Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Waſſertvreter. Stvandreiter. 51

minder lebhaft, das Weiß weniger blendend, das Schwarz glanzloſer, die dunkle Färbung des Hinterkopfes ausgebreiteter, aber matter als beim Männchen. Fm Winterkleide fehlt die ſ<hwarze Kopf- und Na>kenfärbung, die höchſtens dur< Grau angedeutet wird. Bei jungen Vögeln iſt die Unterſeite gräulichweiß, der Hinterhals grau und weiß gewellt und das Gefieder der Schulter ebenfalls mehr oder weniger grau. Das Auge iſt prachtvoll karminrot, der Shnabel ſ{<warz, der Fuß blaß karmin- oder roſenrot. Die Länge beträgt 38, die Breite 70, die Fittihlänge 23, die Shwanzlänge 8 em.

Dex Strandreiter bewohnt Süd- und Südoſteuropa, Mittelaſien und Nordafrika, zählt jedoh mit Recht zu den deutſchen Vögeln, da er niht nur wiederholt in unſerem Vaterlande vorgekommen iſt, ſondern auch hier gebrütet hat. Fn namhafter Anzahl tritt er zunächſt in Ungarn auf; nächſtdem bewohnt er viele, jedo<h bei weitem nicht alle geeigneten Gewäſſer der drei ſüdlichen Halbinſeln Europas, Südrußland, von der ſibiriſhen Grenze an ſüdlich, ganz Mittelaſien und Fndien. Hier wie in Perſien, Agypten und Nordweſtafrika, auh ſhon auf Sardinien, lebt er jahraus jahrein; in den nördlicher gelegenen Ländern ſeines Brutgebietes erſheint ex Ende April oder Anfang Mai und verweilt höchſtens bis Ende September im Lande. Auf ſeinem Zuge durhwandert er ganz Afrika bis zum Kaplande und Aſien bis zur Fnſel Luzon: Die wenigen Paare, die in Deutſchland niſteten, hatten große, ausgedehnte und abgelegene Brüche zu ihren Wohnſißen auserſehen und trieben hier ſo ſtill ihr Weſen, daß man ſie nux zufällig bemerkte; in Agypten hingegen lebt derſelbe Vogel in unmittelbarer Nähe der Dörfer oder in dieſen ſelbſt, und wenn ſih hier, wie gewöhnlich, ein für die Büffel beſtimmtes Bad befindet, darf man mit Sicherheit darauf re<hnen, einen Trupp Strandreiter in dieſer Lache umherlaufen zu ſehen, hat alſo Gelegenheit, die ſonſt vorſichtigen Vögel in größter Nähe zu betrahten, da ſie den Menſchen ohne Bedenken bis auf wenige Schritte an ſih herankommen laſſen. Es überraſhte mi, wahrzunehmen, daß diejenigen Stelzenläufer, welche ih im Fnneren Afrifas antraf, ungewöhnlih heu waren, da ich dies niht einmal an denen beobachtet hatte, die im Winter in Ägypten einwandern, die Seen beziehen, ſih hier oft in Scharen von 200—300 Stü zuſammenſchlagen und bis zum nächſten Frühjahre verbleiben.

Der Strandreiter liebt ſalzige Gewäſſer, ohne ſih jedo<h an ſie zu binden. Einen Seevogel kann man ihn niht nennen. Allerdings kommt auch er zuweilen an der Meeresfüſte vor und treibt ſi< dann unter Waſſerläufern und Säbelſhnäblern umher; gewöhnlih aber trifft man ihn in den erwähnten kleinen Teichen oder Lachen und während der Brutzeit in den größeren Brüchen an, deren Waſſer ſüß oder höchſtens bra>ig iſt. An Geſelligkeit ſcheint ex alle näheren Verwandten zu übertreffen; paarweiſe ſicht man ihn bloß während der Fortpflanzungszeit, im Laufe des übrigen Jahres ſtets in Geſellſchaft von mindeſtens 6—12 Stü> und im Winter in den zahlreihen Scharen wie angegeben. Einzelne habe ih nur im Sudan geſehen, dann aber immer unter anderem Strand- und Waſſergeflügel. Die kleineren Geſellſchaften ſcheinen ſi< wenig um Verwandte zu kümmern; die großen Züge hingegen treiben ſih oft unter ſolchen und insbeſondere unter den Säbelſhnäblern umher: es mag jedoch ſein, daß bei beiden Vögeln in gleicher Weiſe ergiebige Örtlichkeiten mehr zu dieſen Vereinigungen beitragen als der Hang zur Geſelligkeit. Am Rande der Gewäſſer ſieht man ihn ſelten, regelmäßig vielmehr in einer gewiſſen Tiefe des Waſſers und hier entweder umherwatend oder auh, und keineswegs ſelten, ſ{<wimmend. Seine Stellung iſt die eines Waſſerläufers, der Gang durchaus niht wa>elnd und ungeſchi>t, wie man annehmen möchte, ſondern ein leichtes, zierlihes, gemeſſenes Schreiten, das der großen Schritte halber immerhin fördert, der Flug ungemein leicht und ſchön, gewandt und anmutig. Beim Auffliegen ſhlägt er die Shwingen ſchnell zuſammen; wenn ex aber erſt eine gewiſſe Höhe erreicht hat, fliegt er langſamer und gemächlicher dahin;

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