Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Fregattvogel. — Tropikvogel. 578

Einzelne ſind zwar auch in unſere Gegend verſchlagen worden, ſollen beiſpielsweiſe in der Nähe von Helgoland beobachtet worden ſein; ſol<he Vorkommniſſe gehören jedoh zu den ſeltenſten Ausnahmen.

Die Tropikvögel (Phaëtontidae) bilden, obgleih man nur vier Arten unterſchieden hat, eine beſondere Familie. Fhre Merkmale ſind gedrungener Leibesbau und geringe Größe, fopflanger, ſeitlih zuſammengedrüdter, auf der Oberſeite ſeicht gebogener, ſpibiger, an dem Kieferrande fein gezähnelter Schnabel mit kaum merklihem Haken, ſhwache Beine, deren hintere und innere Zehe nur durch eine ſ<hmale Haut verbunden werden, lange Flügel und ein aus 12 oder 14 Federn beſtehender Shwanz, deſſen beide Mittelfedern ſih ſehr verlängern und durch ihre eigentümliche Bauart auszeichnen, da ſie faſt fahnenlos ſind, während die übrigen kurzen wohl entwi>elte Fahnen tragen, ſowie endlih dichtes, zart gefärbtes Kleingefieder.

Die bekannteſte und am weiteſten verbreitete Art iſt der Tropikvogel (Phaëton aethereus, melanorhynchus und catesbyi, Tropicophilus aethereus). Das Kleingefieder iſt weiß, roſenrötlih überflogen, ein vorn breiter, nah hinten ſih verſ<hmälernder Zügelſtreifen ſ{hwarz; die Außenfahnen der Handſchwingen ſind ſhwarz, die hinteren Armſchwingen ſ<warz und weiß geſäumt, die, bis auf die mittleren, weißſchaſtigen Shwanzſedern weiß, die Schafte der genannten gegen die Wurzel hin ſhwarz. Beim jüngeren Vogel ſind Kopf, Hals und die Unterteile des Leibes weiß, Rücken und Mantel auf weißem Grunde dur ſchwarze Endſäume wellig gezeihnet, beim jungen Vogel alle Federn des Nückens durch halbmondförmige Endfle>en geziert und die mittleren Schwanzfedern noh niht verlängert. Das Auge iſt braun, der Schnabel korallenrot, beim jungen Vogel dunkelbräunlih, der Fuß, mit Ausnahme der ſhwarzen Shwimmhäute und Zehen, gelb. Die Länge beträgt, einſ<ließlih der beiden 50—75 em langen, in leßterem Falle um 60 cm über die äußerſten Steuerfedern verlängerten Spießfedern, etwa 100, die Breite 104, die Fittihlänge 30 cm.

Alle Meere, welche zwiſchen den Wendekreiſen liegen, beherbergen Tropikvögel. Die beſchriebene Art, auf wel<he wir Nachſtehendes beziehen dürfen, erſtre>t ſi<h über die angegebenen Breiten des Atlantiſchen, Fndiſchen und Stillen Meeres. Von den Wendekreisländern aus verfliegt ſie ſich zuweilen bis in den gemäßigten Gürtel.

Gewöhnli ſieht man die Tropikvögel ſih in den Tagesſtunden und in der Nähe der Küſten umhertreiben; es kann jedo<h auh das Gegenteil ſtattfinden. So ſah ſie Leſſon in ſtillen, mondhellen Nächten ebenſo raſtlos umherfliegen wie am Tage, und ſo traf ſie Bennett im April volle 1000 Seemeilen vom Lande an. Jm allgemeinen nehmen die Seeleute an, daß ihre Ausflüge ſih auf eine Entfernung von 300 Seemeilen erſtre>en; von Heuglin, der freilih die Weltmeere niht dur<ſchift hat, fand die beſchriebene Art an einzelne Fnſeln gebunden.

Jh habe nur einmal, im ſüdlichen Teile des Noten Meeres, Tropikvögel geſehen, ſie jedoch bloß kurze Zeit beobachten fönnen; alle Reiſenden aber, welche ſie genauer kennen lernten, ſind einſtimmig in der Bewunderung ihrer Schönheit und Anmut. Der erſte Eindru> des Tropikvogels, meint Tſchudi, iſt durchaus nicht der eines Meervogels; man glaubt vielmehr in ihm einen in die unabſehbaren Öden des mächtigen Weltmeeres verſchlagenen Landbewohner zu erkennen. „Die Tropikvögel“, ſagt Bennett, „gehören unbedingt zu den ſchönſten Weltmeervögeln und müſſen, wenn ſie die Sonne auf ihrem prachtvollen Gefieder ſpiegeln laſſen, die Bewunderung aller erregen. Sie ſind ebenſo liebenswürdig in ihrem Weſen wie anmutig in ihrem Fluge, und es iſt eine wahre Freude, ihre Künſte zu beobachten. Schiffe ſcheinen oft ihre Aufmerkſamkeit zu erregen; ſie kommen herbei, umkreiſen das