Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

608 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; ſe<zehnte Familie: Entenvögel.

der Zeit, in welcher ſie flugunfähig ſind, vom Boote aus, zwingt ſie zu beſtändigem Untertauchen, bis ſie, ermattet, niht mehr tauchen können, und ſchlägt ſie dann mit Stangen tot oder gibt ihnen einen Gnadenſchuß. Das Wildbret der alten Wildgänſe iſt hart und zähe, das der Jungen dagegen außerordentlich ſ<mad>haft, ehrbare Jagd alſo in jeder Hinſicht gerechtfertigt. Die Federn werden hochgeſhäßt und wohl mit Recht für beſſer gehalten als die der Hausgans; namentlich die Daunen gelten als vorzüglih. Bei Hervorhebung des Schadens, den die Graugans dur< Auſleſen von Getreidekörnern , Ausklauben der Ähren, Abweiden der Saat, Abpflü>ken von Kraut und dergleichen bringen foll, ſcheint eher Mißgunſt als Gerechtigkeit maßgebend zu ſein.

Drei nahe verwandte Wildgänſe, die Saat-, A>er- und Rotfußgans, die wir zuſammen Feldgänſe nennen wollen, ſind vielfah verkannt, miteinander verwechſelt oder ver\{molzen worden, unterſcheiden ſich jedoh im Leben ſo beſtimmt daß ihre Artſelbſtändigfeit niht bezweifelt werden kann.

Bei der Saatgans, Roggen-, Bohnen-, Moor-, Zug- und Hagelgans (Anser segetum, paludosus und platyuros, Anas segetum) ſind Kopf und Hals erdbraun, Stirnrand und ſeitlihe S<hnabelwurzelgegend dur drei getrennte, ſ<mal halbmondförmige weiße Streifen geziert, Mantel, Schultern und kleine Oberflügelde>federn tiefbraun, dur< ſ<hmale hell fahlbräunliche Federſäume ſtreifig gezeichnet, Unterrücen und Bürzel einfarbig ſhwarzgraubraun, Kropf, Bruſt und Seiten, mehr und mehr nah unten dunfelnd, tief- oder ſ{hwarzbraun und ſilberweiß geſhuppt, die oberſten Tragfedern innen breit weiß geſäumt, Bauch, längſte obere und alle unteren Schwanzde>en weiß, die Handund Armſchwingen braunſhwarz, an der Wurzel dunkel aſhgrau, weiß geſchaſtet, die Schulterfedern und alle großen oberen Flügelde>federn tiefbraun, ſhmal ſ<hmußig weiß gefantet, der Oberflügelrand und alle Unterflügelde>federn tief aſhgrau, die Schwanzfedern ſhwarzbraungrau, mit nah außen hin ſi verbreiternden weißen Seitenkanten und weißen Enden. Das Auge iſt dunkel nußbraun, der Schnabel ſ{<warz, hinter dem Nagel, einen beide Laden umfaſſenden breiten Ring bildend, hell gelbrot, der Fuß orangenfarben. Jm hohen Alter verlieren ſi< die weißen Mondfleen am Schnabel und dunkelt die Färbung; in der Jugend ſind jene noh niht vorhanden und alle Teile lichter, ſhmußiger und grauer gefärbt. Die Länge beträgt durchſchnittli 86, die Breite 180, die Fittichlänge 48, die Schwanzlänge 14 em.

Die von meinem Vater unterſchiedene A>ergans, Feld- oder Feldſaatgans (Anser aryensÌis und rufescens) unterſcheidet ſi< von der Saatgans, der ſie in allen Kleidern ähnelt, dur< bedeutendere Größe, jedo< zierlichere Geſtalt, den verhältnismäßig längeren und geſtre>teren, an der Wurzel ſehr hohen und breiten, an der Spibe abgeflach: ten, nur auf dem Firſte, dem hinteren Teile der Laden oder Schneiden und am Nagel ſ<warzen, im übrigen orangenroten Schnabel, die kürzeren Fittiche, die, zuſammengelegt, das Ende des Schwanzes eben erreichen, niht aber, wie bei der Saatgans, merkli<h überragen, den etwas längeren Schwanz, den ſ{hwarzgrauen Unterrücken und den am oberen Flügelrande wie unterſeits dunkel-, nicht aber tief aſhgrau gefärbten Fittih. Die Länge beträgt dur<hſcnittlih 95, die Breite 174, die Fittichlänge 50, die Schwanzlänge 14 em.

Die Rotfußgans endlih (A nser brachyrhynchus, obscurus, brevirostris und phoenicopus) unterſcheidet ſich von der ihr ähnlichen Saatgans durch ihre merklih geringere Größe, den auffallend furzen, plumpen und di>en Schnabel, deſſen Ringband kaum