang, läßt einen Menſchen, der nah dem Neſte ſucht oder zufällig in die Nähe kommt, bis auf wenige Schritte nahen, bevor es auſſteht, ſich, wie Hing beobachtete, ſogar berühren, fliegt gewöhnlich niht weit weg und kehrt baldmöglichſt zum Neſte zurü>, brütet auch fort, wenn ein Ei geraubt wurde. Das Männchen ſcheint ſi<h wenig um die Gattin zu bekümmern, ſtellt ſih aber bei ihr ein, nahdem die Jungen entſchlüpft und aus dem Neſte gelaufen ſind. Beide Eltern zeigen ſi ſehr beſorgt um die Familie, fliegen bei Annäherung eines Feindes ängſtli<h auf und, ſich verſtellend, ſ{<wankend und wankend, dahin, ſtoßen ein ängſtliches „Dack dak“ aus, beſchreiben nur enge Kreiſe im Fluge und werfen ſi<h wieder in der Nähe auf den Boden hinab. Währenddem verbergen ſich die Jungen zwiſchen Moos und Gras ſo vortrefflich, daß man ſie ohne Hund ſelten auffindet. Zahlreiche Jäger, und unter ihnen ſehr ſorgfältige Beobachter, haben geſehen, daß alte Waldſchnepfen ihre Jungen bei großer Gefahr wegſchafften, indem ſie ſie mit den Krallen paten, oder mit Hals und Schnabel gegen die Bruſt drücten, oder in den Schnabel nahmen, oder zwiſchen die Oberſchenkel klemmten, ſih erhoben und die Küchlein ſo in Sicherheit brachten. Dennoch vermag man noh nicht endgültig zu entſcheiden, in welcher Weiſe die Jungen fortgeſchafft werden. Fn der dritten Woche ihres Lebens beginnen leßtere zu flattern, und noch ehe ſie ordentlich fliegen lernen, machen ſie ſich ſelbſtändig.

Bis jetzt hat man angenommen, daß die Waldſchnepfe nux einmal im Fahre niſte, und höchſtens dann, wenn ihr die erſte Brut genommen wurde, zu einer zweiten ſreite; ſeitdem ſind jedoch, insbeſondere von Hoffmann, Beobachtungen geſammelt worden, die zu beweiſen ſcheinen, daß in günſtigen Jahren alle oder doch die meiſten Waldſchnepfenpaare zweimal brüten.

Wild- und Hauskagen, Marder, Habicht und Sperber, Edelfalken, Häher und Elſtern gefährden die Waldſchnepfe und deren Brut. Der Weidmann jagt ſie bloß während ihres Zuges, der Südländer auch in der Winterherberge, troßdem ihr Wildbret dann oft hart und zähe iſt. Der Anſtand auf ſtreichende Waldſchnepfen gehört zu den köſtlichſten Vergnügungen eines jagdkundigen Mannes, und das Schnepfentreiben hat ebenfalls ſeine großen Îeize. Hier und da ſtellt man dem begehrten Wilde auh wohl mit Kleb- oder Ste>garnen, Lauf: \<lingen, Dohnen und anderen Fangvorrichtungen nach.

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Wegen des verhältnismäßig langen Schnabels, der mittellangen, über der Ferſe naten Füße, deren lange, dünne Zehen ganz getrennt ſind, der ſehr ſtark ausgeſhnittenen Flügel und des furzen Shwanzes, der aus 14—26 Steuerfedern gebildet wird, vereinigt man die Sumpfſchnepfen (Gallinago) in einer beſonderen Gattung.

Unter den in Deutſchland brütenden Arten dieſer Gattung ſteht die Mittelſhnepfe, Doppel- und Pfuhlſchnepfe, Sti>up 2c. (Gallinago major, media und montagui, Scolopax major, media, palustris, leucurus und solitaria, Telmatias major, nisoria, bracbyptera und uliginosa, Ascolopax major), an Größe obenan. Fhre Länge beträgt durchſchnittlih 28, die Breite 55, die Fittihlänge 13, die Shwanzlänge 6 cm. Der Oberkopf iſt bräunlihſhwarz, in der Mitte und über dem Auge durch je einen ſchmalen