Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Flußſcharben: Allgemeines. Kormoran. 551

und Ausdauer, welche die Bewunderung des Beobachters erregen muß. Hinſichtlich ihrer übrigen Eigenſchaften läßt ſi< wenig Rühmenswertes ſagen. Sie ſind ſcharfſinnig, klug, verſtändig, liſtig, aber zänkiſh, unfriedfertig, boshaft und tüiſh im höchſten Grade, leben unter ſi zwar in Freundſchaft, jedoh nur, weil die Angriffe gegenſeitig in glei erbitterter Weiſe zurü>gewieſen werden, mißhandeln alle übrigen Vögel, verſuchen wenigſtens ſie zu quälen und zu peinigen.

Alle Flußſcharben freſſen ſo lange, wie ſie freſſen können, und ſtürzen ſih ſelbſt mit gefülltem Magen gierig auf eine Beute, wenn ſie ihnen gerade vor das Auge kommt. Sie ruhen, ſo ſcheint es, nux, um wieder fiſhen und freſſen zu können, und freſſen bloß dann nicht, wenn ſie ihr Gefieder in Ordnung bringen oder ſchlafen. Die Dehnbarkeit ihres Schlundes geſtattet ihnen, ſehr große Fiſhe hinabzuwürgen; aber dieſe werden ungemein raſch zerſeßt, und der Magen verlangt dann neue Füllung. Jn Ländern, in welchen der Menſch zur Herrſchaft gekommen iſt, können ſie niht geduldet werden, weil ſie den Fiſche: reien den allerempfindlihſten Schaden zufügen; im Meere hingegen werden ſie wenigſtens hier und da gerade dur ihre Gefräßigkeit nüßlih; denn aus den Fiſchen, die ſie deſſen Schoße entnehmen, bereiten ſie den Guano.

Sämtliche Arten der Unterfamilie niſten in Geſellſchaft und gründen unter Umſtänden Anſiedelungen, die mehrere tauſend Paare zählen. Die Neſter ſtehen entweder auf felſigen JFnſeln und hier in Spalten, Höhlungen, auf Geſimſen 2c., oder auf Bäumen, zuweilen 40 und 50 von ihnen auf einem einzigen. Wenn ſie genötigt ſind, ſelbſt zu bauen, tragen ſie die Reiſer unordentlih zuſammen und füllen ſie innen mit Schilf und anderen Gräſern liederlih aus, halten ſie aber faſt nie tro>en, oft vielmehr ſo naß, daß die Eier förmlich im Sglamme liegen. Die 2—4 Eier ſind verhältnismäßig ſehr klein, langgeſtre>t und haben eine ſtarke grünlihweiße, ungefle#te Schale, die noh ein etwas loderer Kalk: oder Kreideüberzug umgibt. Beide Gatten brüten abwechſelnd mit Hingebung, richtiger vielleicht Hartnäigkeit, und beteiligen ſih ebenſo gemeinſchaftlih an der Erziehung ihrer Fungen. Dieſe fommen faſt na> zur Welt, erhalten ſpäter einen kurzen, düſter gefärbten Flaum, erſt wenn ſie halbwüchſig ſind, Federn, verweilen lange im Neſte, folgen dann den Alten auf das Waſſer, werden ein paar Tage lang unterrichtet und hierauf ſih ſelbſt überlaſſen.

Gefangene Flußſcharben erfreuen dur die Verſchiedenartigkeit ihrer Stellungen, von welchen jede einzelne etwas Abſonderliches hat, dur ihre Raſtloſigkeit und Munterkeit, die Liſt, mit welcher ſie auf alles Lebendige und Verſchlingbare Jagd machen, ſchreiten bei guter Pflege auh zur Fortpflanzung, verlangen aber freilih einen Liebhaber, der die keineswegs unbedeutenden Koſten ihrer Unterhaltung nicht ſcheut.

ES

Der Kormoran, auh Eis- oder Baumſcharbe, Waſſer- oder Seerabe, Haldenente, Scholver, Schalucher genannt (Phalacrocorax carbo, carboides, medius, sinensis, glacialis, brachyrhynchos, macrorhynchos, leucotis, subcormoranus, arboreus, humilirostris, capillatus und filamentosus, Graculus carbo, carboides, medius, brachyrhynchos und sinensis, Pelecanus carbo, phalacrocorax und americanus, Carbo cormoranus, albiventer, leucogaster, crassirostris und nudigula, Hydrocorax carbo, Halienus cormoranus), iſt die befannteſte und vielleiht auh verbreitetſte Art. Fhr Shwanz beſteht aus 14 Steuerfedern. Oberkopf, Hals, Bruſt, Bauch und Unterrü>en ſind glänzend ſ<hwarzgrün, ſanft metalliſh ſ{<himmernd, Vorderrü>en und Flügel bräunli<h, bronzeglänzend und wegen der dunkleren Säume der Federn wie geſhuppt, Schwingen und Steuerfedern ſhwarz; ein weißer, hinter dem Auge beginnender Fle>en umgibt die Kehle, ein anderer rundlicher ſteht auf den Weichen. Das Auge iſt meergrün, der Schnabel ſ{hwarz,