Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Haubenſteißfuß. RNothalsſteißfuß, Ohrenſteißfuß. 583

famen dann auf dem Waſſer rudernd aus ziemlicher Entfernung heran, und der beſte der Schwimmer bekam das Fiſhchen zum Lohne.“ Gegen fliegende Näuber verteidigen die Eltern ihre Küchlein mit Heldenmute. Naumann ſah das Weibchen nah vorüberfliegenden Krähen und Naubvögeln vom Waſſer aus hoch in die Höhe ſpringen, mit dem Schnabel nah dem Räuber ſhnappen oder ha>ken und dadurch dieſen öfters wirklih von ſeinem Vorhaben abbringen. „Jn ſolchem beängſtigenden Streite ſchreit es jämmerlihh, während das Männchen aus geringer Entfernung zwar die Angſt der Gattin zu teilen ſcheint und mit ſchreit, aber niht Mut hat, ihr auch thätige Hilfe zu leiſten.“

Der Haubenſteißfuß nährt ſih in der Freiheit faſt aus\chließli<h von Fiſchen, obwohl er größere Kerbtiere keineswegs verſ<mäht. Auf Brutteichen kann er deshalb einigen Schaden anrichten; da, wo man größere Fiſche hält, kommt dieſer jedoh niht in Betracht und wird von dem Nuten, den der Vogel gewährt, jedenfalls aufgewogen. Das Fleiſch iſt allerdings niht eßbar, der Federpelz aber ſehr geſchägt und in der That ein ſo koſtbares Kleidungsſtü>, daß man die Verfolgung, die der Vogel erdulden muß, wenigſtens entſchuldigen kann. Ein Weidmann, der den aus den erlegten Haubenſteißfüßen zu erzielen: den Gewinn nicht allzu ho<h anſchlägt, wird ihnen ſ{hwerlih nachſtellen, weil ex an den beweglichen und ſonderbaren Geſchöpfen notwendigerweiſe ſeine Freude haben muß.

Jn der Gefangenſchaft hält ſih der Haubenſteißfuß, wenn man ihm kleine Fiſche reiHen fann, monatelang. Fm Zimmer kann man ihn freilih nicht pflegen, weil ein nicht zu fleines Waſſerbe>en zu ſeinem Wohlbefinden unbedingt notwendig iſt; auf einem kleinen Teiche im Garten aber wird ex bald heimiſch, mit ſeinem Pfleger na<h wenigen Tagen vertraut und ſ{<ließli< ſo zahm, daß er auf den Nuf herbeikommt und das ihm vorgeworfene Futter, unbekümmert um den Menſchen und in deſſen unmittelbarer Nähe, zu ſih nimnkt. Schwierig wird ſeine Erhaltung nux im Winter; denn er kann ſtrenge Kälte nicht vertragen und geht bei ſtarkem Froſte regelmäßig zu Grunde.

Unter den übrigen in Europa vorkommenden Arten iſt der Nothalsſteißfuß (ColIymbus griseigena, sguberistatus, rubricollis, parotis, naevius, cucullatus und longirostris, Podiceps griseigena, rubricollis, subcristatus, canogularis, holboelli und cooperi, Pedetaythya subcristata) die größte: feine Länge beträgt 46, die Breite 80, die Fittichlänge 18 cm. Oberkopf, Nacken und Hinterhals ſind ſhwarz, ſ<hwa<h grünlich glänzend, Krone und Kehle ſowie die mit mäßig langen Federn bekleideten Wangen aſchgrau, leßtere ſchmal gräulihweiß umſäumt, Vorder- und Seitenhals lebhaft kaſtanienbraunrot, die gräulihſhwarzen Oberteile durch lichtere Federſäume, die atlasweißen Unterteile ſeitlih dur dunkelgräuliche Schaftſtrihe und Federränder gezeichnet, die Schwingen \{<wärzlich, die inneren, einen ſ{hmalen Spiegel bildenden Armſchwingen aber weiß. Das Auge iſt karminrot, der Schnabel an der Wurzel gelb, im übrigen ſ{<hwarz, der Fuß außen ſ{<warzgrün, innen grünlihgelb. Dem Winterkleide, deſſen Färbung unſcheinbarer iſt, fehlt das Noſtrot am Halſe; das Jugendkleid kennzeichnet ſi<h dur< dunkle und helle Längsſtreifung des Halſes. :

Das Verbreitungsgebiet exſtre>t ſi< über alle nördlihen Länder der Erde.

Der Ohrenſteißfuß oder Hornſteißfuß (Colymbus auritus) zeihnet ſih dur< ſeinen außerordentlich entwidelten Kopffragen aus. Dieſer, bis auf den breiten, dunkel feuerfarbenen, oberſeits ſ<hwefelgelb eingefaßten Zügelſtreifen, ebenſo Hinterhals und Oberſeite ſind ſhwarz, Vorderhal3, Kropfgegend und Seiten lebhaft braunrot, die Unterteile atlasweiß, die Handſchwingen graubraunſhwarz, dunkelbraun geſchaftet, die Armſchwingen von der zweiten an rein weiß und ebenſo geſchaftet, nur die hinterſten beiden außen mehr oder