Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Kuttengeier. Dhrengeier. Kahlkopfgeier. AAT

Als einer der Nieſen der Unterfamilie darf der Dhrengeier angeſehen werden. Er kennzeichnet ſi< dur ſehr großen, kräftigen Schnabel, hohe Beine, große, breite, aber etwas abgerundete Flügel, verhältnismäßig kurzen Schwanz und eigentümliche Befiederung. Nur die Federn der Oberſeite ſind geſtaltet wie bei anderen großen Geiern, die Unterſeite de>t dichtſtehender, ziemlih langer Flaum von grauweißlicher Färbung, aus dem einzeln ſtehende, lange und ſchmale ſäbelförmige Federn hervorragen. Auch an Schenkel und Wade finden ſi ſehr ſpärlich kleine Federhen von gewöhnlicher Beſchaffenheit; dieſe Teile ſind vielmehr ebenfalls mit Flaum bekleidet, der ſih nur dur ſeine größere Länge und durch fahlgraue Färbung von dem der Bruſt unterſcheidet. Der Kopf, der halbe Hinterhals und der ganze Vorderhals ſind na>t. Das Kinn iſt mit haarartigen Federn bekleidet. Der männlihe Dhrengeier (Vultur auricularis, nubicus, aegyptius und imperialis, Otogyps auricularis, nubicus und tracheliotus) iſt 1—1,05 m lang, 2,7—2,8 m breit, die Fittihlänge beträgt 69—72, die Shwanzlänge 34—86 em; das Weibchen iſt erheblich größer. Fahlgraubraun iſ die vorherrſchende Färbung des Gefieders; die Schwingen und die Steuerfedern ſind dunkler, die großen Flügelde>federn lichter gerandet. Sehr häufig ſtehen blaßfahle und gelbweiße Federn im Na>ken und am Oberrücken. Funge Vögel unterſcheiden ſich dur< dunkleres Gefieder und breitere Bauchfedern von den alten. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſeitli<h hoxrnfarben, auf dem Firſte und am Unterſchnabel dunkel, der Fuß licht bleigrau, der na>te Halsteil grau, die ebenfalls na>te Wange violett. Bei größerer Aufregung des Vogels röten ſih alle na>ten Stellen des Kopfes und Halſes mit Ausnahme des Scheitels.

Dex Ohrengeier, der ſih wiederholt nah Europa verflogen haben ſoll, iſt von Oberägypten an über ganz Afrika verbreitet und ſteigt im Hochgebirge bis zu 4000 m Höhe enmvor. Er tritt ſeltener auf als ſeine Verwandten, kommt jedoch überall vor.

Der indiſche Vertreter des gewaltigen Vogels iſt der Kahlkopfgeier, Sukuni der

“Hindu (Vultur calyus und pondicerianus, Otogyps calyus, Hemigyps pondiceria-

nus). Seine Länge beträgt, laut Jerdon, 91, die Fittichlänge 60, die Shwanzlänge 25 em; dex Vogel iſt alſo erheblich Éleiner als der Ohrengeier. Der Kopf, mit alleiniger Aus3nahme der mit haarartigen Federn gebildeten, ſpärlich bekleideten Dhrgegend, Kinn, Kehle, Gurgel, Vorderhalsſeiten und eine Stelle am inneren Teile des Unterſchenkels über dem Knie ſind na>t, Vorderhalsmitte und obere Kropfgegend mit haarigen, untere Kropfgegend, einen in die Breite gezogenen, bis zu den Achſeln reihenden Fle>en bildend, Oberſchenkel Hüſt- und Kreuzbeingegend mit wolligen Daunen bekleidet, die Krauſenfedern nur im Genie haarig, die Ohrlappen und die Falten an Kehle und Gurgel ſehr entwi>elt, Mantel, mittlere Flügelde>en und alle Unterteile bräunlihſhwarz, die Schulterfedern fahlbraun, mit mehreren, weit voneinander ſtehenden feinen, dunkeln Querlinien und dunkleren Spigen geziert, die fleinen Flügelde>federn ebenſo, die Armſchwingen ober- und unterſeits gräulich lichtbraun, an der Spitze ſhwarzbraun, ſo daß eine breite Flügelbinde entſteht, die Handſchwingen und Steuerfedern bräunlihſhwarz gefärbt. Alle na>ten Teile ſehen karminrot, bei Erregung blutrot aus. Die Jris iſt dunkelbraun, der Schnabel hornſhwarz, die Wachshaut dunkel, der Fuß hell karminrot. Das Verbreitungsgebiet des Vogels erſtre>t ſi<h über ganz Fndien bis Barma.

Von Mittelnubien an ſüdwärts vermißt man den Ohrengeier ſelten bei einem größeren Aaſe. Er ſcheut ſi<h niht vor dem Menſchen und kommt, obgleih er ſh nicht ſo zutrauli zeigt wie die Éleineren RNabengeier, dreiſt bis in die Dörfer oder auf die Schlachtpläße der Städte. Auf dem Aaſe ſpielt er den Alleinherrſ<her und vertreibt alle übrigen Geier,