Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Sanderling. Schwimmwaſſerläufer. 45

Wie die Verwandten nährt ſi< au< der Sanderling von. allerlei Kleingetier. Man ſieht die Geſellſchaft dicht an der Brandungslinie der See ſtehen, eine ſih überſtürzende Welle erwarten, hierauf mit dem zurükehrenden Waſſer ſeceinwärts eilen, vox der nächſten Welle zurüflüchten, und in dieſer Weiſe ſtundenlang auf und nieder laufen. Doch gewahrt man ihn au< weiter vom Waſſer entfernt, eifrig beſchäftigt, hier und dort aufzupi>ken, und ſi in ſeine Arbeit ſo vertiefen, daß er den Menſchen bis auf wenige Schritte heranfommen läßt, bevor er zu ihm aufbli>t und dann erſt erſchre>t davoneilt. Naumann ſagt, daß er eine wohlbeſeßte Tafel ſehr liebe und dabei ſelbſt ſeine Sicherheit hintanzuſeßen ſcheine.

Da der Sanderling ausſchließlih im höchſten Norden niſtet, iſt ſeine Fortpflanzungsgeſchichte noh unbekannt. Die Eier ähneln denen des fleinen Alpen- oder Bergſtrandläufers; ſie ſind auf lehmgelblihem oder grünlihem Grunde mit einigen {{wa< purpurbräunlichen Fle>en und etwas unregelmäßigen gelblihbraunen Tupfen gezeichnet.

An den Seeküſten jagt man den Sanderling wie alles kleinere Strandgeflügel überhaupt und erlegt oft viele der harmloſen Tierchen mit einem einzigen Schuſſe. Nach Verſicherung Naumanns läßt er ſih leiht zähmen und zeigt ſi<h {hon na< wenigen Tagen ſo kirre und zutraulih, daß er dadurch oft in Gefahr gerät und zuleßt gewöhnlich totgetreten wird. Y

Von Nordamerika aus ſoll ſi au< der Shwimmwaſſerläufer (Symphemia geemipalmata und atlantica, Catoptrophorus semipalmatus, Totanus semipalmatus und crassirostris, Scolopax, Glottis und Hodytes semipalmatus) einmal, und zwar an die ſkandinaviſchen Küſten, verflogen haben. Er unterſcheidet ſi< namentlih dur< halbe Schwimmhäute zwiſchen den vorderen Zehen und gilt deshalb als Vertreter einer gleichnamigen Gattung (8ymphemia). Seine Länge beträgt 39, die Breite 70, die Fittichlänge 21, die Schwanzlänge 8 cm. Die Oberteile ſind bräunlichgrau, Kopf und Hals dunkelbraun längs-, Rücken und Mantel quergeſtreift, dieſe Teile auch ebenſo gefle>t, die kleinen FlügeldeŒen grau, braun geſtrichelt, die großen an der Spibe weiß, eine Flügelquerbinde bildend, ein Brauenſtreifen, der Bürzel, die oberen Shhwanzde>en und die Unterteile weiß, die Seiten bräunlih gewellt, die Handſchwingen braun, in der Wurzelhälfte weiß, die erſten Armſchwingen weiß, die lebteren wie die Schulterfedern braungrau mit grünlihem Schimmer, die Shwanzfedern in der Wurzelhälfte weiß, in der Endhälfte dicht blaß aſhgrau geſprenkelt, die vier mittleren braunſhwarz und graubraun gebändert. Das Auge iſt braun, der Schnabel an der Wurzel blaugrau, an der Spie {hwärzli, der Fuß lichtblau.

Der Shwimmwaſſerläufer, Willet und Steinſhnepfe der Nordamerikaner, bewohnt als Brutvogel die Vereinigten Staaten und überwintert in Mittel- und Südamerika. Zu ſeinen Aufenthaltsorten wählt er na>te Ufer ſüßer Gewäſſer oder die Seeküſte. Er lebt ſelbſt am Brutorte gern geſellig, vereinigt ſi< im Winter zu ſehr zahlreichen Flügen, läuft, watet und fliegt mit gleicher Meiſterſchaft, ſchwimmt auch ret gut, obgleich ſelten ohne Not, hat eine laute Stimme, die zu dem Namen Willet Veranlaſſung gegeben hat, und iſt ſehr lebhaft, klug, vorſichtig und ſcheu. Sein Neſt legt er in der Nähe des Waſſers, auh inmitten des Sumpfes, meiſt in einem Binſenbuſche an; die Eier, deren Längsdurhmeſſer etwa 50 und deren Querdurchhmeſſer 36 mm beträgt, ſind rundlicher als die der meiſten Verwandten und auf ölbräunlihem lehmfarbenem oder rötlihbraunem Grunde mit {wachen Unter- und kräftigen Oberfle>en von umberbrauner Färbung gezeichnet. Beide Eltern brüten, und beide führen die Jungen in üblicher Weiſe.

ES