Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Pelikan. — Fregattvogel. 569

Wenn man ſi auf ihren Schlaf- oder Nuhepläßen anſtellt, hält es niht ſ{hwer, ſo viele Pelikane zu erlegen, wie man will; denn ſie ſind ſo hinfällig, daß ſchon ein Schuß mit ſchwachem Schrote ſie tötet. Wenn ſie auf dem Waſſer {{<wimmen, laſſen ſie den Jäger ſelten ſo nahe an ſi< herankommen, daß dieſer mit Erfolg einen Schrotſchuß auf ſie abgeben kann; er muß ſich einer Büchſe bedienen. Wiederholte Verfolgung macht ſie außerordentlich ſcheu; doh mögen ſie au< dann von dem einmal gewählten Schlafplaße nicht laſſen. Die Araber fangen ſie, um ſie zu eſſen, obgleich dies nach den mohammedaniſchen Geſeßzen eigentlih verboten iſt. Denn als man die Kaaba in Mekka baute, und das Waſſer weit herbeigeholt werden mußte, gebrach es bald an den nötigen Trägern; aber Allah wollte nicht, daß dex heilige Bau verhindert werde, und ſandte Tauſende von Pelikanen, die ihren Kehlſa> mit Waſſer füllten und dieſes den Bauleuten brachten.

Pelikane laſſen ſi zähmen und werden ſehr zutraulih. Einer, der laut Monteiro in Säo Paulo de Loanda frei lebte, miſchte ſih abends gern unter die [uſtwandelnden Menſchen und hörte ſcheinbar mit Vergnügen der Muſik zu. Entſprechend gepflegte Paare ſchreiten in der Gefangenſchaft manchmal zur Fortpflanzung.

Wenn ixgend ein Vogel verdient, der Adler der See genannt zu werden, ſto iſt es der Fregattvogel (Atagen aquila und ariel, Trachypetes aquilus, leucocephalus, minor und palmerstoni, Pelecanus aquilus, leucocephalus und palmerstoni, Fregata aquila), Vertreter einer gleichnamigen Gattung (Atagen) und Familie (Atagenidae). Der Leib iſt \{hlank, der Hals kräftig, der Kopf mäßig groß, der Shnabel um die Hälfte länger als der Kopf, an der Wurzel etwas breit gedrü>t, auf dem Firſte flah, längs der Kuppe gewölbt und hakenförmig herabgekrümmt, der Unterſchnabel ebenfalls mit gebogen, der Kinnwinkel groß, breit und na>thäutig, der Mundrand bis unter die Augen geſpalten, der Fuß ſehr kurz, kräftig, an der Fußwurzel befiedert, langzehig und mit breit ausgeſchnittenen Schwimmhäuten ausgerüſtet, jede Zehe mit kräftig gebogener, ſpiviger Kralle, die mittlere mit einer ähnlich geſtalteten, auf der Jnnenſeite kammartig gezähnelten bewehrt, der Flügel außerordentlich lang und ſcharf zugeſpißt, die erſte Schwinge die längſte, der aus 12 Federn gebildete Schwanz ſehr lang und tief gegabelt; das Gefieder, das glatt anliegt und auf Kopf, Hals und Rü>en glänzend iſt, beſteht oben aus länglichen, auf dem Mantel aus rundlichen, auf der Bruſt aus zerſcliſſenen Federn und läßt um die Augen und die Kehle eine Stelle frei. Bei Zergliederung des inneren Baues fällt die Leichtigkeit des Knochengerüſtes und das ausgedehnte Luftfüllungsvermögen auf: insbeſondere iſt ein häutiger Kehl: ja>, der beliebig mit Luft gefüllt und geleert werden kann, der Beachtung wert.

Das Gefieder des alten Männchens iſ bräunlihſhwarz, auf Kopf, Na>en, Rücken, Bruſt und Seite metalliſh grün und purpurn ſhimmernd; auf den Flügeln gräulich überflogen, auf den Oberarmſhwingen und Steuerfedern bräunlih. Das Auge iſt tieſbraun, oft graubraun, die na>te Stelle darum purpurblau, der Schnabel lichtblau an der Wurzel, weiß in der Mitte und dunkel hornfarbig an der Spiße, der Kehlſa> orangenrot, der Fuß auf der Oberſeite licht karminrot, auf der Unterſeite orangenfarben. Das Weibchen unterſcheidet ſich weſentlih dur< das minder glänzende und lichter gefärbte, auf der Bruſt mehr oder weniger rein weiße Gefieder. Beim jungen Vogel ſind Mantel und Schultern braun, durch lichtere Federſäume gezeichnet, die größten Schulterfedern, Shwingen, Steuer-, Bürzel-, oberen und unteren Schwanzdefedern ſhwarz, einige auf der Bruſtmitte und den Seiten ſtehende Federn braun, alle übrigen Teile weiß. Die Länge beträgt 108, die Breite 230, die Fittichlänge 65, die Schwanzlänge 47 cm, das Gewicht hingegen nur wenig über 1,5 kg.