Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

648 Zehnte Ordnung: Stoß vögel; ſe<zehnte Familie: Entenvögel,

die längſten ſind, mittellangen oder kurzen, aber breiten, aus 14—18 ſtraffen Federn gebildeten Shwanz ſowie endlich dicht anliegendes Gefieder, das je nah Geſchle<ht und Alter verſchieden gefärbt, auf dem Kopfe oft zu Hollen oder Hauben verlängert und in eigentümlih bunter Weiſe gezeichnet iſt.

Entſprechend ihrer Tauchfähigkeit, ziehen dieſe Enten freieres und tieferes Waſſer dem ſeihteren oder mit Pflanzen beſtandenen vor. Die Mehrzahl von ihnen lebt im Meere, ſucht aber meiſt während der Fortpflanzungszeit ſüße Gewäſſer auf, auf welchen andere den größten Teil ihres Lebens verbringen. Mehr als alle bisher genannten Zahnſchnäbler ſind ſie ans Waſſer gebunden. Fnfolge der weit hinten ſtehenden Füße müſſen ſie, um ihren Leib im Gleichgewichte zu tragen, eine ſehr aufgerihtete Haltung annehmen; ihr Gang iſt daher nur ein ſchwerfälliges Wanken, das man kaum noch Watſcheln nennen kann, ſcheint ſie auch ſehr zu ermüden. Ebenſo ſtrengt ſie der Flug mehr an als andere Zahnſchnäbler, obgleich ſie, wenn ſie ſih einmal erhoben haben, unter {nellen Flügelſhlägen raſh genug dahin eilen. Um ſo fertiger bewegen ſie ſi< im Waſſer. Den breiten, verhältnismäßig ſ{<hweren Numpf tief eingeſenkt, ſo daß von ihm nur ein {maler Streifen des Rückens unbede>t bleibt und der Schwanz auf der Oberfläche des Waſſers ſ<leppt, rudern ſie, mit den breithäutigen Füßen kräftig ausſtoßend, ſehr \<nell dahin, und wenn ſie in die Tiefe hinabſteigen wollen, genügt ein einziger Stoß ihrer Ruder nah oben, unter gleichzeitigem Aufſchnellen des Shwanzes nah abwärts, um den Leib kopfüber nah unten zu werfen. Sie ſind noh nicht fähig, wie die Taucher eine etwa ins Auge gefaßte Beute unter dem Waſſer gu verfolgen, ſondern tauchen mehr oder weniger ſenkre<ht auf den Grund hinab und kommen na< minutenlanger Abweſenheit faſt an derſelben Stelle, von welcher ſie verſchwanden, wieder empor. Da ſie ihre Nahrung vom Grunde des Waſſers aufleſen, dur<meſſen ſie in dieſer Weiſe oft ziemlih bedeutende Entfernungen, diejenigen, welche im Meere leben, wie man dur< Unterſuchung ihrer Nahrung leicht beſtimmen kann, zuweilen gegen 100 m. Nur wenige von ihnen ſind vorzug8weiſe Pflanzenfreſſer; die Mehrzahl nährt ſich von Muſcheln und anderen Weichtieren, Gewürm, Krebſen, Fiſchen und dergleichen während des Aufenthaltes in ſüßen Gewäſſern auh von Kerbtieren. Die vom Grunde aufgenommene Nahrung wird auch glei in der Tiefe verſhlu>t. Hinſichtlih der Stimme unterſcheiden ſie ſich inſofern von den Shwimmenten, als ſie knarrende oder langgezogene, niht aber quakende Laute ausſtoßen. Die Sinne und die geiſtigen Fähigkeiten ſcheinen mit denen der Verwandten ungefähr auf gleiher Stufe zu ſtehen.

Mehr als die übrigen Zahnſchnäbler niſten ſie in Geſellſchaften, zuweilen förmliche Anſiedelungen bildend. Nicht ſelten legen zwei Weibchen, auch ſolche verſchiedener Arten, in ein Neſt, brüten gemeinſchaftlich die Eier aus und teilen ſi in die Erziehung und Pflege der Jungen, ohne zwiſchen den eignen und fremden einen Unterſchied zu machen. Viele ſtehlen ſih gegenſeitig die Eier und wälzen ſie nah ihren eignen Neſtern oder lo>en die bereits ausgeſchlüpften Jungen zu ſich heran, um dieſe zu pflegen. Die Eier ſind rundlicher und feſtſchaliger als die der Shwimmenten, ihnen ſonſt aber ſehr ähnli.

Mehrere Tauchenten gewähren dur die Daunen, mit welchen ſie ihr Neſt ausfüttern, erheblichen Nugen; andere liefern auh ſ{<mad>haftes Wildbret, wogegen das Fleiſch der meiſten infolge der Nahrung einen unangenehm thranigen oder ranzigen Geſhma> beſißt und wenigſtens für einen verwöhnten Gaumen ungenießbar iſt. Dem entſprechend werden viele nur der Federn, nicht aber des Wildbrets halber gejagt. Von anderen Feinden haben ſie weniger zu leiden als die Shwimmenten. Die ſ{hnelleren RNaubvögel fangen auch ſie im Fluge, und größere Fiſche oder im Waſſer lebende Lurche nehmen ihnen die Jungen weg: im allgemeinen aber entzieht ſie das Waſſer vielen Verfolgungen. Für die Gefangenſchaft eignen ſie ſi< niht. Sie gewöhnen ſi< zwar nah und nach an einfaches Futter,