Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Waldſchnepfe. Mittelſchnepfe. 7

roſtgelblichen Streifen gezeichnet, die übrige Oberſeite braunſhwarz, licht voſtbraun quergefleŒt und dur< ſ{hmale, unterbrochene, za>ige und bogige Binden von gleicher Färbung ſowie den breiteren, roſtgelben, außen weißlich gekanteten Außenſaum der größeren Federn, der in ſeiner Vereinigung mit anderen vier über den Nücken laufenden Längsſtreifen bildet, anſprechend gezeichnet, der Bürzel braunſchwarz, jede Feder dunkel roſtrot gekantet und quer geſtreift, die Kehle weißlich, der Kropf roſtgraugelblich, der übrige Unterkörper gräulihweiß, jeder dieſer Teile mit dunkelbraunen, roſtrötlih geſäumten, nach unten ſich verbreiternden Pfeilfle>en bede>t; die Handſchwingen ſind ſhwarzbraun, die Oberflügelde>federn gräulich roſtbraun, gleih den dunkelgrauen, innen gemarmelten Armſchwingen vor der dunkleren Spitze breit ſhmußig weiß geſäumt, wodurch auf dem Flügel 5 lichte Querbinden entſtehen, die an der Wurzel dunkeln Shwanzfedern in der Endhälfte roſtrot, ſhwarz quergebändert und breit weiß geſäumt, die drei äußerſten Paare in der Endhälfte faſt ganz weiß, die oberen und unteren Decken den Steuerfedern entſprehend gefärbt und gezeichnet. Alte und junge Vögel beiderlei Geſchlechtes tragen im weſentlichen dasſelbe Kleid.

Die Mittelſchnepfe iſt Brutvogel der altweltlihen Tundra, in Deutſchland daher nur in wenigen Sümpfen und Brüchen anzutreffen. Jh fand ihr Neſt im Spreewalde; andere beobachteten ſie während der Brutzeit in Holſtein, Oldenburg, Hannover, Weſtfalen, Mecklenburg, Pommern und Anhalt. Fn Skandinavien tritt ſie noh auf, in der ruſſiſhen und ſibiriſchen Tundra iſt ſie häufig und die allein vorkommende Art ihres Geſchlechtes. Von der Tundra aus durhwandert ſie alljährlih ganz Europa und Mittelaſien, um in Afrika und Südweſtaſien ihre Winterherberge zu ſuchen. Jn Afrika zieht ſie bis zur Südſpibe des Erdteiles, in Aſien wahrſcheinlih niht minder weit. Da ihr Brutgebiet erſt ſpät ſ{<hneefrei wird und bald wiederum dem Winter anheimfällt, unternimmt ſie ihre Reiſen im Frühlinge ſpät, ſelten vor Anfang Mai, und im Herbſte frühzeitig, meiſt ſhon im Auguſt, ſpäteſtens im September. Unterwegs, beiſpiel8weiſe am oberen und mittleren Db, verweilt ſie oft wochenlang an einer Stelle, balzt, fämpft wie am Brutorte, ſchreitet aber niht zum Neſtbaue, ſondern verſhwindet plößlich, eilt in die Tundra, beginnt hier ſofort ihr Brutgeſchäft und zieht wieder ſüdwärts, ſobald es beendet iſt. Vererbter Gewohnheit folgend, erſcheint und brütet ſie auch in Deutſchland kaum früher als in der Tundra, ebenſo wie ſie bei uns kaum länger verweilt als dort.

Von der verwandten Bekaſſine unterſcheidet ſi< die Mittelſchnepfe in vielfaher Hinſicht. Sie nimmt ihren Sommerſtand nicht im eigentlichen Sumpfe, ſondern ausſ<ließli< auf ziemli<h tro>enem Boden, in der Tundra zwiſchen dem Zwergbirkengebüſche auf mooſigem Grunde oder im Riedgraſe, wird daher bei uns zu Lande immer nur auf ganz beſtimmten Stellen der Sümpfe oder Moore, häufiger vielleicht auf hochgraſigen Wieſen angetroffen; ſie iſt auh keine8wegs geſellig wie jene, vereinigt ſih jedo< unterwegs notgedrungen auf geeigneten Aufenthaltspläßen oft mit anderen ihrer Art und kommt am Brutplage ebenſo mit ihresgleichen zuſammen, um zu kämpfen. Jn der weiten Tundra behauptet jedes Paar ſeinen ausgedehnten Stand, und wenn es erſt feſt brütet, begegnet man immer nur ihm, niemals Geſellſchaften. Selbſt die flugbaren Jungen verweilen bloß kurze Zeit bei den Eltern und gehen baldmöglichſt ihre eignen Wege. Achtet man da, wo zeitweilig viele Mittelſchnepfen ſi< aufhalten, auf die von ihnen erwählten Stellen, ſo bemerkt man, wenigſtens im Frühlinge, hier vielfah verſhlungene, aber ziemlich breite, deutlich ausgetretene Pfädchen zwiſchen den Halmen und Blättern des de>enden Graſes, die unzweifelhaft 5on den S<hnepfen herrühren, achtſamen ſibiriſhen Jägern auch als beſtimmtes Merkmal ihres Vorhandenſeins gelten. Von ſolchen Pfädchen erhebt ſich die vom Menſchen oder von einem Raubtiere bedrohte Mittelſhhnepfe erſt im äußerſten Notfalle; denn ſie liegt ungemein feſt und ſteht am Tage nur auf, wenn ſie dazu gezwungen wird, fällt auch ſtets nah