Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Pelikan: Geſelligkeit. Nahrungserwerb. Flug. Weſen. 567

thun. Gerade wegen des Luftpolſters, das unter ihrer Haut liegt, ſind ſie ganz unfähig, ihren Leib unter das Waſſer zu zwingen, liegen vielmehr wie Kork auf der Oberfläche und halten ſi<h demgemäß bloß in denjenigen Tiefen auf, die ſie mit Hals und Hamenſchnabel ausbeuten können. Zu dieſem Ende verſammeln ſie ſih auf ſeihteren Stellen der Gewäſſer, verteilen ſih in einer gewiſſen Ordnung über einen weiten Raum und fiſhen nun, mehr und mehr zuſammenrü>end, das zwiſchen ihnen liegende Waſſer aus. Auf den Seen und den ſeihten Meeresteilen bilden ſie einen weiten Halbmond und rudern gegen den Strand an oder ſhließen ſelbſt einen Kreis und verringern dieſen allgemah mehr und mehr; auf ſ<malen Flüſſen oder Kanälen teilen ſie ſi< in zwei Haufen, bilden eine geſchloſſene Reihe auf dieſer, eine auf jener Seite, ſhwimmen gegeneinander an und fiſhen ſo ebenfalls den betreffenden Teil rein aus. Jhr Hamenſchnabel leiſtet ihnen dabei unübertrefflihe Dienſte, weil er ihnen leichtes Erfaſſen und Feſthalten der gefangenen Beute geſtattet. Für gewöhnlich freſſen die Pelikane nur Fiſche; zuweilen greifen ſie jedoh auch andere Wirbeltiere an. Junge Shwimmvögel, die ſih in ihre Nähe wagen, ſind immer gefährdet; ſie ſ{hlingen halberwachjene Enten hinab. JFhr Schlund iſt ſo weit, daß er eine geballte Mannesfauſt bequem durchläßt: ih habe mehr als einmal meinen gefangenen Pelifanen große Fiſche mit der Hand aus ihren Magen gezogen.

Sie gehen mit ziemlich aufreht getragenem Leibe langſam und wankend, jedoch niht eigentlich ſhwerfällig, unternehmen zuweilen verhältnismäßig lange Fußwanderungen, zeigen ſih ebenſo auf Baumwipfeln ſehr geſchi>t, ſuchen dieſe auh da, wo ſie ſih in der Nähe finden, regelmäßig auf, um auszuruhen, ſi zu ſonnen und ihr Gefieder zu pußen, ſ<wimmen leiht, raſh und ausdauernd und fliegen ausgezeichnet ſhön. Nach einem kurzen Anlaufe, wobei ſie wie die Shwäne mit den Flügeln auf das Waſſer ſchlagen, daß es auf weithin ſchallt, erheben ſie ſih von deſſen Oberfläche, legen den Hals in ein 5 gebogen zuſammen, den Kopf ſozuſagen auf den Na>ken und den Kehlſa> auf den Vorderhals, bewegen die Flügel 10—12mal raſh und nacheinander in weit ausholenden Schlägen und ſtreichen hierauf gleitend einige Meter weit fort, bis ſie einer gefährlichen Stelle entrückt ſind und nun entweder kreiſend ſi< in höhere Luftſchichten emporſchrauben, oder in der angegebenen Weiſe weiterfliegen. Gewiſſe Jnſeln behagen ihnen ſo, daß ſie ſie niht verlaſſen mögen; von ihnen aus müſſen ſie dann, um einen reihlihen Fiſchfang zu thun, oft ſehr weit fliegen; ein ſoler Flug erſcheint ihnen als ein Morgenſpaziergang, und ſie legen die Entfernung au< wirklih in überraſchend kurzer Zeit zurü>. An Sinnesſchärfe ſtehen ſie hinter anderen Ruderfüßern ſ{<werli< zurü>; an Verſtand ſcheinen ſie ihre Verwandten zu übertreffen. Sie zeigen ſih da, wo ſie dem Menſchen niht trauen, ungemein vorſichtig, an anderen Orten dagegen ſo vertrauensſelig, daß ſie ſich wie zahme Vögel benehmen, ſ{<wimmen z. B. in den Hafenſtädten des ſüdlichen Roten Meeres unbeſorgt zwiſchen den Schiffen umher und laſſen ſi< von den Schiffern füttern, wie unſere Shwäne von Spaziergängern. Aber ſie merken \ſi< jede Verfolgung und unterſcheiden einen Menſchen, der ſie einmal bedrohte, ſicher von allen übrigen. Gefangene können ungemein zahm und ohne ſonderlihe Vorkehrungen zum Aus- und Einſliegen gewöhnt werden; es genügt, ihnen mehrere Male nacheinander die Shwingen zu verkürzen oder auszuziehen, ſie an einem beſtimmten Orte zu füttern und von dieſem aus mit ſi zu nehmen, um ſie einzugewöhnen. In der Nähe der Fiſcherdörfer an den ägyptiſchen Strandſeen ſieht man zahme Pelikane, die des Morgens ausgehen, ihr Futter ſelbſt fangen und des Abends zurü>kehren; einzelne beſuchen die Fiſhmärkte, ſtellen ſi hier neben den Käufern auf und betteln,“ bis dieſe ihnen etwas zuwerfen; andere ſtehlen mit wirklicher Liſt einiges von den aufgeſpeicherten Vorräten. Anfänglich ſeßen ſie ſi< ihrem Pfleger zur Wehr, bedrohen ihn wenigſtens mit dem ungeheuern, aber ſehr ungefährlichen Schnabel; ſpäter laſſen ſie ſich faſt alles gefallen, was