Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

550 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; zehnte Familie: Scharben.

Wenige andere Shwimmvögel nähren ſih ſo aus\chließli< wie die Ruderfüßer von Fiſchen. Einzelne Arten nehmen gelegentlih allerdings au< andere Wirbeltiere, vielleicht auh Weichtiere und Würmer zu ſi<, immer aber nux nebenbei, mehr zufällig als abſichtlih. Sie fiſchen, indem ſie ſih aus einer gewiſſen Höhe auf und ins Waſſer ſtürzen, alſo ſtoßtauchen, indem ſie, <wimmend, ihren langen Hals in das ſeihtere Waſſer einſenken, oder endlich, indem ſie ihre Beute unter Waſſer verfolgen. Alle Ruderfüßer leiſten Erſtaunliches in der Vertilgung von Fiſchen, würden deshalb au<h ohne Ausnahme zu den ſhädlichſten Vögeln gezählt werden, wüßten ſie den Reichtum des Meeres uns nicht in eigentümlicher Weiſe nußbar zu machen. Jhnen dankt Peru den größten Teil ſeiner Einnahmen; ſie beſchäftigen ſeit Fahren bereits eine zahlreiche Flotte: denn ſie ſind die Erzeuger des Guanos oder Vogeldüngers, die „reinlichen Vögel“, deren fromme Beſchaulichkeit und geſegnete Verdauung Scheffel gebührend gerühmt hat. Jn ihrer Gefräßigkeit beruht ihre Bedeutung ſür uns: ſie beeinträhtigt unſeren Fiſchſtand in den Gewäſſern des Binnenlandes und ſpeichert uns Schäße auf öden Felsriffen auf. Einen anderweitigen Nuten gewähren die Nuderfüßer uns niht. Einige Arten von ihnen halten wir als Schauſtücke in Gefangenſchaft, andere berauben wir ihrer Eier und Jungen, um ſie zu verſpeiſen: der auf dieſe Weiſe erzielte Gewinn iſt jedoch bedeutungslos. Die Chineſen richten eine Art der Sippſchaft zum Fiſchfange ab, die Araber eſſen das ſchlechte Fleiſh anderer, und die Südſeeinſulaner endlih nußen die langen Schwanzfedern eines dieſer Vögel: hierauf beſchränken ſich die. Vorteile, die der Menſch ihnen dankt.

Die erſte Familie der Nuderfüßer bilden die Sharben (Phalacrocoracidae), deren artenreihſte Unterfamilie dur< die Flußſ<harben (Phalacrocoracinae), von welhen man über 30 Arten unterſchieden hat, gebildet wird. Der Leib der Flußſcharben iſt ſehr geſtre>t, aber kräftig und walzig, der Hals lang oder ſehr lang, \{<lank oder dünn, der Kopf klein, der Schnabel mittellang und ſtarkhakig übergebogen, der Fuß kurzläufig, großzehig, ſeitlih zuſammengedrü>>t, der Flügel zwar lang, wegen der furzen Handſchwingen, unter welchen die dritte die längſte zu ſein pflegt, aber ſtumpf zugeſpißt, der Schwanz, der aus 12—14 Steuerfedern beſteht, mittel- oder ziemli<h lang und kaum gewölbt. Die Schwingen und die Steuerfedern ſind ſehr hart, ihre Fahnen breit und feſt miteinander verbunden, die Schäfte ſtark, aber biegſam, alle übrigen Federn kurz und knapp anliegend, die der Unterſeite ſeidig zerſhliſſen, die der Oberſeite eng geſchloſſen, ſharf begrenzt und ſchuppig übereinander liegend.

Flußſcharben kommen in allen Erdteilen vor und leben im Meere wie auh auf ſüßen Gewäſſern. Einzelne Arten bewohnen hohnordiſche Länder, die Mehrzahl herbergt in den gemäßigten und heißen Gürteln der Erde. Einige entfernen ſi<h ſelten vom Meere und nehmen hier auf Felſeninſeln ihren Stand, andere wohnen in rohr- oder waldreichen Sümpfen und Brüchen, an Flußſeen und ähnlichen Gewäſſern und verirren ſi<h nur ausnahmsweiſe einmal bis an die Seeküſte. Größeren Strömen folgen ſie bis tief ins Fnnere des Landes, ſ{<weifen überhaupt gern umher und halten ſi<h während der Brutzeit an einer Stelle auf. Die nordiſchen Arten wandern regelmäßig, die übrigen ſtreichen.

Unter den Ruderfüßern zählen ſie zu den vollendetſten Tauchern, ſind aber auch in anderer Hinſicht keineswegs ungeſchi>t. Auf ebenem Boden bewegen ſie ſi<h ziemli<h ungelenk und watſchelnd, im Gezweige der Bäume mit auffallender Gewandtheit, fliegend raſcher, als man meinen möchte, da der Flug ausſieht, als ob er ſehr ermüden müſſe. Soviel wie mögli verweilen ſie im Waſſer und ſ<hwimmen und tauchen mit einer Fertigkeit