Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Eiderente. Trauevrente. Samtente. Brillenente. 655

niht, der Na>enfle>en vorhanden, das Auge graubraun, der Schnabel bläulichſ<warz, der Fuß rötlihgrau. Die Länge beträgt 52, die Breite 92, die Fittichlänge 25, die Shwanzlänge 9 cm.

Alle Trauerenten ſind im Norden der Erde heimiſh und brüten niht oder wenigſtens nur ausnahmsweiſe diesſeits des kalten Gürtels. Trauer- und Samtente, Kinder der Tundra, bewohnen gemeinſchaftlih faſt dasſelbe Gebiet, vom nördlichen Skandinavien an nach Oſten hin bis Amerika ſo ziemlich alle nordiſchen und hohnordiſchen Länder, vielleicht mit Ausnahme dieſer und jener Fnſel. Fn Nordrußland und Nordſibirien ſind beide Arten gemein. Gelegentlich ihres Zuges erſcheinen ſie an unſeren Küſten, ſtreifen auh wohl weiter na< Süden hinab und kommen ſogar, obſchon ſelten, in Spanien und Griechenland vor. Jm VBinnenlande zeigen ſie ſih niht oft, gewöhnlich erſt ſpät im Fahre, um Mitte November oder Anfang Dezember, verweilen hier auch, ſolange die offenen Gewäſſer es geſtatten, und kehren früher als die übrigen Enten wieder nah dem Norden zurü>. Da, wo der Golfſtrom das Meer offen erhält, ſieht man ſie während des ganzen Winters, meiſt zu Schwärmen geſchart, ſih in den ſtilleren Fjorden und Buchten aufhalten, wogegen ſie während der Brutzeit größere oder kleinere, immer aber freie Süßgewäſſer der Tundren beziehen. Die Brillenente lebt unter denſelben Verhältniſſen im Norden Amerikas und verfliegt ſi<h nur ausnahm8weiſe bis zu unſeren Küſten.

Alle Trauerenten, insbeſondere die beiden europäiſchen Arten, gehen und fliegen \{hwerfällig, tauchen aber meiſterhaft. Fhre Stimme iſt ein tiefes, rauhes „Krah krah“ das zuweilen abgekürzt und wiederholt ausgeſtoßen wird. Sie leben nur für ſi<, ohne ſi um andere Enten oder andere Vögel überhaupt zu kümmern, ſind au<h am Brutplate ſehr vorſichtig und halten ſih ſtets ſo viel wie möglich inmitten der Gewäſſer auf, um ja nicht beſhlihen werden zu können.

Weichtiere, insbeſondere Muſcheln, bilden die Hauptnahrung der Trauerenten. Auf ihren Brutteichen mögen ſie au< Kerbtiere und Würmer und gelegentlih vielleiht noh fleine Fiſche fangen; jene Tiere bleiben aber die bevorzugten, und deshalb fliegen ſie, wenn ſie brüten, ſtets auf das Meer hinaus, um hier zu fiſhen. Daß ſie Pflanzenſtoffe niht gänzlih verſ<hmähen, iſt dur< Beobachtungen feſtgeſtellt worden.

Schon auf den Gebirgsſeen des ſüdlichen Norwegen niſten Samt- und Trauerente ziemlih regelmäßig; weiter oben im Norden vermißt man ſie kaum auf irgend einem der größeren Gewäſſer dieſer Art. Mitte Juni findet man im Gebüſche, hohen Graſe, Binſicht 2c. ihr aus groben Stengeln, Halmen und Blättern loſe zuſammengeſchihtetes und ſpäter mit den Daunen des Weibchens ausgekleidetes Neſt. Die 8—10 Eier, die das Ge[lege bilden, ſind etwa 65 mm lang, 58 mm di>, längli<h eirund, glatt und glänzend, friſch von zart rotgelbweißer Färbung. Die Fungen tauchen vom erſten Tage ihres Lebens an, verweilen aber im Brutteiche, bis ſie vollſtändig fliegen gelernt haben, kehren anfänglich oft noh dahin zurü>, machen ſi<h ſpäter auf dem Meere gänzlih heimiſh und verlaſſen da, wo der Winter ſie zwingt, die Brutgegend gegen Ende Oktober.

Gefangene Trauerenten ſieht man ſelten in den Tiergärten, obgleih die Vogelſteller an den Secküſten alljährlih viele von ihnen erbeuten. Sie laſſen ſi<, ſelbſt wenn es ihnen an Muſcheln, ihrem Lieblingsfutter, niht fehlt, ſhwer halten. Anſcheinend überſtehen ſie den Winter zwar ſehr gut, freſſen, befinden ſi< wohl und ſind munter, welken aber ſihtlih dahin, je höher die Sonne ſteigt, und erliegen endli<h, gewöhnlih im Hochſommer, wenn die Mauſer bei ihnen eintritt.

Das Wildbret ſagt unſerem Gaumen nicht zu, gilt aber unter Lappen, Samojeden, Oſtjaken, Tunguſen und ähnlichen Völkerſchaften als ein vorzüglicher Le>erbiſſen. Deshalb