Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Fregattvogel: Verbreitung. Schlafpläße. Flugkraft. Weſen. 571

meint er, ihm verurſacht es keine Mühe, ſie zu überholen. „Dex Habicht, der Wander: und der Gerfalke, die ih für die ſchnellſten Falken anſehe, ſind genötigt, ihr Opfer zuweilen eine halbe engliſhe Meile weit zu verfolgen, bevor ſie ſich ſeiner bemächtigen können: der Fregattvogel hingegen ſtürzt ſi< aus ſeiner Höhe mit der Schnelligkeit eines Blibes hinunter auf den Gegenſtand ſeiner Verfolgung, den ſein kühnes Auge vorher fiſchen ſah, ſchneidet ihm jeden Rü>zug ab und zwingt ihn, die verſchlungene Beute, die er juſt gefangen, ihm vorzuwürgen.“ Delphine und Raubfiſche beobachtet er, nah Verſicherung desſelben Schriftjtellers, unabläſſig, ſtreiht über ſie hin, wenn ſie die fliegenden Fiſche verfolgen, und wirft ſich, ſobald dieſe das Waſſer verlaſſen, unter ſie, um einen im Fluge wegzunehmen, oder verfolgt ſie ſtoßtauchend noh in die Tiefe. Einen Fiſch, den er gefangen, läßt er zwei-, dreimal fallen, wenn er ihn niht in erwünſchter Weiſe mit dein Schnabel gefaßt hat, ſtürzt ihm nah, fängt ihn jede8mal, no< ehe er das Waſſer berührt, und ſucht nunmehr ihn in eine günſtige Lage zu bringen. Zuweilen kreiſen Fregattvögel ſtundenlang in hoher Luſt mit der Leichtigkeit und Behaglichkeit der Geier und Adler, an welche ſie überhaupt ſehr erinnern; zuweilen verfolgen ſie ſih ſpielend unter den wundervollſten Shwenkungen und Windungen; nur beim Forteilen ſchlagen ſie langſam mit den Schwingen. „Fhre langen, \<hmalen Flügel“, ſagt der Prinz von Wied, „halten den angeſtrengten Flug lange aus; der Sturm treibt ſie zwar oft fort, doh habe ih ſie mit Leichtigkeit gegen ihn kämpfen und lange Zeit in der Luft ſtehen ſehen.“ Auf dem feſten Boden wiſſen ſie ſi<h niht zu benehmen, und auf dem Waſſer ſcheinen ſie niht viel geſchi>ter zu ſein; wenigſtens hat man ſie no< niemal2 ſ{hwimmen ſehen. Von dem Verdecke eines Schiffes vermögen ſie ſih niht zu erheben; auf einem flachen, ſandigen Ufer ſind ſie einem Feinde gegenüber verloren. Deshalb raſten ſie au<h nur auf Bäumen, die ihnen genügenden Spielraum zum Abfliegen gewähren.

Eine Stimme vernimmt man ſelten von ihnen; der einzige Naturforſcher, der ſie krächzen hörte, iſt Audubon. Die Schärfe der Sinne muß, den übereinſtimmenden Angaben der Beobachter zufolge, bedeutend ſein, namentlih das Geſicht ſi<h auszeihnen. Ein in hoher Luft dahinſegelnder Fregattvogel ſoll, wie man ſagt, das kleinſte Fiſhchen, das nahe der Oberfläche des Waſſers ſ<hwimmt, wahrnehmen, überhaupt ein großes Gebiet unter ſih auf das vollſtändigſte beherrſchen. Das geiſtige Weſen kommt mit dem vieler Naubvögel überein. Beſonders hervorragenden Verſtand ſcheint der Fregattvogel nicht zu beſißen; doh unterſcheidet er re<ht wohl zwiſchen ſeinen Freunden und Feinden, wird auh dur< Erfahrung gewißigt. Gewöhnlich zeigt er ſi<h niht ſcheu, hält ſi<h aber doh in einer gewiſſen Entfernung von dem Menſchen, dem er nihts Gutes zutraut, während er die Barke des Fiſchers ſorgſam beobachtet, verfolgt und, wenn es zum Herausziehen der Fiſche geht, ſo dicht umſ<hwärmt, daß er mit dem Ruder erſchlagen oder, wie von Roſenberg auf Ceram erfuhr, mit dem Händen ergriffen werden fann. Um andere Tiere bekümmert er ſih nur inſofern, als er aus ihnen einen gewiſſen Nugen zu ziehen gedenkt. Audubon leugnet, daß er Tölpel und Pelikane angreife und ſo lange peinige, bis ſie ihm die Nahrung vorwürgen; andere Beobachter hingegen beſtätigen dieſe alte Angabe. Auch der Prinz von Wied ſagt, daß er die Fregattvögel oft einzeln oder in Geſellſchaft eines anderen ein paar Stunden weit vom Meere entfernt über Landſeen und Sümpfen {weben und ſih in der Luft mit Raubvögeln um die Beute zanken ſah. Vom Hunger gequält, vergißt der Vogel jede Nücſicht, ſtürzt ſih z. B. unmittelbar vor den Ortſchaften auf Fiſche oder Fleiſchſtücke, die er im Waſſer ſhwimmen ſieht, hinab oder ſammelt ſih mit anderen ſeiner Art ſcharenweiſe um ein größeres Aas, das an den Strand getrieben wurde, und verſucht, von ihm ſo viel wie mögli abzureißen. Einen eigentümlichen Eindru> ſcheinen lebhafte Farben auf ihn auszuüben. A. von Chamiſſo erzählt, daß Fregattvögel auf die bunten Wimpel ſeines