Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

476 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; dritte Familie: Kranichgeier.

zu einem Schopfe verlängert, der aus ſe<s Paaren neben- und hintereinander geſtellter, etwa 15 cm langer Federn beſteht und aufgerichtet werden kann, im übrigen dagegen glatt anliegend. Zügel und Augengegend ſind unbefiedert. Die Färbung iſt einfah, aber anſprechend. Die Oberteile ſind licht aſhgrau, bräunlich überflogen, die etwas verſchmälerten und verlängerten Hinterhalsfedern gräulich fahl, die Dhrgegend, Halsſeiten und Unterteile ſhmußig graugelb, der Na>kenſchopf, die Hand- und Armſchwingen ſowie die Handſhwingende>federn und längſten Schulterde>en, Bürzel, Aftergegend und Unterſchenkel ſchwarz, die oberen Shwanzde>en weiß, vor dem Ende mit unregelmäßig geſtalteten Fle>en geziert, die unteren Flügelde>en und längſten unteren Shwanzde>federn weiß, die beiden mittleren Steuerfedern an der Wurzel fahlweiß, dunkel gepunktet, in der Mitte graubraun, gegen das Ende hin ſchwarz, an der Spite weiß, die übrigen Steuerfedern in der Wurzelhälfte weiß, in der Mitte graubraun, auf der Fnnenfahne mit ſ{hwarzer Querbinde, im Enddrittel ſhwarz und an der Spiße weiß. Das Auge iſt gräulihbraun, der Schnabel dunkel hornfarben, an der Spitze ſhwarz, die Wachshaut dunkelgelb, der Lauf orangengelb. Das Weibchen unterſcheidet ſich dur< kürzeren Schopf und kürzere Shwanzfedern vom Männchen; ſein Geſieder iſt lichter, die Schenkelfedern ſind braun und weiß gebändert, der Bauch iſt weiß. Die Jungen ähneln dem Weibchen. Die Länge des Männchens beträgt 115—1,25 m, die Fittihlänge 62, die Länge der mittleren Schwanzfedern 68, die Höhe des Laufes 29 cm. Das Weibchen iſt etwas größer als das Männchen.

Der Sekretär iſt über einen großen Teil Afrikas verbreitet. Man hat ihn vom Kap bis zum 16. nördl. Br. und von der Küſte des Noten Meeres bis zum Senegal gefunden: jein Verbreitung8gebiet umfaßt daher Südafrika, Oſtafrika bis zur Samhara, Weſtafrika bis zum Gambia und wohl au< weite Gebiete im Jnneren des Erdteiles. Sein eigentümlicher Bau läßt im voraus vermuten, daß er nur in weiten, ſteppenartigen Ebenen lebt. Ein wie der Sekretär gebildeter Raubvogel iſ auf den Boden angewieſen und mehr oder weniger fremd in der Höhe. Nach von Heuglins Beſund ſteigt ex in Abeſſinien allerdings auh im Gebirge bis zu 2500 m Höhe empor, bewohnt jedo< hier ausſ<ließli<h Ebenen. Nicht allein den Wald, ſondern ſchon die Nähe hoher Bäume meidet er: ſein Jagdgebiet ſind die Steppe, tro>ene wie feuchte, wieſenartige Flähen und hier und da vielleicht no< dünn beſtandene Felder, niht aber Waldungen.

„Wie Strauß, Trappe und Wüſtenläufer“ ſagt von Heuglin, „iſt auh der Sekretär ein echter Steppenvogel, der nurx ſelten, niedrig und ſ<hle<t fliegt, aber ſein Jagdgebiet flüchtigen Fußes durcheilt. Namentlih Gang und Haltung ſind ſ{hön. Aufrecht, den Hals und Kopf hoch tragend und gleihmäßig vor- und rü>wärts bewegend, ſelten nur raſcher trippelnd, dur<ſ<hweift er gemeſſenen Ganges, nah Beute ſpähend, das Flachland.“ Jh ſtimme hinſichtlih der Würdigung des ſtolzen Ganges durchaus, niht aber auh bezüglih der Schilderung des Fluges mit meinem verſtorbenen Freunde überein. Der gehende Kranichgeier iſt eine hö<hſt anſprechende, weil edle und ſtolze Erſcheinung; aber auc der in hoher Luft dahinſhwebende Vogel verleugnet ſeine Sippſchaft nicht, obgleich er felbſiverſtänd[ih mit einem fliegenden Falken, Adler oder Geier nicht wetteifern kann. Entſprechend ſeinen hohen Läufen, geht er leihter und beſſer als jeder andere Fangvogel. Hoch aufgerichtet ſchreitet er, anſcheinend mit Würde, über den Boden, meilenweit, ohne zu ermüden. Bei der Jagd oder auf der Flucht läuft er mit vorgebogenem Leibe ebenſo ſchnell faſt wie ein Trappe odex ein anderer Laufvogel, und nur ungern entſchließt er ſih, ſeine S<hwingen zu gebrauchen; auh muß er, um ſich zu erheben, erſt einen Anlauf nehmen. Das Fliegen ſcheint ihm anfänglih ſ{<wer zu werden; hat er ſih jedo< einmal in eine gewiſſe Höhe gearbeitet, ſo ſ<webt er leicht und ſchön dahin, gewöhnlich auf weite Stre>en, ohne irgend einen Flügelſchlag. Dabei ſtre>t er die Ständer wie ein Stor nach hinten und den Hals