Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

24 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Negenpfeifer.

längſte, der Schwanz kurz, flach gerundet, das Kleingefieder weich, dicht meiſt glatt anliegend, dur< einen Kampfkragen, den die Männchen im Frühjahre tragen, beſonders ausgeſhmüd>t. Lebtere zeichnen ſih au<h dadur<h aus, daß ſie ein Drittel größer ſind als die Weibchen, im Hochzeitskleide eine ins Unendliche abändernde Färbung und Zeichnung haben und im Geſichte eigentümliche Warzen erhalten die im Herbſte mit den Kragen verſchwinden. Eine allgemein gültige Beſchreibung kann nicht gegeben werden. Der Oberflügel iſt dunkel braungrau, der ſ{<warzgraue Schwanz auf den ſe<s mittleren Federn ſchwarz gefle>t, der Bauch weiß, das übrige Gefieder aber höchſt verſchieden gefärbt und gezeichnet. Leßteres gilt insbeſondere für die aus harten, feſten, etwa 5 em langen Federn beſtehende Krauſe, die den größten Teil des Halſes umgibt. Sie iſt auf ſ{hwarzblauem, ſchwarzem, ſhwarzgrünem, dunkel roſtbraunem, rotbraunem, roſtfarbenem, weißem und andersfarbigem Grunde heller oder dunkler gefle>t, gebändert, getuſcht oder ſonſtwie gezeichnet, ſo verſchiedenartig, daß man kaum zwei männliche Kampfläufer findet die einander ähneln. Aus Erfahrung weiß man, daß bei demſelben Vogel im nächſten Fahre die gleiche Färbung und Zeichnung wieder zum Vorſchein kommt. Die Bruſtfedern haben entweder die Zeichnung der Krauſe oder ſind anders gefärbt. Dasſelbe gilt für den Rücken. Das Auge iſt braun, der Schnabel grünlich oder grünlichgelb, mehr oder weniger ebenfalls mit der Färbung des Gefieders wechſelnd, der Fuß in der Regel rötlihgelb. Die Länge beträgt 29—32, die Breite etwa 64, die Fittichlänge 19, die Länge des Schwanzes 8 cm. Das Gefieder des Weibchens ändert niht ab. Seine Färbung iſt auf der Oberſeite ein “mehr oder weniger ins Nötliche ſpielendes Grau, das durch dunkle Fle>en gezeichnet Wird; das Geſicht und die Stirn ſind gewöhnlich hellgrau, die Federn des Oberkopfes grau, braunſchwarz in die Länge gefle>t, die des Hinterhalſes grau, die des Nücens und der Schultern in der Mitte braunſhwarz, am Rande roſtfarben, die der Kehle und Gurgel grau und die des Bauches mehr oder weniger weiß. Die Länge beträgt höchſtens 26, die Breite 57 em,

Der Norden der Alten Welt iſt die Heimat des Kampfläufers; einzelne haben ſi jedoh auh na< Nordamerika verirrt. Gelegentlih ihres Zuges beſuchen dieſe Vögel nicht nux alle Länder Europas und Aſiens, ſondern auh ganz Afrika; denn man hat ſie im Kaplande wie am Senegal oder am oberen Nil erlegt. Größere Sumpfflächen, wie ſie der Kiebiß liebt, beherbergen in der Regel auh den Kampfläufer; jedo<h verbreitet er ſi niht ſo weit wie jener. Süddeutſchland beſu<ht er nur auf dem Zuge; Norddeutſchland bewohnt ex ſtellenweiſe regelmäßig. Fn der Nähe des Meeres ſieht man ihn oft, eigentlichen Seevogel aber kann man ihn niht nennen. Er folgt den Flüſſen vom Meere an bis tief ins Land, hält ſich allerdings meiſt in ihrer Nähe auf, ſtreicht aber doch ziemlih weit von ihrem Ufer weg und wird oft inmitten der Felder oder ſelbſt in der Steppe gefunden.

Bei uns zu Lande erſcheint der Kampfläufer flugweiſe Anfang Mai, ſelten ſcon in den lebten Tagen des April, bezieht ſeine Sommerpläße und beginnt bereits im Juli und Auguſt wieder umherzuſtreifen oder ſih auf die Wanderſchaft zu begeben. Auch er reiſt des Nachts und immer in Geſellſchaften, die dann in der Regel Kettenzüge in Keilform bilden. Die Männchen ziehen getrennt von den Weibchen und Jungen, wie ſi< auh beide Geſchlechter abgeſondert in der Winterherberge aufhalten. Zahlreiche Scharen, die ih am MenſalehSee und in den Flußniederungen im Sudan antraf, beſtanden regelmäßig aus Weibchen; Männchen kamen mix nur einzeln und immer ſelten zu Geſicht. Erſtere verlaſſen uns zuerſt und kehren am ſpäteſten zurü>; es finden ſi< aber unzweifelhaft dieſelben Vögel auh wieder auf denſelben Plägzen ein.

Vor und nach der Brutzeit unterſcheiden ſi<h Männchen und Weibchen in ihrem Betragen niht. Fhr Gang iſt aumutig, niht trippelnd, ſondern mehr ſchrittweiſe, die Haltung dabei