Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Dhrengeier. Gänſegeier. Spevbergeier. 451

die Schwingen erſter Ordnung und die Steuerfedern ſind ſchwarz, die Schwingen zweiter Ordnung graubraun, auf der Außenfahne breit fahl gerandet. Das Auge iſt lihtbraun, die Wachshaut dunkel bleigrau, der Shhnabel voſtfarben, der Fuß licht bräunlichgrau. Bei jungen Vögeln treten die Schaftſtriche mehr hervor, und das ganze Gefieder iſt dunkler; die langen, ſ<malen Federn der Halskrauſe ſind ebenfalls braun, nicht kurz, nicht zerſchlifſen, niht weiß.

Der Gänſegeier iſt häufig in Siebenbürgen, Südungarn und auf der ganzen Balkanhalbinſel, in Oſt-, Süd- und Mittelſpanien, auf Sardinien und Sicilien, kommt dagegen auf der italieniſchen Halbinſel ſehr ſelten und immer nur zufällig vor, verbreitet ſich anderſeits mehr und mehr in Krain, Kärnten und dem Salzkammergute, allmählich die Stelle des Geieradlers einnehmend, und verfliegt ſih nicht allzu ſelten nah Deutſchland. Als nördliſter Brutplaz dürften die Salzburger Alpen zu betrachten ſein. Noch häufiger als in Siebenbürgen lebt er in ganz Ägypten und Nordnubien, in Tunis, Algerien und Marokko, und ebenſo kommt er in Aſien bis zum Himalaja vor; in Turkmenien 2c. iſt er, laut Sarudnoi und Alfred Walter, im Gebirge, wo er brütet, wie in der Ebene häufig.

Jn Mittelafrika erſeßt ihn der Sperbergeier (Gy ps rüp pellii, kolbii und magnificus, Abbildung S. 452), wohl das ſchönſte Mitglied der Gattung und deshalb einer kurzen Beſchreibung wert. Die Länge beträgt 1, die Breite 2,25 m, die Fittihlänge 63, die Schwanzlänge 25 em. Beim alten Vogel ſind, mit Ausnahme der Shwingen und Schwanzfedern, alle Federn dunkel graubraun, geziert mit einem {mutig weißen, halbmondförmigen, mehr oder minder breiten Saume am Ende, wodurch das Kleid buntſche>ig wird. Dic durſchimmernde na>te Haut des ſpärlich bekleideten Halſes iſt graublau, vorn und an den Seiten des Unterhalſes ins Fleiſchrote übergehend, die na>ten Schulterfle>en bläulich fleiſchrot geſäumt. Das Auge iſt ſilbergrau, der Schnabel an der Wurzel gelb, an der Spiße bleifarben, die Wachshaut ſ{<warz, der Fuß dunkel bleigrau. Beim jungen Vogel ſind die fleinen Federn dunkel graubraun, bräunlihgelb geſhaftet und ungeſäumt, die der Halsfrauſe dunkelbraun, gelbbraun geſchaſtet, die Shwingen und Shwanzfedern ſ{warzbraun. Das Auge iſt licht rötlihbraun, der Schnabel bis auf die bläulichen Ränder ſ{<hwarz wie die Wachshaut, der Fuß grünlihgrau. :

Alle Gänſegeier ſcheinen vorzug8weiſe Felſenbewohner zu ſein; deshalb trifft man ſie am häufigſten in der Nähe von Gebirgen, die geeignete ſteile Wände haben. Unſeren europäiſhen Gänſegeier habe i< nur in der Fruska Gora auf Bäumen ruhen ſehen; dagegen bäumen andere Arten, insbeſondere der Sperbergeier, niht ſelten und verbringen auf Bäumen auch die Nacht.

Die Lebensweiſe der Gänſegeier ſtimmt in vieler Hinſicht mit der anderer Arten der Unterfamilie überein; do< unterſcheiden ſie ſih in anderen Stü>ken niht unweſentlih von den noh zu erwähnenden Verwandten. Fhre Bewegungen ſind leichter und zierlicher als Bei dieſen, und namentlih beim Herabſenken aus großer Höhe benehmen ſie ſih durchaus eigentümlich, weil ſie faſt mit der Leichtigkeit eines Falken unter vielfahen Shwenkungen herabſ{<hweben, während ſih die anderen Arten aus einer bedeutenden Höhe ohne Flügelbewegungen herabfallen laſſen, bis ſie faſt den Boden berührt haben. Jhr Gang auf dem Boden iſt ſo gut, daß ſich ein Menſch ſehr anſtrengen muß, wenn ex einen laufenden Geier einholen will. Noh mehr, wenngleih niht in gutem Sinne, zeichnet die Gänſegeier ihr Weſen aus. Sie ſind die heftigſten, jähzornigſten und tü>iſchſten Vögel der Unterfamilie. Jhr Verſtand iſt auh im Vergleich zu den Geiſtesfähigkeiten anderer Geier gering; nur die niederen Eigenſchaften ſcheinen ausgebildet zu ſein. Sie leben in großen Geſellſchaften,

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