Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

572 Zehnte Drdnung: Stoßvögel; dreizehnte Familie: Tropikvögel.

Schiffes wie auf Beute ſchoſſen, und Bennett verſichert, dasſelbe wiederholt geſehen zu haben. Angegriffene Fregattvögel verteidigen ſih übrigens wütend und wiſſen, wie von Tſchudi erfuhr, ſogar ſtarken Hunden erfolgreich zu begegnen. Mit den Tölpeln ſollen ſie ſich, laut Bennett, oft lange Zeit herumbalgen, förmlich in ſie verkrallen und dann manchmal mit ihren Widerſachern aus hoher Luft auf das Waſſer niederſtürzen.

Fliegende Fiſche ſcheinen die Hauptnahrung unſeres Vogels zu bilden; doch verſ<hmäht er wohl ſ{<werli<h ein kleineres Wirbeltier überhaupt. Audubon hat ihn im Verdachte, daß er die jungen Pelikane aus den Neſtern ſtiehlt; andere wollen ihn als Näuber junger Entenvögel kennen gelernt haben. Die Fiſche ſoll er, wie man Goſſe erzählte, niht immer mit dem Schnabel, ſondern ſehr häufig auh mit den Füßen fangen und ſie damit zum Schnabel führen.

Jn den nördlichen Teilen ihres Verbreitungskreiſes beginnen die Fregattvögel ungefähr Mitte Mai mit dem Neſtbaue. Sie finden ſi< in der Nähe von Jnſeln ein, die ihnen ſchon ſeit Fahren zum Brutplaße dienten, und nehmen hier alle paſſenden Örtlichkeiten in Beſitz; denn zuweilen verſammeln ſih 500 oder mehr Paare. Einzelne ſieht man ſtundenlang in bedeutender Höhe über dem Eilande kreiſen, während die übrigen mit dem Baue des Neſtes ſelbſt ſi beſchäftigen. Ältere Neſter werden ausgebeſſert und neue gegründet, troŒene Zweige und Äſte fliegend mit dem Schnabel von den Bäumen gebrochen oder aus anderen Neſtern geſtohlen, au<h wohl vom Waſſer aufgenommen und dann, jedo< niht gerade kunſtvoll, verbaut. Gewöhnlich werden die Neſter auf der Waſſerſeite der Bäume errichtet, am liebſten auf Bäumen, deren Wipfel über dem Waſſer ſtehen, einzelne in der Tiefe, andere in der Höhe der Krone, nicht ſelten viele auf demſelben Baume. Das Gelege beſteht, nah Audubon, aus 2—3 ſtarkſchaligen Eiern von etwa 65 mm Längs- und 43 mm Querdurchmeſſer und grünlichweißer Färbung, die übrigens oft durch die Füllung des Neſtes umgefärbt wird. Schwanz und Flügel des brütenden Alten ragen weit über das Neſt vor. Wahrſcheinlih wechſeln beide Eltern im Brüten ab: daß die Männchen an dieſem Geſchäfte teilnehmen, unterliegt keinem Zweifel; ja, Bennett glaubt, daß ſie ſi<h mehr als die Weibhen den Eiern widmen. Die Jungen, die anfänglich ausſehen, als ob ſie keine Füße hätten, kommen in einem gelblihweißen Daunenkleide zur Welt und verweilen ſehr lange im Neſte, da die Ausbildung ihrer Flugwerkzeuge eine lange Zeit erfordert.

Laut Bryant brüten die Fregattvögel zuweilen auh auf na>ten Felſen und gern unter Tölpeln. Auf einem Brutfelſen der Bahama-Fnſeln niſteten ungefähr 200 Paare ſo nahe aneinander, daß alle Neſter im Umkreiſe von 15 m gelegen waren. Zwiſchen ihnen brüteten feine Tölpel, aber Tauſende um ſie herum. Bryant konnte Junge und Alte mit den Händen greifen, ſie überhaupt kaum verſcheuchen; denn na< einem Flintenſchuſſe flogen ſie zwar mit betäubendem Geſchrei in die Luft, kehrten aber ſogleih zu ihren Neſtern zurück. Nach Verſicherung dieſes Forſchers ſoll das Paar nur ein einziges Ei und Junges erzeugen.

Gefangene Fregattvögel gelangten neuerdings dann und wann in unſere Käfige, dauern bei geeigneter Pflege auh jahrelang in ihnen aus. Diejenigen, welche ih ſah, entſchloſſen ſi nict, ſelbſtändig zu freſſen, mußten daher geſtopft werden. Jn unſchöner Stellung verweilten ſie faſt regungslos ſtunden-, ſelbſt tagelang auf derſelben Stelle. Fhren Pfleger unterſchieden ſie von allen übrigen Leuten.

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„Sohn der Sonne“ nannte Linné einen Vogel, der dem Schiffer als Wahrzeichen gilt, daß ſein Fahrzeug den heißen Gürtel erreiht hat; denn wirkli<h begegnet man ihm, dem Tropikvogel, nur äußerſt ſelten innerhalb der gemäßigten Gürtel unſerer Erde.