Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Brautente. — Tauchenten: Allgemeines. 647

genügenden Wohnung; zuweilen muß ein verlaſſener Bau des Fuchseichhornes, ausnahmsweiſe ſelbſt eine Felſenkluft genügen. Das Weibchen zwängk ſih mit überraſchender Leichtigkeit dur die Eingangslöcher verſchiedener Höhlungen, obgleich dieſe dem Anſchein nah viel zu klein ſind, verſteht au< meiſterhaft, das Jnnere der Höhlung ſelbſt zum Neſte herzurichten. Während es die einzelnen Löher durchkrieht, hält das Männchen außen Wacht und ruft ihm zärtlich zu oder unterrichtet es von einer ſih nähernden Gefahr dur< den beſchriebenen Warnungslaut, auf welchen hin beide dann eilig flühten. Die einmal auf: gefundene Höhlung dient einem Paare viele Fahre nacheinander. Das werbende Männchen entfaltet dem Weibchen gegenüber allerlei Verführungskünſte, brüſtet ſich in ſtolzer Haltung mit hoh emporgehobenem Haupte und verſucht es, durch zierliches Ni>ken und Wenden des Kopfes das Herz ſeiner Schönen zu rühren. Hat das Paar ſi geeinigt, ſo ſieht man beide ſtets dicht nebeneinander dahinſhwimmen, dann und wann ſich gegenſeitig mit dem Schnabel liebkoſen, das Männchen ſih ab und zu vor Vergnügen vom Waſſer erheben, mit den Flügeln ſchlagen und unter zartem Geſchrei Haupt und Hals bewegen. Gelegentlich wird auch ein Zweikampf ausgefochten, wenigſtens jedes andere Männchen, welches ſich naht, durch nicht mißzuverſtehende Gebärden bedroht. Währenddem beſuchen beide tagtägli<h mehrmals die erwählte Niſthöhle; das Weibchen baut und ordnet in ihr und beginnt nun endli<h, Anfang April, in den nördlichen Staaten einen Monat ſpäter, mit dem Legen. Die 7 bis 12 Eier ſind klein, etwa 48 mm lang, 36 mm di>, länglich, hart: und glattſchalig, rein und gelblihweiß. Die Brutzeit währt 25—26 Tage. Sofort nachdem das lette Ei gelegt wurde, kleidet das Weibchen, wie üblich, die Mulde mit Daunen aus, bede>t die Eier auch bei jedem Ausfluge und übernimmt fortan überhaupt alle Sorgen und Mühen der Elternpflege. Solange es baut und legt, wird es vom Männchen noch beſtändig begleitet; ſpäter verfährt dieſes genau in derſelben Weiſe wie andere Enteriche, verläßt die Gattin, vereinigt ſih mit anderen ſeines Geſchlechtes, ſtreift mit ihnen umher und begibt ſich auf ein geeig: netes Gewäſſer, um hier die Zeit der Mauſer zu durchleben. Leßtere tritt bereits im Juli ein, iſt um Mitte September ſhon beendet und verleiht dem Enteriche ein Kleid, das ſi von dem des Weibchens kaum unterſcheidet, obgleich es dieſes immer noc ein wenig an Glanz und Sättigung der Farbe übertrifft.

Das Wildbret der Brautente ſoll vom September an bis zum Eintritt des Winters wahrhaft köſtlich ſein: kein Wunder daher, daß ihr überall nachgeſtellt und ſie allwinterlih zu Tauſenden auf den Markt gebracht wird. An ihre volle Zähmung ſcheint man in Amerika noc nicht gedacht zu haben; daß ſie aber nah und nah zum Hausvogel werden wird, unterliegt feinem Zweifel. Als Parkvogel verdient ſie den Vorzug vor ſämtlichen fremdländiſchen Verwandten, niht bloß deshalb, weil ſie alle an Schönheit übertrifft, ſondern auc, weil fie ſih leichter als alle anderen fortpflanzt.

Die Tauchenten (Fuligulinae), die eine anderweitige, etwa 30 Arten zählende Unterfamilie bilden, kennzeichnen ſi< dur< kurzen, breiten und plumpen Leib, kurzen und dien Hals, großen Kopf und mittellangen, gewöhnlich breiten, nur mit kurzen Zähnen bewehrten, an der Wurzel oft aufgetriebenen Schnabel, kurze, weit hinten am Leibe eingelenkte, bis zur Ferſe befiederte, größtenteils von der Bauchhaut umſchloſſene Füße, deren Fußwurzeln ſeitlich ſehr zuſammengedrüct und deren lange Vorderzehen dur große, gewiſſermaßen auch an der Hinterzehe in Geſtalt einer ſogenannten flügelförmigen Lappenhaut, d. h. der von beiden Seiten in einen breiten Hautſaum platt herabgedrückten Sohle, wiederholte Shwimmhäute verbunden werden, kurze, gewölbte Flügel, unter deren Schwingen die erſten beiden