Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Pelikan. Krauskopfpelikan. 565

Die Pelikane, von welchen 9 Arten beſchrieben wurden, bewohnen den heißen Gürtel der Erde und die daran grenzenden Teile der beiden gemäßigten, finden ſih in allen Erdteilen und haben einen ſehr weiten Verbreitungskreis. Fn ihrer Lebensweiſe kommen die verſchiedenen Arten zwar niht in jeder Hinſicht überein, ähneln ſich aber doch ſo, daß wir ein rihtiges Bild gewinnen, wenn wir uns mit den beiden europäiſchen Arten ausſchließli<h beſchäftigen.

Die gemeinſte und verbreitetſte dieſer Arten iſt der Pelikan, Kropf-, Sa>-, Beutel-, Löffel- und Meergans, Kropf- und Dhnvogel genannt (Pelecanus onocrotalus, roseus, calorhynchus, minor, gangeticus und javanicus, Onocrotalus phoenix), mit ſeinen Verwandten der größte aller Shwimmvögel. Das Gefieder, das auf dem Kopfe eine aus langen, rundlichen Federn beſtehende Haube bildet, iſt im Alter bis auf die braunen Handſchwingen weiß, roſenrot überhaucht, auf der Vorderbruſt gelb, in der Fugend auf dem Mantel braun und grau gemiſcht, auf der Unterſeite aſhgrau. Das Auge iſt hochrot, die na>te Stelle darum gelb, der Schnabel gräulich, rot und gelb punktiert, der Kehlſa> gelbbläulih geädert, der Fuß licht fleiſhfarben. Die Länge beträgt 140—180, die Breite 220— 260, die Fittichlänge etwa 55, die Schwanzlänge 18 em. Männchen und Weibden unterſcheiden ſih ſehr auffällig dur die Größe, wie überhaupt die Maße ungewöhnlih ſhwanken.

Der größere Krauskopfpelikan (Pelecanus crispus und patagiatus) iſt weiß, ſanft graurötlich überflogen, der Fittich ſchwarz; die Federn des Kopfes und Hinterhalſes ſind gefräuſelt und helmraupenartig verlängert. Das Auge iſt ſilberweiß, der Schnabel oben graugelblih, der Kropfſa> blutrot, bläulih geädert, der Fuß ſchwarz. Der junge Vogel ſieht ebenfalls grau aus. Die Länge beträgt 170—180, die Breite 290, die Fittichlänge 75, die Shwanzlänge 20 ecm.

Der Pelikan verbreitet ſih von Südungarn an über den größten Teil Afrikas und Südaſiens; der Krauskopfpelikan gehört öſtlicher gelegenen Gegenden an, findet ſih zunächſt uns am Schwarzen Meere und weiter nah Oſten hin an den größeren Gewäſſern Mittelund Südaſiens; einzelne kommen alljährlih in Südchina, einzelne ebenſo in Nordafrika vor. Jn Südeuropa triſt der Pelikan zu Ende April und zu Anfang Mai ein, brütet und verläßt das Land im Oktober wieder. Bei dieſer Gelegenheit verfliegt er ſih zuweilen über die Grenzen ſeines Gebietes hinaus, und ſo iſt es geſchehen, daß man ihn mitten in Deutſchland angetroffen hat. Am Bodenſee erſchien einmal eine Herde von 130 Stü; einzelne oder kleine Trupps hat man in vielen Gauen unſeres Vaterlandes beobachtet.

Wer nicht ſelbſt Ägypten oder Nordafrika überhaupt bereiſt und die Maſſen der Fiſchfreſſer geſehen hat, die auf den dortigen Seen Herberge und Nahrung finden, kann ſih unmöglich einen Begriff von der Anzahl dieſer Vögel machen und wird den Berichterſtatter möglicherweiſe der Übertreibung beſchuldigen. An den Strandſeen Ägyptens, auf dem Nilſtrome während der Zeit der Überſ<hwemmung oder weiter unten un Süden, ebenſowohl auf dem Weißen und Blauen Nile mit ſeinen Nebenſeen wie auf dem Roten Meere, gewahrt man zuweilen die Pelikane zu ſolhen Maſſen vereinigt, daß das Auge nicht im ſtande iſt, eine Schar zu überbli>en. Sie bede>en im bu<hſtäblichen Sinne des Wortes mehrere Geviertkilometer, gleichen, wenn ſie auf den Seen ſ{hwimmen, rieſigen Waſſerroſen, oder wenn ſie am Strande und auf Juſeln ſizen, um ſi< zu ſonnen und ihr Gefieder zu pußen, einer langen weißen Mauer; ſie bede>en da, wo ſie ſich zum Shlafen niederlaſſen, alle