Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

10 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Regenpfeiſer.

iſt vorzugsweiſe in der Dämmerung thätig, aber doch viel mehr Tagvogel als die Wald- und Mittelſ<hnepfe. Wahrſcheinlich ſchläft ſie nux in den Mittagsſtunden und benußt die übrige Tageszeit, wenn ſie ſich ungeſtört weiß, zur Aufſuchung ihrer Nahrung.

Zhr Gang iſt verhältnismäßig gut, zwar nicht ſo raſh wie der eines Strand- und Waſſerläufers, aber doh viel ſchneller als der einer Waldſchnepfe; ihr Flug geſchieht überaus ſchnell und zeichnet ſich dadurch aus, daß er anfänglich kurz nach dem Erheben mehrere Zickzaklinien beſchreibt, auf welhe das gerade Fortſtürmen folgt. Faſt jede Bekaſſine erhebt ſi< jählings in die Luft, ſtreicht mit raſchen Flügelſhlägen weit weg, beſchreibt einen großen Bogen, kehrt bis ziemlich zu derſelben Stelle, von welcher ſie ſih erhob, zurü>, zieht plöplich die Flügel ein und ſtürzt in ſhräger Richtung mit größter Schnelligkeit wieder in den Sumpf hernieder. Daß ſie trefflih zu ſ{<wimmen verſteht und dieſe Kunſt auh ohne Not ausübt, habe ih oft beobachtet. Bei Gefahr, insbeſondere wenn ſie von einem RNaubvogel verfolgt wird, nimmt ſie zum Untertauchen ihre Zuflucht. Der gewöhnliche Nuf, den ſie beim Auffliegen hören läßt, iſt ein heiſeres „Kähtſh“, das unter Umſtänden mehrmal®2 wiederholt wird. Zur Zugzeit vernimmt man ein heiſeres „Gref ge>gäh“ und ebenſo zuweilen ein hohes „Zip“. Jn ihrem Weſen unterſcheidet ſie ſih in vieler Hinſicht von der Wald- und Mittelſchnepfe. Sie iſ ebenſo heu und fur<tſam wie jene, aber weit beweglicher und bewegungsluſtiger als beide Arten, gefällt ſih oft in einem Umherfliegen, das man als unnüy bezeihnen möchte, und zeigt ſih nux, wenn ſie ſehr feiſt geworden, einigermaßen träge. Jhrem Gatten hängt ſie mit warmer Zärtlichkeit an, und die Brut liebt ſie ungemein; im übrigen bekümmert ſie ſich, ſlreng genommen, um fein anderes Tier, daë ihr niht gefährlih wird.

Kerbtiere, Würmer, kleine Na>tſchne>en und dünnſchalige Muſcheltiere bilden ihre Nahrung. Auch ſie ſucht dieſe erſt in der Dämmerung und Nacht auf, ſtreicht wenigſtens erſt zu dieſer Zeit von einer Stelle zur anderen umher und fällt gelegentlih auh auf Örtlichkeiten ein, auf welchen ſie ſih den Tag über nicht ſehen läßt. Bei reichlichem Futter wird ſie außerordentlich fett.

Jn entſprechenden Sümpfen brütet ein Pärchen der Sumpfſchnepfe nahe bei dem anderen. Schon lange vor dem Legen beginnen die in jeder Hinſicht ausgezeihneten Liebesſpiele. „Es ſhwingt ſi<h das Männchen“, ſchildert Naumann ſehr rihtig, „von ſeinem Siße aus dem grünen Sumpfe meiſtens blißſchnell, erſt in ſchiefer Richtung aufſteigend, dann in einer großen Schne>enlinie himmelan, bei heiterem Wetter ſo hoch in die Lüfte, daß es nur ein gutes Auge no für einen Vogel erkennt. Fn ſolcher Höhe treibt es ſich nun flatternd im Kreiſe herum und ſchießt aus dieſem mit ganz ausgebreiteten, ſtill gehaltenen Flügeln, ſenE recht, in einem Bogen, auf: und abwärts, und mit einem ſo beſonderen Kraſtaufwande, daß in dieſem Bogenſchuſſe die Spiben der großen Schwingen in eine bebende oder [<hnurrende Bewegung geſeßt werden und dadurch einen zitternden, wieher1tden, ſummenden, knurrenden oder brummenden Ton geben, der dem Meern einer Ziege höchſt ähnlich iſt und dem Vogel zu dem Namen Himmelsziege, Haberbo> und ähnlichen verholfen hat. Durch einen ſo kräftigen Bogenſchuß iſt es nun wieder in die vorige Höhe gekommen, wo es wiederum flatternd einige Male herumkreiſt, um Kräfte zu einem neuen, ſenkrehten Bogenſturze und dem mit ihm verbundenen Summen, Brummen, Metern, oder wie man es ſonſt no< nennen möchte, zu ſammeln, der ſofort erfolgt. Und ſo wird das Kreiſen in einem wagere<hten Striche und auf einem kleinen Raume mit den damit abwechſelnden ſenkre<hten Bogenſtürzen und Meckern oft eine viertel, ja halbe Stunde lang fortgeſeßt, wobei no zu bemerken iſt, daß dieſes Getôn an und für ſich wenig über 2 Sekunden anhält und anfänglich in Zwiſchenräumen von 6—s, ſpäter aber, wenn die Kräfte anfangen zu erlahmen, von 20—25 Sekunden wiederholt wird. Wenn es mit Silben deutlih gemacht werden ſoll, kann man es mit „-duUdUdududUudUdU“, [o