Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Tafelente. Schellente. 659

Sie brütet erſt ſpät im Fahre, ſelten vor Mitte Mai, weil ſie ihr Neſt am liebſten in dem Seggen oder Nohre ihres Brutgewäſſers anlegt. Leßteres iſt ſtets ein Binnenſee oder Teich, der wenigſtens am Rande mit Schilf, Nohr oder Niedgras beſtanden iſt. Ob er ſüßes Waſſer enthält oder ſalziges, ſcheint ihr ziemlih gleichgültig zu ſein, denn man bemerkt keine Vorliebe für ſüßes Waſſer. Zuweilen legt ſie ihr Neſt in der Nähe bewohnter Orte an, manchmal auf ſehr kleinen Teichen, führt aber dann die Jungen bald einem größeren Gewäſſer zu. Nach ihrer Ankunft im Frühjahre verweilen die Paare längere Zeit unter verſchiedenen anderen Enten, ſcheinbar ohne an Fortpflanzung zu denken: Ende April werden ſie unruhig und lebhaft: die Männchen laſſen ihren Paarungsruf hören, die Paare trennen ſih, und die Liebesbewerbungen beginnen. Das Weibchen ſoll, nah Naumann, frei unter den verſchiedenen Bewerbern wählen und ſih mit dem Beglückten gelegentlich fortſchleihen , ohne daß dieſes deshalb Kämpfe mit Nebenbuhlern zu beſtehen hat. Das Neſt wird aus tro>enem Schilfe, Nohrhalmen und Grasblättern zuſammengebaut, ziemlich dicht geflohten, in der Mitte tief ausgemuldet und ſpäter reihli< mit Daunen ausgefkleidet. Das Gelege bilden 8#—10, ausnahmsweiſe mehr, wenn das erſte Gelege geſtört wurde, weniger, verhältni8mäßig große, rundliche, etwa 64 mm lange, 42 mm dike, feinkörnige, glanzloſe, graue oder ölgrünliche Eier. Solange das Weibchen noh legt, hält das Männhen treu zu ihm, übernimmt auh wohl das Amt des Wächters, während jenes auf dem Neſte verweilt, und zeigt jede Annäherung der Gefahr warnend an: wenn aber das Weibhen einmal brütet, zieht es ſich zurü> und vereinigt ſich mit anderen Männchen, ohne ſich um die Gattin fernerhin zu kümmern. Lettere ſeßt ihr Leben ohne Bedenken für die Brut ein und verläßt die Eier, wenn ſie erſt einige Tage gebrütet hat, niemals. Nach 22—23 Tagen entſ{<lüpfen die Fungen, werden no< im Laufe desſelben Tages auf das Waſſer geführt, <hwimmen und tauchen hier ohne jeglichen Unterricht ſofort außerordentlich fertig, entfernen ſih aber anfangs niht aus der Nähe der de>enden Pflanzen. Durch Einknicken mehrerer nebeneinander ſtehender Rohrſtengel und Schilfblätter, die auh wohl mit Waſſerträutern belegt werden, ſchafft ihnen die Mutter beſondere Nuhepläße und Schlafſtellen, auf welchen ſie häufig ſißen, um ſih zu ſonnen, zu pugen und auszuruhen. Bei Verfolgung ſuchen ſie ſi dur oftmaliges Untertauchen zu retten; wiederholt ſich die Störung, ſo führt ſie die Mutter an einen anderen Ort, womöglich dem Laufe der Gewäſſer folgend, im Notfalle au< über Land. Sie wachſen {nell heran, lernen aber erſt fliegen, wenn ſie ihre volle Größe erreiht haben. Nunmehr vereinigen ſih die Familien wieder mit den alten Männchen und bilden bis zum Herbſte zahlreihere Geſellſchaften.

Neben den Raubvögeln und den Krähen, Elſtern 2c., die wenigſtens den Eiern gefährli werden, ſtellt auh der Menſch der Tafelente des höchſt ſ<hma<>haften Wildbrets halber nach, und die Verfolgung währt noch in der Winterherberge fort. Von den Jungen werden oft viele mit einem einzigen Schuſſe erlegt, weil ſie die Gewohnheit haben, verfolgt, ſich auf einen dichten Haufen zuſammenzudrängen. Gefangene gewöhnen ſi leiht ein, pfſanzen ſih auc fort.

Allwinterlih beſucht unſer Vaterland die Schellente, Sqhall-, Klang-, Klingel-, Kobel- und Hohlente, auh Quaker, Schreier, Knöllje und Knobhbe genannt (Fuligula clangula, Clangula glaucion, yulgaris, chrysophthalmos, leucomela, peregrina und americana, Anas clangula, glaucion, glaucium und peregrina, Glaucion clangula, Bucephala clangula und americana). Kopf und ODberhals ſind ſhwarz, metalliſh ſ{<immernd, Mantel und Rücken, die kleinen oberen Flügelde>federn und der Flügelbug ſamtſhwarz, ein eirunder Fle>en auf der Wange, dicht an der Schnabelwurzel, und alle übrigen Teile weiß, die Weichenfedern dunkel [hwarzgrau quergefle>t, die Hand- und

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