Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Tropikvogel: Nahrungserwerb. Gebaren. Fortpflanzung. 575

Die Gewandtheit des Fluges iſt ſtaunenswert, leßterer jedoh niht ſo weih und leiht wie derjenige der Seeſchwalben. Meiſt {weiſt der Tropikvogel in gerader und wagerechter Bahn 12—20 m über dem Waſſerſpiegel dahin, den Schnabel abwärts gerichtet, den Shwanz wenig gebreitet. Hier und da hält er an, rüttelt oder {webt und ſtürzt dann plößlich und pfeilſchnell auf Fiſche hinab. Er taucht unter Umſtänden tiefer, als die Seeſchwalben zu thun vermögen, ſteigt auch in gerader, viel ſteilerer Bahn als ſie wiederum in die Höhe. Während ſtürmiſcher Witterung ſieht man ihn da, wo ex in Felſenhöhlen leiht Zuflucht finden kann, ſelten auf See; bei klarem Himmel und ruhiger Luſt iſt er dagegen beſtändig in Bewegung, teils um ſeiner Nahrung nachzugehen, teils um ſi ſpielend in der Luft umherzutummeln. Bei ſolchen Gelegenheiten erſt entfalten ſih ſeine Schönheit und Gewandtheit in vollem Maße.“

Die Nahrung beſteht ausſcließli< in Fiſchen und anderen hohſ{<wimmenden Meertieren. Nuttal verſichert, daß man ihn ſehr häufig und mit großer Geſchicklichkeit fliegende Fiſche jagen ſehe; Bennett fand in ſeinem Magen auch die Überreſte von Kopffüßern.

Die Brutzeit ſcheint je nah der Lage der Brutinſeln verſchieden zu ſein. Nach Bennett beginnt ſie in der Nähe von Auſtralien im Auguſt und September, nah Wedderburn und Hurdis auf den Bermuda: Fnſeln im März und April, nah Heuglin im ſüdlichen Roten Meere im Funi und Juli. Die Männchen ſind um dieſe Zeit im höchſten Grade erregt, tämpfen, nah des Leßtgenannten Beobachtungen, beſtändig miteinander, verfolgen ſih ſhreiend und zirpend, kollern ſi< förmlich in der Luft herum, überſtürzen ſi<h wenigſtens und drängen ſih an die ſpröde vor ihnen flüchtenden Weibchen. Zu Niſtpläßen werden Eilande, die ſern von dem Getriebe des Menſchen liegen, bevorzugt. Man hat beobachtet, daß ſie Da, wo ſie no< niht beunruhigt wurden, ihre Eier einfah auf den Boden, meiſt unter Gebüſch legen, wogegen ſie auf beſuchten Jnſeln ſtets Höhlungen und Niten in den Klippen wählen. Der Eingang zu den meiſt gegen 1 m tiefen Felsrißen und Klüften iſt, laut Heuglin, oft jo eng und niedrig, daß es den Anſchein gewinnt, als finde der Vogel ſelbſt kaum Naum, um in das Jnnere zu gelangen. Das Weibchen legt hier ſein einziges Ci entweder auf die bloße Erde, auf Flugſand oder auf den na>ten Fels. Das Ei iſt verhältnismäßig groß, etwa 55 mm lang, 37 mm di>, eher rundli< als geſtre>, glanzlos und auf hellgräulich lehmfarbenem, gräulih roſenrotem oder gräulich veilchenfarbenem Grunde, namentli<h am ſtumpfen Ende, mit dunkel veilchenfarbenen Unterfle>ken und erd: und roſtbraunen Oberfle>en und Punkten, auh wohl ſhwärzlihen Schnörkeln, zuweilen kranzartig, gezeichnet Beide Geſchlechter brüten, und zwar mit ſo warmer Hingebung, daß ſie bei Ankunft eines Menſchen niht davonfliegen, ſondern ſih nux mit dem Schnabel zu verteidigen ſuchen und nicht ſelten erfolgreich wehren. Heuglin traf auh während der Mittagszeit einen brütenden Vogel in der Neſthöhle an. Die Jungen gleichen, wie ſi< Bennett ausdrükt, eher einem Puderquaſte als einem Vogel, ſind rund wie ein Ball und mit zarten, oberſeits aſhgrauen, auf der Stirn und Unterſeite mit ſ{hneeweißen Daunen dicht bede>t. Später erhalten ſie ein geſtreiſtes Jugendkleid, das mit der erſten Mauſer in ein rein weißes übergeht. Jm dritten Jahre erſcheint die roſenrote Färbung, und gleichzeitig wachſen die langen Federn.

Die Bewohner der Freundſchaftsinſeln und anderer Eilande des ſüdlichen Stillen Meeres gebrauchen dieſe Federn zum Zierat und halten ſie hoh in Ehren. Da es für ſie ſchwer hält, ſolche Federn zu erlangen, haben ſie ſi ein ſehr ſinnreiches Mittel erdacht: ſie warten nämlich, bis die Tropikvögel brüten, fangen ſie auf den Neſtern, ziehen ihnen die Federn aus und laſſen ſie wieder fliegen. Genau dasſelbe Verfahren wird von den Europäern der Jnſel Mauritius angewandt.

Robinſon hielt einen Tropikvogel ungefähr eine Woche lang am Leben und fütterte ihn während dieſer Zeit mit den Eingeweiden verſchiedener Fiſche, die er gierig fraß. Wenn