Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Haubenſteißfuß: Verbreitung. Wanderung. Scheuheit. Stimme, 581 lebt ex ſtändig jahraus jahrein; die Anzahl der dort wohnenden wird aber in jedem Winter durch die vom Norden her einwandernden beträchtli<h vermehrt. Fn Nordweſtafrika tritt er ebenfalls noh regelmäßig auf; in Ägypten bemerkt man ihn immer einzeln und felten. Ebenſo häufig wie Europa bewohnt er Mittelaſien oder Nordamerika, von Sibirien aus bis Südchina und Japan, von Nordamerika bis zu dem Süden der Vereinigten Staaten wandernd.

Ex erſcheint im Frühjahre paarweiſe, vereinigt ſich aber im Herbſte gern zu größeren Geſellſchaften, die zuweilen 50 und mehr Stü zählen können und gemeinſchaftlich die Reiſe nah dem Süden antreten. Daß er nur des Nachts wandert, läßt ſi<h erwarten; daß er auf größeren Seen, auh wohl auf Flüſſen, und regelmäßig längs der Meeresküſte ſeine Reiſe hwimmend zurülegt, wird von den meiſten Forſchern angenommen. Während des Sommers bezieht er größere Teiche oder Seen, die ſtellenweiſe mit Rohr und Schilf bewachſen ſind. Er verlangt eine Waſſerfläche von ziemlicher Ausdehnung, ſo daß er in der Mitte des Waſſerſpiegels wenigſtens vor dem Schrotgewehre ſicher iſt. Mehr als andere Arten noh hält er ſi< im Waſſer auf; denn das Stehen und Gehen wird ihm beſchwerlicher als den kleineren Verwandten. Fm Schwimmen und Tauchen ſteht er keinem von dieſen nah; was ihm an Gewandtheit abgeht, erſeßt ex dur<h Ausdauer. Nach Naumanns Beobachtungen durhmißt er unter Waſſer in !/2 Minute mehr als 60 m. Der Flug geſchieht verhältnismäßig ſchnell, geht in gerader Linie fort und verurſacht ein hörbares Rauſchen. Unter ſeinen Familienverwandten iſt er der vorſichtigſte und ſceueſte. „Eigentlich“, ſagt Naumann, „traut er keinem Menſchen, beobachtet ſelbſt Hirten, Frauenzimmer und Kinder erſt eine Zeitlang aus der Ferne, ehe er etwas mehr Vertrauen faßt und näher kommt; auch Fiſcherkähne flieht er ſhon von weitem, ſelbſt wenn ſie mit Leuten beſeßt wären, die ſi<h niht um ihn kümmern. Trifft ihn jemand, wer es auh ſei, einmal in der Nähe des Ufers, ſo beeilt er ſi, teils auf, teils unter dem Waſſer, ſo ſhnell wie mögli< auf die freie Fläche und ein paar hundert Schritt weit weg zu kommen. Fn dieſer Entfernung ſhwimmt er nun ſo ruhig, als ob er wüßte, daß ihm hier kein Leid zugefügt werden könne. Seine Vorſicht gebietet ihm, überall, wo es ihm nicht recht ſicher ſcheint, auf freier Blänke ſih aufzuhalten, damit nichts ihn hindere, ſi<h umzuſchauen und jede Gefahr von weitem erſpähen zu können, und wenn ihn das Fortpflanzungsgeſchäft in die Nähe der Schilf- und Rohrbüſche am Ufer treibt, ſo nähert er ſi< nur, wenn keine Menſchen ſih dort aufhalten. Überraſcht, ſ{hlüpft er wohl au<h zwiſchen das Rohr, jedoch nur ſo lange, bis er die Gelegenheit abſieht, unter dem Waſſer entlang wieder das Freie zu ſuchen, worauf er oft nur den Kopf bli>en läßt, taucht und ſo fortfährt, bis er die ſichere Weite erlangt zu haben meint.“ Zu anderen Vögeln geſellt er ſih niht oder doch nux auf kurze Zeit; während der Brutzeit mag er ſelbſt mit ſeinesgleichen nichts zu thun haben. Es kommt vox, daß mehrere Pärchen auf einem Gewäſſer niſten; dann aber behauptet jedes ſtreng ſein Gebiet und vertreibt aus dieſem andere Pärchen.

Die kräftige, weitſchallende Stimme iſt vielfah verſchieden. Mit einem oft wiederholten Kökökök“ unterhalten fih beide Geſchlechter; ein lautes Kraor“ oder „Kruor“ vertritt gleihſam den Geſang anderer Vögel, wird wenigſtens hauptſächli<h während der Brutzeit vernommen und ſchallt als ob es der Waſſerſpiegel verſtärke und weiter fortpflanze, daß man es na< Naumanns Verſicherung unter dem Luftzuge auf eine Wegſtunde weit vernehmen fann. Jn der Nähe des Neſtes ſchreien die Haubenſteißfüße übrigens niht oder do< nur ſelten: Klugheit und Furcht verbieten ihnen, hier zu viel Lärm zu ſ<lagen. Um ſo lebhafter rufen ſie vor und nah der Begattung, aber auh nux, wenn ſie keinen Menſchen in der Nähe wiſſen. Untereinander ſind die Gatten eines Paares überaus zärtli<h. „Hat ſh“, ſagt Naumann, „der eine zufällig etwas entfernt, ſo ruft