Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

564 Zehnte Ordnung: Stoßvögelz; elfte Familie: Pelikane.

hatten, kamen ſie ſ<hweren Fluges zu ihren Jungen zurü>. Gegen Ende Auguſt, auf Grimsö erſt um Michaelis, ſind die Jungen befiedert und dann auch faſt größer, jedenfalls viel fetter als die Alten. Die Einwohner nehmen von ihnen ſo viel, wie ſie erreichen fkönnen, zum Einſalzen aus.“ Auf St. Kilda hält man alljährlich eine förmliche Jagd auf die Fungen ab, die ſhließlih in eine wahre Meßelei ausartet, Die erlegten werden dann von der Höhe hinab in die See geworfen, dort in Booten aufgeſammelt und na<h Edinburg und anderen Städten auf den Markt gebracht, wo ſie ſtets willige Käufer finden.

Gefangene Tölpel habe ih nur im Tiergarten zu Amſterdam geſehen, mich aber nicht mit ihnen befreunden können, weil ſie einen zu kläglichen Eindru> machen.

Die größten und auffallendſten Mitglieder der Sippſchaft ſind die Pelikane (Pelecanidae). Sie fennzeihnet vor allem der gewaltige, nur ihnen eigne Hamenſchnabel, der ſozuſagen aus einem Sace und einem dieſen ſ{<hließenden Deel beſteht. Erſterer wird gebildet durch den Unterteil, leßterer hergeſtellt dur< den Dberteil. Der Deel iſt ſehr lang, ganz fla<h gedrü>t und von der Wurzel an bis gegen die Spite hin ziemlich gleihmäßig breit, an ihr abgerundet; der Firſt verläuft als deutlich ſichtbarer Kiel ſeiner ganzen Länge nah und geht an der Spie in einen krallenförmigen, ſtarken Haken über. Fnwendig oder auf der Unterſeite iſt dieſer Deel mit ſcharfen, feinen Gaumenleiſthen und jederſeits mit einer doppelſchneidigen Längsleiſte durchzogen, die den Rahmen des Sa>es aufnimmt. Dex Unterſchnabel beſteht aus den ſehr ſ<hwachen, dünnen, niedrigen, biegſamen Unterfieferäſten, die ſih erſt an der Spie vereinigen und zwiſchen ſih einen außerordentlich weiten, in hohem Grade dehnbaren Hautſa> aufnehmen. Der Leib iſt ſehr groß, etwas walzig, dex Hals lang und verhältnismäßig dünn, der Kopf klein, der Fuß niedrig, ſehr langzehig und deshalb mit großen Shwimmhäuten beſet, der Flügel, unter deſſen Schwingen die dritte die längſte, groß und breit, der Schwanz kurz, breit, abgerundet, aus 20—24 Federn zuſammengeſetzt, das Gefieder, das außer der Kehlgegend auch eine Stelle um die Augen frei zu laſſen pflegt, dicht anliegend, aber eigentümli<h rauh und harſh, da ſeine einzelnen Federn ſih ſehr verſhmälern und zuſpizen. Auf der Mitte der Bruſt findet ſi<h eine Stelle, wo die Federn vollſtändig zerſhliſſen ſind, auf dem Hinterkopfe und Na>en verlängern ſie ſih gewöhnlich hollen- oder helmartig. Die Färbung der Geſchlechter iſt gleich, die der Alten und Jungen aber ſehr verſchieden.

Der Schädel iſt breit und gewölbt, hat mittelmäßig entwi>elte Muskelgrate, knöcherne Augenſcheidewände, ein viere>iges Hinterhauptloc<, wenig entwidelte Schläfendornen, breites Stirnbein, kurze Flügelbeine ohne dritte Gelenkung, mit dem Flugſcharbeine verſ<hmolzenes Gaumenbein und zeihnet ſi<h aus durch das ungewöhnlich entwi>elte Luftfüllungsvermögen ſowie das feinzellige Knochengewebe, das die Muſchelteile des Oberkiefers und die langen Zwiſchenkieſer ausfüllt. Die Wirbelſäule beſteht aus 16 di>en, dur<ſihtigen, luftführenden Hals-, 6 Bruſt- und 7 Shwanzwirbeln; das Bruſtbein iſt kurz, breit, faſt viere>ig, hinten wenig halbmondförmig ausgeſchweiſt, der Kamm nicht beſonders hervortretend, die Gabel mit dem Bruſtbeine dur< Knochenmaſſe verſ<hmolzen, das Schulterblatt ſ{<mal, jeder einzelne Armknochen lang, das ganze Gerippe luftführend. Die Zunge iſt ein rundlicher, hakenförmig gekrümmter Zapfen, eigentlich ein bloß mit der Kehlſa>haut überzogener Knorpel; das Zungenbein hat einen kleinen Körper, aber ſtarke und kräftige Hörner; der Shlund iſt außerordentlich weit, der Vormagen ſehr di>wandig, ungemein entwikelt und 5—6mal größer als der ſhwahmuskelige Fleiſhmagen, der Darmſchlauch lang. Höchſt eigentümlich iſt die Ausdehnung des Luftfüllungsvermögens auh auf die Hautteile.