Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

582 Zehnte Drdnung: Stoßvögel; vierzehnte Familie: Lappentaucher.

ihm der andere ſehnſüchtig zu, bis er ihn wieder bei ſih hat. Fmmer ſ{hwimmen ſie dann dicht nebeneinander her, tändeln miteinander und ſtimmen öfters ihren lautſchallenden Zweiſang an. Fedes Paar behauptet ſeinen Niſtplaß, und da, wo es der Umfang des Gewäſſers mehreren oder vielen zu brüten geſtattet, gibt es zu Anfang der Begattungszeit gar viele Naufereien, bei welchen zuleßt der Beſiegte den Verfolgungen des Siegers gewöhnlich niht anders als dur<h den Flug zu entgehen weiß.

„Je nachdem das Nohr früher oder ſpäter eine gewiſſe Höhe erlangt hat, macht das Paar Anſtalt zum Brüten. Das Neſt wird in der Nähe von Rohr, Schilf oder Binſen, ſtets nahe am Nande des Waſſers und weit vom Lande entfernt, oft ganz frei mitten in: Waſſer, angelegt und dann an einigen Halmen befeſtigt. Seine Breite beträgt etwa 30, die Höhe ungefähr 15 cm. Die Mulde iſt ungemein platt, anſcheinend bloß durch die Laſt des liegenden Vogels nah und nach eingedrü>t. Das Ganze gleicht einem aufgeworfenen, zufällig vom Winde zuſammengewehten, ſ<wimmenden Klumpen faulender Waſſerpflanzen ſo vollkommen, daß es ein ungeübter nie ſür das Neſt eines Vogels anſehen wird. Es iſt niht allein zu bewundern, daß dieſer naſſe Klumpen den ziemlih {weren Vogel trägt, ſondern no< mehr, daß er bei deſſen Auf- und Abſteigen niht auffkippt.“ Obgleich leßterer das Neſt mit einer gewiſſen Vorſicht beſteigt, rutſhend nämlich, wirſt er doh zuweilen ein und das andere Ei in das Waſſer. Das Gelege bilden 4, zuweilen eins mehr oder eins weniger, halb in der Näſſe liegende, dur<ſchnittlih 52 mm lange, 35 mm dife, anfänglih rein weiße, bald aber ſi<h ſ{<mugig lehmgelb färbende Eier. Beide Geſchlechter brüten abwechſelnd ungemein eifrig und befunden warme Liebe zur Brut; namentlich das Weil hen gebärdet ſih, wenn man ſih dem Neſte nähert, überaus ängſtlich, ſtößt klagende Laute aus und ſezt ſeine Sicherheit ohne Bedenken aufs Spiel; verläßt es \{<ließlich die Eier, ſo bede>t es ſie beim Abgehen in großer Eilfertigkeit mit Neſtſtoffen, entfernt ſi< niht weit und kehrt ſobald wie irgend thunlich wieder zurü>. Nimmt man ihm ein Ei nach dem. anderen weg, ehe es brütet, ſo fann man es na< und nach dahin bringen, ihrer 20 und mehr zu legen.

Die Jungen werden von beiden Eltern geführt; do<h übernimmt der Vater hauptſächlih das Amt des Wächters. Anfänglich werden den Küchlein kleine Kerbtierlarven mit dem Schnabel vorgehalten, ſpäter nur auf das Waſſer gelegt, gleichzeitig ſie üm Tauchen unterrihtet Fiſche, die zu groß ſind, verſpeiſen die Alten, nachdem ſie die fruhtloſen Bemlhungen der Jungen, ſie zu verſ<hlu>en, angeſehen haben, ſ<ließli< ſelbſt, erjagen dafür aber dann kleinere. Laſſen die Jungen aus Mangel an Geſchi>élichkeit die Nahrung fallen, ſo fangen die Alten dieſe wieder auf. Die Jungen ſind, wie Jäckel ſchildert, zumal in früher Jugend äußerſt niedliche Weſen. „Es gewährt dem Naturfreunde lebhaftes Vergnügen, das Familienleben dieſer Vögel zu beobachten und zu ſehen, wie bald eins, bald mehrere Junge, ermüdet von dem no< ungewohnten, lange anhaltenden Shwimmen überhaupt oder namentli<h von dem oft ſtarken Wellenſchlage der breiten Waſſerfläche, der Mutter auf den Nücken ſteigen, und wie dieſe ſpäterhin dur<h Untertauchen ihrer Bürde ſih wieder entledigt, oder wie die Jungen, wenn ſie etwas von den Eltern abgekommen ſind, ängſtlih und laut piepen und piſpern, wie ſie von den Alten dur< Vorlegen von Nahrung gefüttert oder auh im Tauchen unterrichtet werden.“ Anfänglich wurde den Jungen, die Jäckel beobachtete, die Speiſe immer nur über dem Waſſer vorgelegt; vom S8. Tage des Lebens aber begann der Unterrichl. „Der Alte ſ{hwamm jenen Fungen, wenn ſie ſoeben zugreifen wollten, noh zwei- oder dreimal mit der Speiſe voran und tauchte dann mit dem Fiſche unter, um ſie zu veranlaſſen, ihm zu folgen. Sie waren aber doh no< etwas zu unbeholfen; er legte ihnen daher auh no< ferzerhin Speiſe über dem Waſſer vor. Mit lautem „Quong quong“ lo>te ex die Jungen herber; ſie